Lukas im Elfenreich Teil 2

EnyaSK

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Sie betraten eine Lichtung, auf der viele violette Blumen blühten. Auf einem Baumstumpf saß ein Elf, der auf einer Geige spielte. Zu seinen Füßen saßen drei Elfenmädchen mit Flöten. Das war also die Musik, die er gehört hatte. Die Melodie klang fröhlich und Lukas wollte stehen bleiben, um sich die Musik weiter anzuhören. Zilo jedoch fasste ihn am Arm und zog ihn weiter.
„Komm! Wir müssen erst einmal zum Schloss. Dort brauchen wir eine Erlaubnis für dich, hier zu sein.“
„Ah! So was wie ein Visum“, meinte Lukas, der einmal mit seinen Eltern für ein halbes Jahr in Südafrika gelebt hatte, wo man ihnen ein Visum ausgestellt hatte.
Der Elfenjunge sah ihn verwundert an.
„Ein was? Nie gehört!“
„Schon gut. War nur ...“, winkte Lukas ab und blieb wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf ein seltsames Tier fiel, das vor ihnen auf einem Stein hockte. Es war etwa so groß wie eine Katze und hatte eine ähnliche Statur, doch da hörte die Ähnlichkeit schon auf. Der Körper war mit Schuppen bedeckt, die in den Farben des Regenbogens schillerten. Die Augen schauten ruhig und weise aus einem runden Gesicht. Der lange Schwanz stand hinter dem Tier in die Höhe und war am Ende aufgerollt. Lukas schätzte, dass der Schwanz ausgerollt länger sein musste, als er selbst groß war.
„Das ist ein Rikitak“, erklärte Zilo.
„Ist ... ist es gefährlich?“, fragte Lukas ein wenig beunruhigt.
„Nicht für uns. Nur für die Gworks.“
„Wer sind die Gworks“, fragte Lukas.
„Das sind Zwerge, die in den schwarzen Bergen leben. Manchmal greifen sie uns an. Erst vor ungefähr tausend Jahren haben sie versucht, die Königin zu stürzen. Zum Glück ist es ihnen nicht gelungen.“
Zilo bemerkte den ängstlichen Blick seines neuen Freundes und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern.
„Keine Angst. Ich glaube kaum, dass die so schnell wieder kommen. Ich habe gehört, dass Mowka, der König der Gworks, im Sterben liegt. Sein Sohn Trufos wird Zeit brauchen für die Rituale und dann muss er seinen neuen Hofstaat gründen und so weiter. Das sind langwierige Prozeduren. Er wird sicher ein paar tausend Jahre damit beschäftigt sein.“
„Ach so, na dann“, meinte Lukas erleichtert und ein wenig verwirrt. Es war doch ein wenig ungewohnt, wie sein neuer Freund mit den Jahrtausenden um sich schmiss, als wären es nur Jahre. „Wie weit ist es bis zum Schloss?“, fragte er und hoffte, die Reise dorthin würde nicht auch ein paar tausend Jahre dauern.
„Oh, nicht weit. Wir werden uns ein paar Felites besorgen, dann sind wir schnell dort. Keine Angst, wenn du zurückkehrst in deine Welt, wird bei dir nur eine kurze Weile vergangen sein. Vielleicht eine viertel Stunde oder so.“
Das erleichterte Lukas dann doch ungemein. Er hatte sich schon ernsthafte Sorgen gemacht.
„Na, dann lass uns aufbrechen“, sagte er frohen Mutes. „Ach ja, was sind Felites?“
„Du wirst sehen.“

Es stellte sich heraus, dass die Felites geflügelte Pferde waren. Ihr Fell war weiß wie Schnee und ihre hauchzarten Flügel schimmerten bläulich. Die Augen der Felites waren von einem klaren Blau. Zilo sprang behände auf den Rücken eines der Tiere und schaute Lukas erwartungsvoll an.
„Na los! Worauf wartest du?“
Lukas schaute das große Tier vor sich ratlos an. Er war noch nie geritten und hatte auch keine Ahnung, wie er auf den Rücken des Tieres gelangen sollte.
„Wie komm ich da rauf?“, fragte er.
Zilo rollte mit den Augen.
„Kroch zga shomonahe“, rief er und Lukas Felite legte sich hin, sodass Lukas hinaufklettern konnte, dann erhob es sich. Lukas klammerte sich an der üppigen Mähne des Tieres fest. Es war ihm ein wenig unwohl zumute. „Wir werden doch nicht etwa fliegen mit denen?“ Der Gedanke, sich auf dem wackligen Rücken in die Lüfte zu begeben verursachte ein flaues Gefühl in seinem Magen.
„Natürlich fliegen wir! Was denn sonst?“ Zilo schüttelte den Kopf, verwundert über die Ängste des Menschenjungen. „Du kannst nicht hinunterfallen. Vertrau mir!“
Lukas atmete tief durch, dann nickte er.
„Gut. Wenn du das sagst. Dann auf!“
Mit ein paar Flügelschlägen waren sie schon über den Bäumen. Lukas vergaß alle Angst, als er den Ausblick vor sich sah. Der Wald erstreckte sich weit in alle Richtungen. In der Ferne war ein Berg zu sehen, über dem ein Regenbogen hing.
„Dort auf dem Berg ist das Schloss“, verkündete Zilo.
 



 
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