Lyrich beichtet

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revilo

Mitglied
Lyrichdubeichte

war oftmals Du
und niemals ich

der Lorbeerkranz
verwelkt.

was schert mich
unser vollgeschriebenes Blatt


LG revilo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo!

Das ist die gnadenlose Variante, die du verfasst hast.
Was ich sagen wollte ist, dass wenn wir immer so lapidar vom lyrich reden, meistens doch uns selbst meinen, aber nicht die Courage besitzen, dies zuzugeben.

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
.....das waren nur meine Gedanken zu diesem Gedicht.......danke, dass Du es geschrieben hast.........
LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 13779

Gast
"Setz in jeden Rahmen einen Spiegel, schon wirst du verstanden." :d

Etwas von mir steckt in allem, was ich tue also auch in dem was ich schreibe. Mit einem Gedicht sagt man sehr laut "Ich". Mit Feigheit hat das recht wenig zu tuen. Eher im Gegenteil. Das Verstehen welcher Teil von mir "ich" sagt ist etwas anderes.

Das Lyrich konstruiert sich doch vor allem durch die Probleme der Hermeneutik. Selbst wenn ein Dichter sagt "Hier bin ich das Lyrich." glaubt ihm das der Leser nicht immer.

Naja, ich entferne mich immer weiter vom Text, aber vielleicht wolltest du das auch. Können wir auch gerne per Mail oder im Forum Lupanum weiter diskutieren.

Alles in allem gefällt mir das Gedicht, auch wenn ich mit der Aussage nicht einverstanden bin. (Finde auch das der Text mehr kann, als deinen Vorwurf ausdrücken)
 

laudabilis

Mitglied
hallo franka,

chapeau für dieses werk!

natürlich verstecken wir autoren uns gerne hinter dem lyrich. eine quasi-schizophrene situation, die es bei näherer analyse eigentlich gar nicht gibt. gewisse identitäten sind immer dabei.

was mich aber am meisten an diesem deinen werk fasziniert, ist etwas ganz anderes:

die genuinen themen von lyrik kann man quasi an den zehn fingern eines nichtamputierten menschen abzählen. der prozess des eigenen entstehens gehört selten zum mittelpunkt eines textes. meines wissens war christian morgenstern der letzte namhafte lyriker, der den prozess des eigenen entstehens zum inhalt eines gedichts gemacht hat (in der prosa gibts sowas häufiger).

meine wenigkeit hat da auch vor zwei wochen versucht, eine lücke zu schließen und ein entsprechendes senryu geschrieben. aber ich war im april zu produktiv und habe noch bis zum freitag publikationsverbot bei der leseslupe. nur wenn du lust hast, kannst du das ergebnis nach dem kommenden freitag bei feste formen unter dem thema "recycling" nachlesen.

zurück zu deinem text: ich habe noch niemals zuvor ein werk bei der leselupe besser als mit 8 bewertet. aber einmal ist eben immer das erste mal.

kongenial: das lyrich singt sich selbst im prozess des eigenen entstehens eine lobeshymne und krönt sich auch noch mit einem siegerkranz. soweit hat es noch nicht einmal morgenstern geschafft. ich weiß nicht, wie groß dessen bewegungsfähigkeit im grab ist. ist sie groß genug, wird vermutlich auch er sich schon vor diesem deinen text verbeugt haben.

grüße,
laudabilis
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo an alle!

Ich hätte gar nicht gedacht, dass dieses kurze Gedicht so gut ankommt, war eigentlich nur eine Momentaufnahme, ein Blitzgedanke zu Papier gebracht.

Zum Lorbeerkranz möchte ich noch folgendes sagen:
Meiner Meinung nach entscheidet jeder der schreibt selbst, ob er nun Dichter ist oder nicht - im Rahmen seiner Möglichkeiten und mit der nötigen Bescheidenheit.

@Laudabilis
Dir besonderen Dank für deine ausführliche Besprechung. Der Vergleich mit Morgenstern ehrt mich sehr.
Ich fahre zwar am Wochenende in Urlaub, werde aber hoffentlich online sein, dann werde ich mir deinen Text auf jeden Fall ansehen.
Was meine Person angeht, gilt fortan folgendes:
Ich habe genug andere Personen und Dinge besungen und werde mich in Zukunft mehr dem eigenen Ich widmen.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 



 
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