Mabuses Erben (Sonett)

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Didi Costaire

Mitglied
Mabuses Erben

Wir nehmen uns die Freiheit, meint die Bande,
als erstes nehmen wir sie andren weg.
Wir rücken an aus unserem Versteck,
sind skrupellos zu jeder Tat imstande,

verbreiten Terror, Willkür, Angst und Schreck-
nis mit der scharfen Waffe im Gepäck.
So morden wir mal dort, mal hierzulande.
Die Herrschaft des Verbrechens ist der Zweck.

Die werden wir mit ganzer Macht errichten.
Und wollt ihr uns mit euren Mitteln kriegen,
bekommt ihr Krieg, und wenn wir letztlich siegen,

dann können wir euch rigoros vernichten
mit allem, was euch teuer war und lieb
samt dem, was von der Freiheit übrig blieb.






(Jan. 2015)
 
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Dein Goethe hat sich bei mir schon ausgeweint, lieber Dirk.
 

James Blond

Mitglied
Flott gereimt. Außerdem ist Goethe bereits an anderen lyrischen Brennpunkten in seinen Tränen ertrunken.

Was ich mich (besser: dich) frage:

- Warum passt du Vers 2 in Q2 nicht so an, dass sich auch hier ein umarmender Reim ergibt:

verbreiten Terror, Willkür, Angst und Schreck-
nis mit dem Todeshauch vom Weltenbrande.
So morden wir mal dort, mal hierzulande.
Die Herrschaft des Verbrechens ist der Zweck.


Dadurch ergäbe sich in Q1, Q2 ein sonettes gespiegeltes Reimschema abba baab.

- Das 2. Terzett schließt mit einem sehr ähnlichen Verspaar:

mit allem, was euch teuer war und lieb
samt dem, was von der Freiheit übrig blieb.


- Warum bezieht sich der Titel auf Dr. Mabuse? Das war doch der Typus des genialen Verbrechers, eines Hypnose- und Verkleidungskünstlers und nicht der Anführer einer brutalen Bande, die sich der Terrorverbreitung verschrieben hatte.

Grüße
JB
 

Didi Costaire

Mitglied
Hallo

und herzlichen Dank für die Wortmeldungen.

Auf einen Reim wie "-brande" war ich nicht gekommen und dachte mir dann, es wäre gar nicht so verkehrt, bei dieser Thematik von der üblichen Sonettform abzuweichen, in etwa so wie Mabuse von Normen und Gesetzen.

V13 würde ich aufgrund der Anregung in "mit allem, das euch teuer war und lieb" abbändern.

Mabuse hat in seinem Testament, dem zweiten Film von Fritz Lang, Anleitungen für die Ausübung von Verbrechen mit dem Ziel der Erringung einer Weltherrschaft gegeben, so dass er m.E. als (fiktiver) Vater des Bösen gewertet werden kann. Auch äußerste Brutalität (nach innen und nach außen) wurde zu einem seiner Markenzeichen.

Beste Grüße,
Dirk
 



 
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