märchenhaft

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Perry

Mitglied
märchenhaft

vögel haben die letzten krumen aufgepickt
und wir uns endgültig im wald verirrt
nun sind schatten die einzigen begleiter

hase und igel haben ihren lauf beendet
und dabei das ziel aus den augen verloren
jetzt besteht die welt nur aus toten winkeln

großmutter wo sind all die königreiche
von denen du uns erzählt hast die länder
in deren bächen milch und honig fließt
 
Lieber Manfred,
ja, auch ich suche nicht selten noch nach jenen Märchenwelten, weiß aber inzwischen, dass nur deren Gehalt zählt.
Mir gefällt dein Gedicht.
Gruß
Karl
 

Perry

Mitglied
Hallo Karl,

ja die heutigen Märchen haben alle Schranken, die sich nur öffnen, wenn man Zugewinn bringt. Leider haben Hase/Merkel und Igel/Seehofer nicht nur ihr Ziel, sondern auch die Humanität aus den Augen verloren und so bleiben Hänsel und Gretel im finsteren Wald allein.
LG
Manfred
 

Stierfrau

Mitglied
Hallo Perry,

die Märchen der Neuzeit sind oft gruseliger, als die ursprünglichen Märchen selbst.
Weitergedacht jedoch bergen sie Potenzial - Hänsel und Gretel konnten entkommen, als sie eben nicht mehr den Versprechungen glaubten und die Taktiken durchschauten. Naja, Gretel zumindest für den Anfang;-)
Grausames Ende inbegriffen!

Insofern kann man hoffen, auf ein anderes Ende sicherlich, aber mindestens auf das Durchschauen.
Wenn man denn Märchen glauben kann. Daran aber habe ich nach dem von Dir hier Geschriebenen allerdings keinen Zweifel mehr.
Sehr treffend!

LG
Ulrike
 
Lieber Manfred,
als so politisch habe ich Dein Gedicht zunächst gar nicht gelesen.
Aber Du hast natürlich Recht. Die Beiden sollten der Hexe anheim fallen...
Gruß
Karl
 

Perry

Mitglied
Hallo Zusammen,

Hallo Ulrike,
Märchen sind ja frei erfundene Geschichten mit zum Teil der Fantasie entsprungenen Protagonisten, in der Realität haben wir es gagegen mit bewusst handelnden Personen zu tun, die in ihrer eigenen Märchenwelt gefangen zu sein scheinen. Wären die darunter Leidenden nicht, könnte man schmunzeln, so muss man trauern.
LG
Manfred

Hallo Karl,
was in unserer Welt ist noch unpolitisch. Kein Wunder, dass die Politikverdrossenheit so umsichgreift.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Perry,

dieses Gedicht hat leider sprachliche Schwächen: Derartig viele Wortwiederholungen in nur neun Zeilen verwässern den Inhalt.

In der letzten Zeile muss es heißen:
milch und honig [blue]fließen[/blue]

Gruß Ciconia
 

Perry

Mitglied
Hallo Ciconia,

schade, dass Du das den Text auf das Formale reduzierst.
Die Wort- bzw. Lautwiederholungen sind hier auch Stilmittel. Trotzdem natürlich Danke für den Hinweis auf die Mehrzahl.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Perry,

ja, das höre ich hier oft, dass Wortwiederholungen auch Stilmittel sind. Das kann durchaus der Fall sein, aber die Wiederholungen von Hilfsverben (haben/sind) zähle ich nicht dazu. Auch das zweimalige „aus“
aus den augen verloren
nur aus toten winkeln
in zwei aufeinander folgenden Zeile finde ich nicht schön.

Für mich steht Sprache eben immer über dem Inhalt – denn nur mit ausgefeilter Sprache kann man einen wirklich guten Text erstellen.
Aber es scheint so, als sei ich mit dieser Ansicht hier ziemlich allein.
Nichts für ungut!

Gruß Ciconia
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Bei der Übersetzung der berühmten Exodusstelle 3,8 verwendet Luther den Singular, deshalb hat jeder das so im Ohr (!), wie Du, Perry, es zitierst: "(das Land,) wo Milch und Honig fließt."

Im hebräischen Original, und dem entsprechend in Septuaginta und Vulgata, heißt es eigentlich: "das Land, das von Milch und Honig fließt", der Singular des Prädikats hat dort das "Land" zum Subjekt des Relativsatzes (Vulgata) bzw. zum Substantiv des Partizips (hebr. Original und Septuaginta).

Da gibts wohl eine Regel im Deutschen, wo solche redensartlich verkoppelten Substantive als ein singuläres Paar aufgefaßt werden. So eine Regel wäre jedenfalls induktiv aus dem Sprachgebrauch abzuleiten, denn Sprachregeln werden nicht von Ministerien diktiert, sondern von Akademikern induktiv aus der Fülle der Texte gewonnen. So halt, wie jeder es im Ohr und auf der Zunge hat.
 

Perry

Mitglied
Hallo Ciconia und hansz,

danke fürs Aufarbeiten dieser sicher kniffligen Stelle.
Ich sehe es mittlerweile so, dass hier die Mehrzahl von "die Königreiche ... die Länder" hier auch eine Mehrzahl beim "fließen" bedingt. Die historische Form käme m. M. nach dann zu tragen, wenn sie in der Einzahl verwendet bzw. zitiert würde.
LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
märchenhaft

vögel haben die letzten krumen aufgepickt
und wir uns endgültig im wald verirrt
nun sind schatten die einzigen begleiter

hase und igel haben ihren lauf beendet
und dabei das ziel aus den augen verloren
jetzt hat die welt nur noch tote winkel

großmutter wo sind all die königreiche
von denen du uns erzählt hast die länder
in deren bächen milch und honig fließen
 

Perry

Mitglied
Hallo Diogenes,

danke für dein Interesse.
Das mit einer politischen Aussage hast Du missverstanden.
Der Text sagt das aus, was der Leser aus ihm herausliest.
Wenn wir hier im Forum Textarbeit machen, dann gleichen wir manchmal unsere Intentionen als Autoren ab, um eventuelle Textverbesserungen vorzunehmen. Wenn ich beim Schreiben auch eine politische Deutung habe, muss das nicht die der Leser sein und ist es in diesem Fall ja auch wohl nicht.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
großmutter wo sind all die königreiche
von denen du uns erzählt hast die länder
in deren bächen [blue]milch und honig fließen[/blue]
Deine Erklärung, Perry,

verstehe ich nicht. Denn eindeutig sind nicht "die königreiche" und "die länder" Subjekt zum Prädikat "fließen", sondern "milch und honig".

grusz, hansz
 

Perry

Mitglied
Hallo hansz,

natürlich ist das so. Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte, dass nun alle Bilder in der Mehrzahl gehalten sind und so auch aus dem sprichwörtlichen "fließt" leichter ein "fließen" wird.
LG
Manfred
 

Lord Nelson

Mitglied
Ein gewagter Mix!

Eben noch mit mehr Glück als Verstand um die böse Hexe samt Häuschen herumgekommen, nölen "wir" schon nach dem versprochenen Schlaraffenland. Während Hase und Igel, beiderseits erfolglos, um alles und zugleich nichts ringen.

Typisches Wählerverhalten im Angesicht des Machtkampfes der Parteien? Oder nur ganz allgemein das inkonsequente Anspruchsdenken, Großmutter möge die Welt wieder richten?
 

Perry

Mitglied
Hallo Lord Nelson,

danke fürs Weiterspinnen der Geschichte. Leider sind die Gedanken dahingehend keine Märchen, sondern bittere Realität.
LG
Manfred
 



 
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