Märkische Wanderung

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Tula

Mitglied
Märkische Wanderung

...........................Der Zauber steckt immer im Detail.
..............................Theodor Fontane (1819 - 1898)

Wohin die Nase reicht, der Duft nach Kiefer.
Die alten Schießgelände. Kaum berührt
der Pfad, der zu Soldatengräbern führt.
Nur wer hier Pilze sucht, steigt immer tiefer

in diesen Wald, das Heer verharzter Lanzen;
die Ritter schlafen irgendwo im Farn.
Im Dickicht spinnen alte Weiber Garn;
dort wo sich Reh und Kitz vor uns verschanzen.

Dann wieder Lichtung. Opus. Triumphal
lädt ein Arkadien zum Schweigen ein.
Ein Teich serviert an grüner Tafel Wein,
betagten Bäumen, für das Abendmahl.

Und weiter schlingt der Weg sich durch die Heide.
Er hat kein Ziel und zieht am Schloss vorbei,
an Feldern, Backsteingotik, Ziegelei,
und endet unverhofft an einer Weide.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Fontane lebte bis 1998 ... Interessant, wie gesund die Menschen dort sind, bester Tula.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24104

Gast
Großartig gedichtete Beschreibungs- und Stimmungslyrik, ganz im Ton vergangener Zeit!

Schönen Sonntag
Dyrk
 

Trist

Mitglied
Beim Lesen bekomme ich das Gefühl, dabei zu sein.
Tolle Wortwahl, toller Rhythmus.
Die letzte Zeile - ein wunderbarer Abschluss.
Gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Trist
 

Tula

Mitglied
Hallo Trist
Danke dir. Und natürlich, unter der Weide lässt es sich gut rasten :cool:

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Gibt es das Gedicht auch als Einschlafhörbuch von der AOK, Tula?
 

Tula

Mitglied
Hallo Aron
Ich dachte eher an die Seniorenheime der Region.
Bei der AOK wäre das natürlich der absolute Kundenfänger. Aber das ginge gegen die Interessen der Pharma-Konzerne; Einschlaftabletten sind ein wachsender Markt; wer kann heute schon noch Schlaf finden. Da traut sich die AOK nicht.
Blieben noch die Kleingartenvereine ...

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Ich lese mittlerweile auch immer wieder gern Eichendorff, meistens in der Erinnerung.

Gruß in den Süden!
 

James Blond

Mitglied
Für manche scheint dieses Gedicht schlichtweg langweilig.
Für mich ist es der Lichtblick in einem abgedunkelten Forum. Unprätentiös, aber stimmig.

Grüße
JB
 

Kaetzchen

Mitglied
Eine schöne Beschreibung. Besonders gefällt mir:
Der Teich serviert an grüner Tafel Wein,
betagten Bäumen, für das Abendmahl.
 

molly

Mitglied
Hallo Tula,
diese Wanderung will man nicht schnell hinter sich bringen, man riecht, sieht und erinnert sich an so viele Dinge.
Wunderschön!
Viele Grüße molly
 

Tula

Mitglied
Hallo Kätzchen und Molly
Freut mich, dass ihr hier gern mitgewandert seid.
Herzliche Grüße
Tula
 

fee_reloaded

Mitglied
Und weiter schlingt der Weg sich durch die Heide.
Er hat kein Ziel und zieht am Schloss vorbei,
an Feldern, Backsteingotik, Ziegelei,
und endet unverhofft an einer Weide.
bringt leise-fulminant ein wunderschönes Wanderlied zu Ende, lieber Tula.

Ich mag es sehr, wenn Sprache mit großartigen Bildern auch der kleinsten Naturwunder, viel Melodie und Wortklang mich so umspinnen und beglücken kann.
Der Wald als "Heer verharzter Lanzen" - ein Bild und Klangbild, das mich als Waldliebhaberin und -fee besonders berührt und fesselt. Ich weiß nämlich genau, was damit gemeint und beschrieben wird. Kann es fast riechen und spüren, dieses spezielle Waldgefühl. Als stünde ich mittendrin! Das ist einmalig schön beschrieben. So, wie auch alles Andere in deinem traumhaft schönen Gedicht!

Danke für den schönen Ausflug! Sehr sehr gerne gelesen!

Lieber Gruß,
fee
 

Tula

Mitglied
Hallo liebe Fee
Vielen Dank für deinen lobenden Kommentar. In wenigen Tagen bin ich tatsächlich endlich mal wieder dort, in der Heimat, und ob auf Fontane-Wegen oder mit dem Fahrrad auf der Skaterbahn, ich werde die Natur genießen.

LG
Tula
 



 
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