Maestro

Das letzte Instrument ist abgelegt
Der Sagenkreis verschlossen
Die erste Geigerin nickt höflich, geht
Er merkt es nicht
Es ist ihm alle Kraft
in dieses eine Stück
geflossen

Er prunkt wie eine Heldentat im Raum
Die Wände huschen tuschelnd um ihn her
Die Decke hält das Flüchtige, den Traum
aus dem er eingefallen ist ins Hier
-in diesem Raum, den ganzen Chevalier-
die wundersame Rute in der Hand
umfangen von dem Silberband
Der Raum gebärend:
Nur noch
Melodie

Die Augen halb geschlossen
Damit die Weite darinnen nicht verfliegt
Die ganze Enge dieser Welt in einem
mächtigen Akkord vergossen
Und alles Kleine darin
mit dem Taktstock duelliert - besiegt,-
Und doch zuletzt in eine Zweifelsträne
eingeschossen
Der ganze große Mann
Dieses Genie:
Selber ein
Lied

Doch einer tritt ihm aus der Brust,
der hatte seine Schwingen ganz in ihn
geschmiegt, während er dirigierte
Der hatte auch dereinst Dämonen duelliert - besiegt,-
der zierte
während des Spiels
die ganze Himmelslust des Takts und gierte
nach diesem letzten Licht
in seinem mächtigen,
in seinem großen Schluss
nur um ihm alsdann
heimzuleuchten

Nun rauschen seine Flügel
und sie plustern
dem Genius ein letztes Schlafeslied
aus ihrem Federkleid.
Der atmet einmal noch — tief, —tiefer
dann der Himmelsguß:
Das allerletzte Flüstern
wie ein Gesang, ein Klang-Genuss -
und öffnet seine Brust so weit,
dass alle Engel ihm in seine Mitte fliehen
Und während er so sinkt,
um sich ins Licht zu legen
begrenzen sie
ihm mit der lichten Stirn
die Dunkelheit​
 



 
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