maigrau

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D

Die Dohle

Gast
Hallo Label,

... find auch, der Wonnemonat ist gnadenlos überbewertet. Ich geb die Hoffnung Deiner Anregung folgend aber nicht auf.

Eine Anregung habe ich zu vermelden:

Wenn man, also frau, das betrübt in der Textmitte durch trübt ersetzte?
Ich finde, das ginge runder über die Lippen und würde in meinen Augen zudem die letzte Zeile einleiten, da: Trübe Linsen kann man putzen, ein geschickter Wind und der Himmel ist wieder klar ...
Betrübt hingegen trägt für mich so was wie eine dauerhaft unterlegte Melancholie, auch dann wenn die Sonne scheint. Kann sein, Du willst das so haben.
Leben kann ich mit beidem gut.

Ein gelungenes Bild, hab ich sehr gerne gelesen.

lg
die dohle
 

Label

Mitglied
Lieber Dohle

Wenn man, also frau, das betrübt in der Textmitte durch trübt ersetzte?
stimmt, das klingt besser und der Anklang an die Betrübnis muss dieses Gedicht nicht vergrau(l)en. Für deinen Hinweis, der prompt umgesetzt wird, bin ich dir dankbar und es freut mich natürlich sehr, dass du dies Gedicht gern gelesen hast.

Dir einen lieben Gruß
Label
 

Label

Mitglied
es blickt das graue Spiegelaug
des Teichs
im braunen Rand
der nassen Erde matt
die feinen Regenschleier
trüben Teich und Mai
der Glanz ist grau
der von den schlanken Zweigen tropft
und läßt die Plustervögel frösteln
die Farben leuchten nicht
das tut die Hoffnung in den Augen
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Label,
... mal so entlang Deines Textes gefeilt:

das graue Spiegelaug
im braunen Rand
der nassen Erde matt

die feinen Regenschleier
trüben Teich und Mai

grauer Glanz
tropft von schlanken Zweigen und
läßt die Plustervögel frösteln

auch die Farben frieren
in den Augen
leuchtet Hoffnung

###

Soweit mein Bericht von der Werkbank zu Deinem Text zu Deiner freien Verfügung. Vielleicht kannst Du ja was brauchen davon ...

lg
die dohle

____________________________
Nota Bene: Inhalt & Ausgangslage gefällt mir, daher & deshalb: Find, es lohnt daran zu arbeiten.
 
D

Die Dohle

Gast
hallo Label,
ein Nachtrag, hab die Bastelei wesentlich nur deshalb veranstaltet, um diesem "tut" im letzten Vers zu entkommen. Es lag zunächst nahe aus meiner Sicht in dem Behufe auch den aufzählenden Charakter Deines Textes anzugehen, da ich denke, auch Gedichte sind letztlich einfach nur Geschichten.
Was mir jedoch nicht gelungen ist, diese nicht ausgesprochene Wärme, die in den hoffnungsvoll leuchtenden Augen schließlich ihren Ausdruck findet, von Anfang an zu transportieren, wie Dir das gelungen ist. Keine Ahnung, wie Du das hingekriegt hast? Ist der Preis dafür, die zunächst sag mer mal fast lakonisch daherkommende Aufzählung? Oder ist es eben doch genau dieser Griff, diese Aufzählung, die den Leser, also mich, diesem grauen Mai schließlich nie wirklich überwältigend ausliefert, um der Hoffnung in der Art gewissermaßen vorbereitend Ausdruck zu verleihen, bzw. den Raum dafür herzustellen?
Interessante Sache, das muß ich sagen ...

lg
die dohle
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Label, hab´s rausgekriegt.
Mein Gebastel ist eine eher nüchtern-distanzierte, eher strenge Betrachtung. Das hat zwar seinen Reiz, ist aber was anderes, als das, was Dein Gedicht auszeichnet: Dein Text formuliert jede Menge unmittelbare Beziehung, das was ich vorhin Wärme nannte, die schließlich in hoffnungsvoll leuchtenden Augen mündet.
Ich denk das ist es.
Also hat mein Vorschlag insofern ziemlich wenig mit Deinem gemein, der Vorschlag taugt aus dieser Sicht wenig, um an Deinem Werk zu flicken. Es ist nichts weiter als ein Leseeindruck unter anderen möglichen.

lg
die dohle
 
D

Die Dohle

Gast
... noch so ´ne Idee, hallo Label,

###

es blickt das graue Spiegelaug
des Teichs
im braunen Rand
der nassen Erde matt
die feinen Regenschleier
[blue]sie [/blue] trüben Teich und Mai

der Glanz ist grau
der von den schlanken Zweigen tropft
und läßt die Plustervögel frösteln
die Farben leuchten nicht
das tut die Hoffnung in den Augen

###

Weshalb der Vorschlag:
Beobachter lässt den Teich beobachten ..., der Aufzählung ist der Zahn gezogen, die Perspektive schlüssig nachvollziehbar. Leider steht das "tut" noch da, hm, gefällt mir nicht, jedoch, hab keine Idee derzeit.
Meine Gedanken zu Deiner freien Verfügung.

lg
die dohle
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Label,

neulich hatte ich nicht so recht die Muße dazu, mich mit deinem zarten Text zu beschäftigen und dachte auch, dass Die Dohle dir einen guten Vorschlag gemacht hatte.
Heute hatte ich Lust auch selber daran zu werkeln - ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.
Ich habe die Textteile in sich umgestellt und gekürzt.
Und so sieht es nun aus - "zu deiner freien Verfügung" (das war ein schöner Ausdruck von Die Dohle, wie ich fand, und ich übernahm ihn deshalb)

matt blickt der Teich
ein graues Spiegelauge
von nasser Erde
braun umrandet
so glanzlos

auch der Mai

getrübt durch feine Regenschleier
die von schlanken Zweigen tropfen
Plustervögel frösteln
Farben leuchten nicht
nur die Hoffnung in den Augen
Aber vielleicht hast du inzwischen noch andere Ideen.

Herzliche Grüße
Mistralgitter
 
X

xxandros

Gast
liebe label,


hier: entschälung des subjektes in einem spiegelaug, flüssiges, ein teich, vorsprachliches:
im braunen Rand
der nassen Erde matt
natur, geschunden und dadurch fragiles erscheinen, und einschalung:
die feinen Regenschleier
trüben Teich und Mai
glitschen des subjektes aus dem anfühlen eines grauen glanzes, ein eröffnungstext für den mai, ein biologischer palast ohne menschliche körper, die braucht es hier nicht, gefühle reiner natürlichkeit: der dichter hält sich im hintergrund, hält sich verdeckt. er scheint sich selbst damit nicht einmal zu beschäftigen, doch ist es ein schreiben in zeiten massiver eingriffe in "die natur", schreiben nach der entschlüsselung eines genoms: verantwortung mit und durch uns.
doch wir, beim lesen, wissen davon.

als fluchtpunkt hinter dem fluchtpunkt, als eine art mond, der um den fragwürdigen planeten des ich kreiselt, in dem naturbezug und formbewußtsein sich schneiden, erscheint die frage: wie formieren sich das selbst und seine wahrnehmung in einer welt, die derart in “natur” einzugreifen imstande ist, gewaltsam oder scheinbar harmlos im kleinen, brechend oder fragil, verborgen oder im mediengebrauch offensichtlich.

dies gilt, als außenbedingung, für uns alle.

was bedeuten gefühle? wie drücken sie sich aus? haltepunkte, wenigstens als spiegelungen, suchend erfinden in dem, was immer nur be-schrieben ist: das tut die Hoffnung in den Augen. gefühle fraglich, doch wir müssen sie lernen, denn wir sehnen uns danach. und können lernen, als leser, vorm spiegel des gedichts.

hier: naturlyrik, die mich sofort an huchel erinnert, an bobrowski, mit der natürlichen gabe auch sich bis in die postmoderne zu bestätigen.

dein gedicht, es vibriert, und läßt die Plustervögel frösteln, es verlässt sich auf die einfachsten wörter: ich habe es immer wieder gelesen und lese es immer noch.

schön, auch wenn die farben nicht leuchten, so leuchtet doch ein menschliches herz.

es gehört zu den gedichten, die gelesen werden müssen.

danke für diese erfahrung.

lg xx
 



 
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