Man kann es drehen und wenden

fee_reloaded

Mitglied
Meines Erachtens braucht dein Gedicht die zweite, erklärende Passage nicht, lieber Arno.

Die erste Strophe alleine wirkt doch wirklich intensiv und ist sehr stark in ihrer Aussage. Da nimmt die "Übersetzung" in der zweiten dem eher etwas weg, als dass sie noch verstärkt. Der Großdruck hat auch etwas Bevormundendes, das dem Text eher schadet, weil es einen Nachhall übertönt, den Strophe eins definitiv erzeugt. Die ist nämlich wirklich gut!

Ev. ja Zeilen 7 und 8 vertauschen und den Text dort enden lassen? Das würde auch mit dem Rhythmus und der Wiederholung spielen.

Gerne gelesen.

LG,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Für mich fühlt sich eher so an, als ob die erste Strophe überfüssig ist; sie kommt mir auch durch die Allesaneinanderschreibung unnötig "verkünstelt" vor, weil dieser "Manierismus" (so kommts bei mir an - und ich hab übrigens nichts grundsätzlich gegen Manierismen in der Kunst) nicht so recht zu der eindringlich-griffigen Aussage passt.
LG!
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Ich sehe gerade in der Lyrik einen großen Anteil an persönlichem Selbstausdruck.
Und daher empfinde ich den ersten Teil wie ein Gemurmel zwischen den Zähnen, wo Gefühle in eine Form gepresst werden, ohne gleich rational anzusprechen, und dann kommt mit der Klarschreibung eine Art Emotionalität hinein, für die das immer größer werden eine Art Ersatz ist, etwas hinauszuschreien.
Da ja jeder Leser Seins mit hineinliest, hat meine Interpretation vielleicht wenig mit Arnos Absicht zu tun, der nicht gerade als der große 'Herumbrüller' bekannt ist, aber vielleicht ist dieser Aufbau eine Art Parallele dazu, wie ich den Text gelesen habe.

Liebe Grüße
Petra
 
Da ja jeder Leser Seins mit hineinliest, hat meine Interpretation vielleicht wenig mit Arnos Absicht zu tun
Doch, doch, Petra, das ist witzig: Ich überlege schon seit einiger Zeit (offline), was ich antworten kann auf die freundlichen, aufschlussreichen Bemerkungen von fee und sufnus - vielen Dank dafür - und finde nun meine Absicht schon weitgehend von dir durchschaut. Ich drücke es so aus: Das Gedicht-Experiment sollte darin bestehen, dass im Text selbst nur Fakten und keine Emotionen enthalten sind und die Akzente allein durch die äußere Gestaltung gesetzt werden. Dabei wird derselbe Inhalt in zwei formal stark abweichenden Versionen dargeboten: 1. Teil verkleinernd, verunklarend - 2. Teil als Wiederholung plakativ. Entspricht das nicht ungefähr den sonst allgemein zu beobachtenden Extrempositionen? Ich wollte sie nur widerspiegeln, ohne Eigenes hinzuzutun.

Freundliche Grüße
Arno
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was mir hier gefällt, ist die Typografie.
Das Zusammenschreiben erinnert an sehr alte Schriften, als es noch keine Leerzeichen gab.
Es wird immer gefährlicher und genauer. Und es hat viele Selbstähnlichkeiten, Ähnlichkeiten und Symmetrien.

Ein wenig erinnert es mich an Dada, wobei Dada den Krieg eher indirekt beschreibt, aber deutlich ablehnt, wie dieses Gedicht.
 

sufnus

Mitglied
Hallo Arno,
Offensichtlich ging deshalb meine kritische Lesart an der Sache vorbei, also mein Eindruck, dass die erste Strophe durch ihre "Artistik" in Form der ungewöhnlichen Zusammenschreibung zu "verkünstelt" für die "Message" des Gedichts ist und die Sache ein bisschen nebulös werden lässt.
Du schreibst ja, dass Du den ersten Teil absichtsvoll "verunklarend" gestalten wolltest. Ich verstehe aber nicht 100%ig, welche beiden "Extrempositionen" Du hierbei meinst.
LG!
S.
 
Nun, sufnus, nach meinem Eindruck werden diese festgestellten Kriegsfolgen sehr oft ganz isoliert betrachtet, ohne den ursächlichen Zusammenhang ins Auge zu fassen. Das ist das eine Extrem. Das andere ist der immer wiederkehrende Verweis eben darauf, groß herausgestellt.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 



 
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