Man soll nicht alles glauben

helmut ganze

Mitglied
Man soll nicht alles glauben

Karl trifft den Emil in der Bank,
der sagt zu ihm gleich, „Gott sei Dank,
dass ich hier in der Bank dich treffe,
du kennst dach Paul, das ist mein Neffe,
er rief mich an heut früh am Morgen,
er sei in Not und habe Sorgen,
er könnt’ sich hier ein Auto kaufen,
sei krank geworden, kann nicht laufen.
Ein Schnäppchen wär’ es, weiß und rot,
ein wahres Sonderangebot,
doch reicht sein Geld nicht, er fragt an,
ob ich ihm etwas leihen kann,
er bräuchte jetzt, eventuell,
noch sieben Mille und ganz schnell.
Es würde sich ein Freund bequemen,
den Botengang zu übernehmen.
Drum hab ich eben, ungelogen,
die sieben Mille abgehoben
und will jetzt gleich nach Hause starten,
um diesen Boten zu erwarten,
der für ihn in die Breche springt
und ihm mein Geld dann überbringt.“

Doch Emil sagt, „gemach, gemach,
war es denn Paul, der mit dir sprach?
du fällst vielleicht, so kann es sein,
auf einen Enkeltrick herein,
der gern benutzt wird, um zu locken
und Hilfsbereite abzuzocken,
wenn dann der Bote bei dir läutet,
weißt du sofort, was das bedeutet.
Du zahlst ihm dieses Gaunerstück
mit gleicher Münze auch zurück.
Du trickst ihn aus, da rat’ ich dir,
steckst in den Umschlag Briefpapier,
verschließt ihn fest und klebst ihn zu,
dann wartest du in aller Ruh
bis dass der Bote kommt und dann,
siehst du dir ihn genauestens an
um später auch, so kann’s nicht bleiben,
der Polizei ihn zu beschreiben.“

Am nächsten Tag, so gegen drei,
kommt Emil schnell bei Karl vorbei
und sagt zu ihm, „wie war ich dumm
und frag mich immer noch, warum,
ich nicht noch besser nachgedacht.
Ich hab’s nicht übers Herz gebracht,
um meines Neffen Paulens wegen
Papier nur in den Brief zu legen,
denn wenn er’s war am Telefon,
ich lieb’ ihn wie den eignen Sohn,
da hab ich deinen Rat vor Tagen,
dann doch noch in den Wind geschlagen.
Hab deinen Worten nicht geglaubt,
nun hat man mich dafür beraubt,
das Geld ist weg,es war im Brief,
ich sah noch, wie der Bote lief
und um die nächste Ecke bog,
`ne Schande, wie man mich belog.

Mein lieber Karl, nun stell dir vor,
was war ich für ein eitler Tor,
ich hab mich jetzt, wie du gedacht.
nun endlich selber schlau gemacht.
Mein Neffe Paul konnt’s gar nicht sein,
er sitzt ein halbes Jahr schon ein.“

Silvester 2012
 



 
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