manchmal wünschte ich

5,00 Stern(e) 9 Bewertungen

ENachtigall

Mitglied
manchmal wünschte ich

wir hätten sie behalten
darauf zu tanzen
sie zu bepflanzen
mit Stufen versehen
mit Bögen darunter im Regen
zu stehen oder durchzugehen
dem Wind zu erlauben das Haar
zu zerwehen als Zufluchtsort
für weiße Tauben
Kaffeetanten und
schreckende Schrauben
für Lou Reed sie zu besingen
die Kinder darauf rumzuspringen
sie zu beranken
mit schmackhaften Trauben
Himbeeren Brombeeren
während sie reifen
uns zu erlauben
sie zu begreifen die große
Wunde
die sich öffnend schloss
 

FrankK

Mitglied
Seufz.

Wieso habe ich diese Beiträge nicht schon eher entdeckt?


Verflucht, ich war dabei,
ich könnte erzählen.
Allein die Gefühle -
sie verdrängen alle Worte.


Viele Liebe Grüße
Frank
 

FrankK

Mitglied
Seufz

Ich habe meine Worte wiedergefunden.

Etwas hast Du vergessen:

manchmal wünschte ich ...

wir hätten sie bemalt
mit blühenden Landschaften
in denen die Sonne scheint


Viele Liebe Grüße
Frank
 

ENachtigall

Mitglied
Danke euch, Frank und jon. Es tut gut, sich verstanden zu fühlen.

Und - wahrscheinlich braucht es den Platz für den Leser, etwas Eigenes einfügen zu können, Frank.

Liebe Grüße,

Elke
 
M

max

Gast
schade eigentlich

wir beide verstehen
uns doch eigentlich gar nicht
wir reden uns ständig auf
und aneinander vorbei

leider!
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Elke,

als ich dein wunderschönes Gedicht las, fiel mir ein Lied in den Kopf, vielleicht kennst du es?

Komm, wir malen eine Sonne auf den grauen Pflasterstein
und wir laden alle Leute aus der Straße dazu ein...
(Ist von Frank Schöbel, ein alter Ossi.)

Ich will damit sagen: es hat mich berührt und gerührt, diese vielen Möglichkeiten. Statt dessen ist sie weggerissen. Nix geblieben.
Irgendwie ein bißchen schade.

LG Herbstblatt
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Herbstblatt,

die Textzeile kenne ich, aber die Melodie dazu fehlt mir gerade; ich freue mich, dass dieses Gefühl der leichten Wehmut angsichts der schnellen endgültigen "Mauerlösung" Anklang bei Dir findet.

Liebe Grüße,

Elke
 

MarenS

Mitglied
...um sie heilen zu lassen,
als Mahnbild für Massen,
um Würde zu zeigen,
sich um später zu sorgen
und sich wie ein Reigen
durch die Stadt zu ziehen,
als ein neues Morgen
auch gerne bemalt,
für den einen der prahlt,
für den anderen der jammert
und für jeden der klammert
am Gestern.

Elke, deine Zeilen sind einfach fein!

Grüße von Maren

P.S.: Das Dümmste war, diesen stummen, beredten Zeitzeugen einfach dem Erdboden gleich zu machen.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Die Stimmung war halt so. Man konnte ihren Anblick nicht mehr ertragen. Jeder war in Berlin von dem Wunsch besessen, sie so schnell wie möglich aus dem Stadtbild zu verbannen, alte Strassenzüge wieder zu vereinen, die städtebauliche Einheit wieder herzustellen. Danach sehnten sich sehr viele, bis auf ein paar Ausnahmen, die es sich in ihrer Mauernische bequem gemacht hatten. Oder ein paar Betonköpfe.

Heute, 20 Jahre später kann man das anders sehen. Ich bin froh dass sie weg ist.
Man hätte allerdings an ihrer Stelle auch eine wunderbare Autobahntrasse quer durch die Stadt anlegen können.
Die Chance wurde verpasst.

VG Sta.tor
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, Tom, dass Du dem verklärten Blick zurück die Perspektive der Betroffenen von damals noch einmal gegenüber stellst. Ja, ich verstehe auch die Dringlichkeit des Wunsches, sie endlich loszuwerden.

Ein guter Kommentar von Dir!

Liebe Grüße,

Elke
 

MarenS

Mitglied
Durchaus verständlich sie loswerden zu wollen und doch nicht richtig sie auszulöschen. Einen besseren, eindrucksvolleren Zeitzeugen hatten wir nicht...wenigstens ein eindrucksvolles Stück hätte ich stehen lassen.

Grüße von Maren
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Bernauer-/ Ecke Ackerstrasse in Berlin-Mitte steht noch ein Stück, genannt Mauermuseum. Mit Aussichtsplattform. Alles sehr unbeeindruckend, aber für den Ortsfremden vielleicht doch sehenswert?? Sehr steril, fast tot.
Das größte zusammenhängende Stück wird als solches vermutlich von den meisten gar nicht mehr als solches wahrgenommen. Die "East-Side-Gallery" zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke entlang der Spree vermittelt Comics auf Beton in lebloser Umgebung. Was könnte man an Lebensqualität mit diesem Uferstreifen gewinnen, wenn diese blöde Mauer dort nicht stehen würde, aber die Bilder werden im Moment (wieder mal) restauriert. Berliner Luft und Mauerspechte setzen ihnen regelmäßig arg zu.

Viele Grüße
Sta.tor
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, liebe Rhea. War so ein berühmter Zufallstreffer, die funktionierende Paradoxie; aus einem günstigen Moment heraus geboren. Würde mir auch nicht zutrauen, bei vollem Bewusstsein eine welche zu konstruieren!

Lieben Gruß,

Elke
 



 
Oben Unten