Mannsformation

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Freedom

Mitglied
Dein Vater
jung an der Front
danach bergmanns-heil
offene Mäuler
mit Schweiß gestopft
Herz hochfrequent
zu früh erloschen

Du
Kronprinz mit Lehre
Hände aus Stahl
zupackend aufbauen
für sich und die ander´n
genügsam, schweigend
im Blaumann gegangen

Ich
kein Eisen im Blut
mit dem Kopf voran
dasselbe Ethos
auf höherem Parkett
Zeit und Muße
wie niemand zuvor

Wir
Blick auf den Grabstein
hart wie ihr Leben
meines ist weicher
ihretwegen
neben mir stehen
Triebe des Stammbaums
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Ach Freedom,

da bekomme ich ja feuchte Augen!
So wenig rechnet man damit, dass heute noch so ein Text geschrieben wird, in dem es um die Ehrung der Vorfahren geht, das Bewusstsein, auf ihren Schultern zu stehen und eine Referenz an ein Mann-Sein, das Last auf sich nahm und sorgte. Wir sind auf diesem Auge blind geworden.
Danke!

Liebe Grüße
Petra
 

Freedom

Mitglied
Petra, herzlichen Dank für deine schöne Rückmeldung!

Ehrung der Vorfahren trifft es gut. Es gibt eh auch hadernde Teile mit den Vorfahren, klar. Letztendlich sind das aber Bewertungen, die man aus einer anderen Zeit und Generation formuliert und deshalb an bestimmten Stellen nicht so treffsicher sind. Versetzt man sich in die "Figuren" hinein, dann fühlt man etwas Anderes, das man aus der ursprünglichen Perspektive nicht bedacht hat.

LG Freedom
 

petrasmiles

Mitglied
Wir leben gerade in neurotischen Zeiten (wenn das die richtige Krankheit ist) - was ich meine: Wir lernen von Kindesbeinen an, dass jedes Ding zwei Seiten hat und wo Licht ist, auch Schatten sein muss. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich unser Sein zwischen Triumphieren und Versagen. Unzählige Male am Tag machen wir Dinge falsch und richtig, und es gibt nur einen Weg zur 'Weisheit', diese Tatsachen zu akzeptieren, sich selbst und anderen ihre und unsere Fehler zu verzeihen, weil wir nur so Kurskorrekturen vornehmen können.
Aber wie Du schon in Deinem Text geschrieben hast:
kein Eisen im Blut
mit dem Kopf voran
Das muss man sich 'leisten' können und schlimm, wenn jemand vergisst, dass er (oder sie) es sich leisten kann, weil es jemand 'weicher' machte.

Das alles steckt in Deinem Gedicht - und ist so eine Stimme der Vernunft im Blasenmeer.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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