Maria Treu

4,80 Stern(e) 4 Bewertungen

Matula

Mitglied
In einem Zeitungsinserat wurde ein Ferienhaus mit Garten in Maria Treu zur Miete angeboten. Wieder ein Sommer in Maria Treu ? Ich musste unwillkürlich lächeln. Verrückt, aber warum nicht ? Damals war ich vierzehn und es war ein Sommer, in dem sich der Husten, den ich mir jedes Jahr im Winter einhandelte, nicht bessern wollte. Der Arzt warnte vor chronischer Bronchitis und empfahl gesunde Landluft.

Ich hustete von morgens bis abends und besonders während der Nacht. Rückblickend gesehen war meine Kindheit ein langer Bronchialkatarrh. Manchmal hustete ich so stark, dass mir die Tränen über die Wangen liefen und der Hals zuschwoll. In Maria Treu hielt man die Kinder von mir fern, weil man glaubte, ich sei an Tuberkulose erkrankt. Erst als dieses Gerücht meinen Eltern zu Ohren kam und dementiert werden konnte, durfte ich mich den Kindern nähern, ohne dass sie davonliefen.

Es gibt ein Foto aus diesem Sommer. Ich stehe vor dem Geräteschuppen des Gasthofes, in dem wir wohnten, mit verschränkten Armen und verschlossener Miene; neben mit ein kleines blondes Mädchen, das in die Kamera lächelt. Sie hält einen Apfel in der Hand, den sie dem Photographen anbietet. Ich erinnere mich nicht an die Szene. Ich erinnere mich nur an Michael, der mich am letzten Tag vor der Abreise geküsst hat, und ich bin geneigt zu glauben, dass dieser Kuss meine Bronchitis geheilt hat. Plötzlich war ein Tor aufgegangen und gab den Blick auf einen sonnenhellen Weg frei. Nur noch kurze Zeit und ich würde hinaustreten und Hand in Hand mit ihm davonlaufen. Es kam anders, aber die Bronchitis kam nicht wieder.

Ich wollte das Haus aus purer Sentimentalität mieten, obwohl Maria Treu der langweiligste Ort ist, den man sich denken kann. Eine Kirche und eine Pestsäule mit Brunnen als historische Überreste; eine Tankstelle und eine Bankfiliale als Verbindung zur Außenwelt; ein Espresso, ein Gasthof und ein paar kleine Geschäfte für den täglichen Bedarf. Abends um zehn liegen die Bewohner in ihren Betten. Sie müssen früh auf, um den Pendlerzug zu erreichen. Tagsüber trifft man nur alte Leute und Kinder. Sie grüßen, wollen aber keine Gespräche, nur der Briefträger winkt und fragt, wie's geht. - Die Kinder waren alle jünger als ich, ihre Spiele langweilten mich. Alles wurde besser, als Michael auftauchte.


*****

Die Leute, denen das Haus gehörte, hießen Schindler. Sie wohnten nicht weit von meiner Kanzlei entfernt und freuten sich, doch noch eine Interessentin gefunden zu haben. "Wir verlangen wirklich nicht viel," klagte Herr Schindler, "aber alle wollen ins Ausland fahren. Es ist nicht gut, dass das Haus so lange leer steht." Seine Frau versuchte, ihn zu beruhigen. Er saß nach einem Schlaganfall im Rollstuhl und litt unter der Abhängigkeit von der Großstadt und ihren medizinischen Versorgungseinrichtungen. Sein Herz hing an Maria Treu, vor allem an seinem Garten und seinem Glashaus, wo er Kakteen und seltene Sukkulenten kultivierte. - "Es ist durchaus möglich, dass wir das Haus in zwei, drei Jahren verkaufen müssen," sagte Frau Schindler, "und wenn es ihnen gefällt, dann ..."

"Misch dich nicht ein," schnaubte ihr Mann, "Harald wird zurückkommen und dort wohnen!" Sie schüttelte leise den Kopf und bedeutete mir, ihn nicht ernst zu nehmen.

Am folgenden Wochenende begleitete sie mich nach Maria Treu, um das Haus zu besichtigen. Sie sprach über den Zustand ihres Mannes und über ihren Sohn, der in den USA fußgefasst hatte und, so wie die Dinge lagen, nicht mehr zurückkehren würde. Dass ich kinderlos war, schien sie für mich einzunehmen, weil im Haus keine Schäden zu erwarten waren. Meine Kleider und mein Wagen verrieten ihr, dass ich die Miete nicht schuldig bleiben würde und eventuell als Käuferin des Anwesens in Betracht kam. Sie nannte mir den Namen einer jungen Frau im Ort, die sich während ihrer Abwesenheit um alles kümmerte. "Vielleicht haben sie Verwendung für Magdalena. Sie ist freundlich und verlässlich. Außerdem kann sie das Geld gut gebrauchen. Den Gärtner bezahlt mein Mann. Er kommt zwei bis dreimal pro Woche, je nach Wetterlage. Ich hoffe sehr, dass sie nicht enttäuscht sind."

Ihr eifriges Werben war überflüssig. Ich mochte das Haus auf Anhieb. Gedrungen und breit saß es auf einem Hügel und schaute auf die Ortschaft hinunter, umrahmt von einem prächtigen Garten mit alten Bäumen und blühenden Sträuchern. In seinem Inneren hatte ein spartanischer Geist für klare, einfache Formen gesorgt. Ich war sicher, dass ich mich wohlfühlen würde. Frau Schindler riet zur Veranstaltung vieler Gartenfeste. - Am nächsten Tag setzte ich einen Mietvertrag für zehn Wochen auf.


*****

Ich habe das Haus aus Sentimentalität gemietet und weil ich glaubte, Ruhe und Erholung zu brauchen. Damit nicht gereizte Langeweile daraus werde, nahm ich Bücher, meine Laptop und sogar ein paar Akten mit. Meine beiden Konzipienten, Herr Mag. Schramm und Frau Mag. Lenhardt, mussten versprechen, nicht zur gleichen Zeit Urlaub zu nehmen und mich wenigstens einmal pro Woche anzurufen. Ich meinerseits versprach eine Einladung zu einem Grillabend. Die Meteorologen sagten einen sehr heißen Sommer voraus, und meine Freunde fanden, ich sei verrückt, ein Haus ohne Swimming Pool zu mieten.

Das erste Wochenende in meinem Feriendomizil verbrachte ich damit, mich einzunisten und das Haus kennenzulernen. Unter dem Dach fand ich die Reste eines Kinderzimmers, in dem ein Schreibtisch mit Regalen stand. Dort deponierte ich meine Akten und Bücher. Im Keller lagerten die Gartenmöbel und verschiedenes Werkzeug. Von Wohnzimmer und Schlafzimmer aus kam man auf die Terrasse, die zum Abhang hin mit niedrigem Strauchwerk begrenzt war. Weiter unten lag das Glashaus, zu dem ein Weg aus sonnenhellen Steinplatten führte.

Magdalena überraschte mich am Montagmorgen beim Frühstück. Sie brachte eine Zeitung und frisches Gebäck mit, wusste schon, mit wem sie es zu tun hatte, und tat alles, um mir zu gefallen. Sie war Anfang dreißig, hatte zwei schulpflichtige Kinder und einen arbeitslosen Mann. Wir vereinbarten, dass sie jeden Montag und Donnerstag zum Aufräumen und Bügeln kommen sollte.


*****

Ich hatte das Haus gemietet, weil ich meinte, Ruhe und Erholung zu brauchen, aber Ruhe und Erholung lassen Gedanken und Stimmungen zu, die das Getriebe des Alltags in Schach hält. Magdalenas Besuche waren mir eine willkommene Ablenkung. Blonde rundliche Frauen haben mir immer Vertrauen eingeflößt. Ich erzählte ihr von meinem früheren Aufenthalt in Maria Treu, von meiner Arbeit und von meiner gescheiterten Ehe. Bald merkte ich, dass sie mein Bedürfnis nach Ansprache mit Freundschaft verwechselte und ihrerseits vertraulich wurde, was zur Folge hatte, dass sie meine Kleider anprobierte und das eine oder andere auslieh, um sich darin ihrem Mann zu präsentieren. "Sehen sie, das passt wie angegossen !" Ich musste lachen, weil sie in meinem gelben Leinenkleid aussah, als hätte man sie in eine Folie eingeschweißt. "Wollen sie wirklich so in den Ort hinuntergehen?" fragte ich. "Soviel Sexappeal werden die Leute womöglich nicht vertragen." - "Warum soll ich nicht zeigen, was ich habe?" Sie kicherte und schlüpfte zur Tür hinaus. Das Kleid war alt und aus der Mode, ich schenkte es ihr bei nächster Gelegenheit.

Meine kurzen Besuche in der Ortschaft waren kaum geeignet, meine Erinnerungen zu beleben. Der Gasthof, in dem ich mit meinen Eltern gewohnt hatte, existierte noch, war aber völlig umgebaut worden. Den Hauptplatz hatte man "wohnlicher" zu gestalten versucht. Es gab jetzt mehr Blumenschmuck und grünlackierte Bänke, auf denen niemand saß. An einem Samstag Morgen traf ich dort ein kleines Mädchen auf Rollschuhen. "Bist du ganz allein ?", fragte ich. "Sind die anderen noch in den Betten?" Sie zuckte die Achseln, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und fuhr davon.

Nach vierzehn Tagen setzte die große Hitze ein. Ich hielt mich hauptsächlich im Haus auf und las Gedichte, die mich in eine irgendwie überschwängliche Stimmung versetzten. Bei Sonnenuntergang legte ich mich auf die Terrasse und wunderte mich, dass der Garten so frisch und grün wirkte. Der Gärtner komme immer schon am frühen Morgen, berichtete Magdalena. Ich fand es merkwürdig, dass er sich noch nicht vorgestellt hatte. Einmal sah ich sein Fahrrad vor dem Glashaus stehen. Magdalena meinte, er sei ein Sonderling. An manchen Tagen wusste ich nichts mit mir anzufangen, dann rief ich in der Kanzlei an und forderte detaillierte Berichte von meinen Mitarbeitern. Sie fühlten sich überwacht und wurden einsilbig.


*****

Nach vier Wochen war es mir noch immer nicht gelungen, das Glashaus zu betreten. Ein Vorhängeschloss, für das ich keinen Schlüssel besaß, hinderte mich daran. "Das ist wegen der Pflanzengifte, die dort stehen", erklärte Magdalena. "Sonst könnte ja ein Mörder kommen und sich bedienen." - Ich saß beim Frühstück und betrachtete sie missmutig. Sie trug nun schon bei der Arbeit meine Kleider, weil sie angeblich luftiger waren als ihre eigenen. Unter ihren Armen saßen dunkelblonde Haarnester und hinterließen Schweißränder an der Ärmelausschnitten. Ich wandte mich ab, um sie nicht ansehen zu müssen. Später ging ich hinaus in den Garten. Vor dem Glashaus lehnte ein Fahrrad.

Der Gärtner war damit beschäftigt, den Trieb eines Blattkaktus aufzubinden. Als er meine Schritte hörte, drehte er sich um. Ich wusste sofort, dass es Michael war. "Holzer", stellte er sich vor, "ich bin der Gärtner." - "Das sehe ich", sagte ich und reichte ihm die Hand. Er entschuldigte sich für seine Unhöflichkeit: "Ich dachte, sie würden in ihrem Urlaub lange schlafen und da wollte ich nicht stören." Ich überging das Gerede und musterte ihn. "Groß bist du geworden." - Er verstummte und sah mich erschrocken an. "Du kannst dich wohl nicht mehr an mich erinnern ?" - "Nein - helfen sie mir, ich habe keine Ahnung." - "Vor fast fünfundzwanzig Jahren, ein junges Mädchen, das hier seine Ferien verbringt und ständig hustet. Wir haben Spaziergänge gemacht, zwischen den Feldern und am Bach entlang. Wir haben nicht viel geredet, aber es gab viele Fragen. Wir waren Freunde, der Abschied hat nach mehr geschmeckt."

Er starrte mich an und schüttelte langsam den Kopf: "Sie müssen sich irren. Ich hatte in meiner Jugend selten Zeit, mit einem Mädchen spazieren zu gehen. Ich war im Sommer immer auf den Feldern meiner Großeltern ... ". - "Du heißt 'Michael', nicht wahr ?", unterbrach ich ihn. Er lächelte erleichtert: "Ich heiße 'Martin' - und das ist amtlich." - Natürlich hörte ich sofort auf, ihn zu duzen.


*****

Wie bin ich auf "Michael" gekommen ? Immer war dieser Name Bestandteil meiner Erinnerung an Maria Treu. "Martin" klang fremd und "Holzer" noch fremder, aber sicher war der Nachname damals kein Thema gewesen. Ich hätte Tagebuch führen sollen, meine kleine Liebesgeschichte nicht so geheim halten dürfen. Jetzt gab es niemanden, den ich fragen konnte. Vielleicht hatte ich den Namen tatsächlich vergessen, aber ich vergesse kein Gesicht, vor allem keines, dem ich so nahe war. Über den Abstand der Jahre hatte ich ihn augenblicklich wiedererkannt und nicht den geringsten Zweifel. Falsa demonstratio non nocet, sagen die Juristen.

Magdalena behauptete, dass sie seinen Vornamen nicht mit Bestimmtheit wüsste, aber glaube, dass Herr Holzer "Martin" hieß. Er war in Maria Treu aufgewachsen, jetzt lebte er im Nachbarort und betrieb eine kleine Gärtnerei, dazwischen war er jahrelang im Ausland gewesen. Ein komischer Kauz, der wahrscheinlich mit den Bäumen redete. "Man sagt, dass er in Übersee eine Frau und drei Kinder hat ... wer weiß, ob das wahr ist ... aber möglich ist es schon."

Ich fand heraus, dass er nun manchmal auch abends kam, um den Rasen zu sprengen. Dann saß ich auf der Terrasse und beobachtete ihn. Wenn er näher kam, grüßte er beklommen. - Damals kam er immer am späten Nachmittag zu unserem Treffpunkt vor dem Brunnen. Dann löste ich mich von den Kindern und lief ihm entgegen. Sie lachten über uns und drohten, uns zu verraten, aber es gab nichts, was mich davon abhalten hätte können, mit ihm zu gehen. Wir waren gleich alt. Wenn ich ihn ärgern wollte, schlug ich vor, gemeinsam ein wenig Englisch zu üben. Seine Aussprache war miserabel und sein Wortschatz gering. Ich weiß nicht mehr, welche Schule er besuchte. Es scheint nicht wichtig gewesen zu sein.

Ich hatte das Haus gemietet, um mich zu erinnern, an das Ende einer Krankheit, die "Kindheit" hieß, und an einen hoffnungsvollen Anfang mit dem Namen "Michael", vielleicht auch "Martin". Ihn wiedergefunden zu haben, riss mich aus meiner Langeweile und versetzte mich in eine kindliche Hochstimmung. An manchen Tagen dachte ich daran, das Haus zu kaufen.


*****

Magdalena beschloss, nun dreimal pro Woche zu kommen. Sie wollte mir auch das Einkaufen und Kochen abnehmen, weil ich angedeutet hatte, dass mir die Hitze zu schaffen machte. "Sie sollen sich nicht anstrengen, Sie sind ja im Urlaub !" - "Und ihre Kinder?" - "Sind bei meinem Bruder am Bauernhof."

Bevor sie sich an die Arbeit machte, schaltete sie jetzt immer das Radio ein und fand zielsicher einen Sender, der am Stück alte Schlager übertrug, zu denen sie in bedenklicher Lautstärke sang. Die Texte, die ich aus meiner Jugend wiedererkannte, trieben mir die Schamröte ins Gesicht. Sie stand vor meinem Bett, wiegte die Hüften und lachte. "Erinnern sie sich ? Ich war ja damals noch ein Kind, aber dieser Schlager waren in aller Munde !" Ihren Mann und ihre Kinder erwähnte sie selten. Sie schien sich in meiner Gegenwart als junges Mädchen zu fühlen, als Zofe, die nur die Aufgabe hatte, ihre anspruchsvolle Herrin zufriedenzustellen, deren Kleider und Schmuck sie im Gegenzug hin und wieder tragen durfte. Neuerdings baumelten meine Goldkreolen an ihren Ohren - leihweise, wie sie betonte. Es irritierte mich, aber ich hatte mich nicht rechtzeitig zur Wehr gesetzt.

Ich glaube, Magdalena hätte es nicht ungern gesehen, wenn ich den ganzen Tag im Bett geblieben wäre. Vielleicht hätte sie dann meine Rolle übernommen, hätte sich in den Liegestuhl auf der Terrasse gelegt, Mineralwasser getrunken und die Zeitungen studiert. Da aber ich auf der Terrasse lag, schlich sie unterdessen ins Badezimmer, um meine Kosmetika auszuprobieren. Ich weiß nicht, weshalb ich das duldete.

Der Mann, der sich "Martin" nannte, ging mir nach unseren ersten Begegnung aus dem Weg. Nur früh am Morgen hielt er sich auf der Terrasse auf, goss und stutzte die Hecken und sammelte vertrocknetes Blattwerk ein. Erst wenn ich Anstalten machte, nackt aus dem Bett zu steigen, verschwand er. Einmal fuhr ich kurz in die Stadt zurück, um mir Strindbergs "Fräulein Julie" zu kaufen.


*****

Wenn Magdalena ihren freien Tag hatte und Michaels Fahrrad nicht vor dem Glashaus lehnte, ergriff mich eine angstvolle Unruhe. Ich streifte durch den Garten, wanderte im Haus hin und her und riss Schränke und Schubladen auf, so als suchte ich nach einem verlorenen Gegenstand. Magdalena lieh sich öfter meinen Wagen aus, sodass ich tageweise die Ortschaft nicht verlassen konnte. Die Hitze war unerträglich geworden.

Manchmal ging ich zu Fuß ins Dorf, fand menschenleere Gassen und verschlossene Läden. Im Espresso roch es nach Vanilleeis und Fliegenleim. Ein Halbwüchsiger stand vor einem Spielautomaten und schlug auf ihn ein. "Jetzt mach schon, du Dreckstück !" Der Automat antwortete mit einem hysterischen Jaulen. "Hast du viel verloren ?" fragte ich den Burschen. Er zuckte die Schultern, ohne mich anzusehen. Da legte ich ihm einen Geldschein auf den Tisch neben sein Colaglas.

An den Tagen, an denen ich allein im Haus war, verging die Zeit besonders langsam. Ich hätte lesen oder mich mit den Akten beschäftigen können, aber im Kinderzimmer-Dachstübchen war es viel zu heiß. Also schleppte ich am Morgen alles hinunter ins Wohnzimmer, nur um es am Abend unberührt wieder hinaufzutragen. Den ganzen Tag über lief das Fernsehprogramm, während ich in den Räumen auf und ab wanderte.

Wenn Magdalena dann wieder auftauchte, mein Bett frisch bezog, das Geschirr in den Spüler räumte und den Kühlschrank befüllte, beruhigte ich mich. Wenn sie aber am Morgen in der Schlafzimmertür stand, das Radio plärrte, wenn sie meine Sonnencreme aufbrauchte und sich übers Wochenende meinen Wagen auslieh, um mit den Kindern einen Ausflug zu machen, glaubte ich sie keinen Tag länger ertragen zu können.

In der Dämmerung stand ich oft auf der Terrasse und beobachtete meinen amnestischen Gärtner, der noch mit dem Gartenschlauch durch die Wiese wanderte. Ein Goldstück, Junker, für Eure Erinnerung, ein Topf voll Gold für Euren Leib.


*****

Mitte August hatte die Hitzewelle ihren grausamen Höhepunkt erreicht. Ich verließ das Haus nicht mehr. Obwohl ich mich wieder unaussprechlich langweilte, weil alles Denken in einem Punkt endete, hatte ich keine Lust, Freunde einzuladen. Den Anruf, den ich Frau Schindler versprochen hatte, blieb ich ebenso schuldig wie den Grillabend für meine Mitarbeiter. Ich wartete auf ein Nachlassen der Hitze, auf das Ende meines Urlaubs, auf Michael-Martin.

Nachts konnte ich nicht schlafen, warf mich im Bett von einer Seite zur anderen, um ein Stückchen kühlen Lakens zu finden. Draußen vor der Terrasse tobten die Zikaden. Ihr Zirpen erinnerte mich an das Geräusch, das in Fiebernächten aus meinen Bronchien kam, wenn ich atmete. Damals wusste ich nicht, dass es ein Liebeswerben ist.

Eines Morgens erwachte ich besonders früh. Ohne Aussicht auf weiteren Schlaf stand ich auf und trat auf die Terrasse. Es war eine Spur kühler geworden, Bäume und Sträucher wirkten frischer. Unten vor dem Glashaus stand Martin und hielt eine dunkelhaarige Frau in den Armen. Sie trug ein türkisfarbenes Kleid. Ich atmete gierig die Morgenluft ein. Paare sind mächtig, dachte ich. Sie können es mit der ganzen Welt aufnehmen.

Später präsentierte mir Magdalena ihre neue Haarfarbe. "Wollen Sie in meine Haut schlüpfen?" fragte ich. Sie lachte: "Nein, nein, ich wollte nur etwas Neues ausprobieren, nur zum Spaß." - "Was sagt denn ihr Mann dazu ?" - "Dass ich eine dumme Gans bin", antwortete sie und begann plötzlich zu weinen. Zum Trost schenkte ich ihr das türkisfarbene Kleid.


*****

Es war jetzt spürbar kühler geworden. Ich teilte Herrn und Frau Schindler mit, dass ich den Mietvertrag nicht zu verlängern beabsichtigte, und lud Herrn Mag. Schramm und Frau Mag. Lenhardt zum versprochenen Grillabend ein. Sie taten überaus erfreut, aber es wurde dennoch ein schöner Abend. Magdalena hatte sichtlich gehofft, meine Gäste näher kennenzulernen. Sie half mir mit den Saucen und Salaten, klopfte Fleisch und schürte die Kohle. Zum gelben Leinenkleid trug sie meine Malachitkette. Als ich den Wagen von Mag. Schramm vorfahren hörte, nahm ich ihr die Grillzange aus der Hand und wünschte ihr eine gute Nacht. Sie stand noch eine Weile unschlüssig herum, bis Mag. Lenhardt auftauchte, auf die Kette zeigte und "Gehört die nicht unserer Chefin ?" rief.

Beide wunderten sich über meine Blässe und vermuteten, dass ich zu viel im Haus und über den Akten saß. "Ist es nicht ein bisschen einsam hier draußen ?", wollten sie wissen. - "Ja, ein wenig, aber ich habe ja diese Haushaltshilfe ... und einen Gärtner." - "Also der richtige Umgang, um eine Zeitlang geistig zu versumpfen," spotteten sie. - "Ja, aber der Vorgang ist sicher reversibel, andernfalls müsst ihr beide die Kanzlei übernehmen." Die Vorstellung erheiterte sie. "Was würden sie tun, wenn sie die Kanzlei nicht hätten?" - "Vielleicht Kakteen züchten", antwortete ich und zwinkerte ihnen zu.

Mag. Schramm unterhielt uns noch bis spät in die Nacht mit seiner drolligen Art, unsere Klienten nachzuahmen. Als sie aufbrechen mussten, begleitete ich sie vor die Gartentür. Sie winkten mir noch aus dem fahrenden Auto zu. "Bis bald !" rief ich und hatte Mühe, nicht zu weinen.

Am nächsten Morgen nahm ich mir die Akten vor. Ich hatte beschlossen, sie nun Stück für Stück abzuarbeiten. Magdalena fühlte sich vernachlässigt und setzte Störaktionen. Sie brachte ihre Kinder mit und ging dann ohne sie zum Einkaufen. Sie beschädigte eine meiner Hosen, weil sie den Reißverschluss sprengte. Einmal schüttete sie ihren Eistee über eine Berufungsschrift.


*****

Ich ging nun wieder öfter in den Ort. Man kannte mich jetzt vom Sehen und zeigte sich weniger ablehnend. Das Mädchen mit den Rollschuhe führte mir vor, was es über den Sommer gelernt hatte: einen Drehsprung, der mit einer zierlichen Verneigung endete. Im Espresso durfte ich mein Glück am Spielautomaten versuchen, und der Tankwart bot an, den Innenraum meines Wagens zu reinigen, den Magdalenas Kinder verschmutzt hatten. In der Bäckerei wollte man wissen, ob ich im nächsten Jahr wieder kommen würde.

Eines Morgens fand ich Magdalena halbnackt im Badezimmer. Sie war im Begriff, meine Unterwäsche anzuprobieren. Ich versetzte ihr wortlos zwei Ohrfeigen, bezahlte ihr das Geld für die restliche Woche und warf sie hinaus. Sie verschwand ohne Widerrede, so als hätte sie endlich bekommen, was sie wollte. Am nächsten Tag lagen die beiden Kleider, die ich ihr geschenkt hatte, auf der Terrasse. Sie waren zerschnitten und in Jauche getränkt.

Frau Schindler rief an und erzählte, dass es ihrem Mann nun wieder besser ging. Er habe Hoffnung, das Haus und seine geliebten Sukkulenten bald wieder besuchen zu können. Ich erwähnte den Vorfall mit Magdalena, ohne Einzelheiten zu nennen. Sie war bestürzt und verwundert. Magdalena sei für gewöhnlich sehr zurückhaltend und bescheiden, wie alle Leute in Maria Treu. Es sei ja gerade für die Jungen nicht leicht, in der Ortschaft oder der Umgebung Arbeit zu finden. Ob ich wenigstens mit Herrn Holzer zufrieden sei.

Wenn ich in diesen letzten Tagen abends auf der Terrasse saß, musste ich schon eine leichte Jacke anziehen, Ich war jetzt ganz allein mit meiner Freude auf den Herbst. Die Zikaden hatten zu zirpen aufgehört, und Michael seine abendliche Gartenpflege eingestellt. Bald würde alles seinen gewohnten Gang nehmen: die Arbeit, die Freunde, das Stadtleben.


*****

Am Tag vor meiner Abreise klopfte der Gärtner an die Terrassentür. Er war in Begleitung eines Mannes, den er mir als "Herrn Brandau" vorstellte, Herrn M i c h a e l Brandau, wie er betonte. "Er ist der, den sie suchen, ihr Jugendfreund aus unserer Ortschaft !" Er erzählte, nun ganz unbefangen, wie er sich an den Schulkameraden erinnert und ihn schließlich aufgetrieben hatte. "Er lebt nämlich schon seit Jahren in der Stadt. Wäre er nicht auf Urlaub gewesen, hätte ich ihn schon früher her gelotst." - Herr Brandau nickte zu alledem und musterte mich neugierig.

"Ich nehme an, dass Sie sich an mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre", sagte ich spöttisch, denn nichts, aber auch gar nichts, kam mir bekannt an ihm vor. Als Vierzehnjähriger war er vermutlich schon groß und verfressen gewesen, hatte eine Brille getragen und niemanden zu Wort kommen lassen. Herr Brandau überlegte: "Sie kommen mir sehr bekannt vor, aber natürlich sind Sie jetzt erwachsen, haben eine andere Frisur ... und größer sind Sie auch. Aber das Gesicht ... ja, eindeutig. Ich freue mich, dass wir uns nach so langer Zeit wiedersehen."

Ich bat die beiden ins Haus und lud sie zum Frühstück ein. Herrn Brandaus Erinnerungen begannen zu sprudeln. Er beschrieb eines meiner Sommerkleider, als hätte er es selbst geschneidert. Er wusste von einem Ausflug zu den Klosterruinen, wo uns eine Schlange, wahrscheinlich eine Sandviper, das Stelldichein vergällte. Er gestand, den Ausdruck "mir nichts, dir nichts" zum ersten Mal von mir gehört zu haben. Und er gab zu, dass es feige gewesen war, sich nach unserem ersten Kuss einfach den Abhang hinunterrollen zu lassen. Er redete und redete. Michael saß daneben und lächelte. Es war ein übles Spiel, dessen Regieanleitung wahrscheinlich von Magdalena stammte.

Als alles gesagt war, begleitete ich die beiden zur Tür. "Eine großartige Vorstellung, Herr Brandau! Sie und Herr Holzer sollten eine Laiendarstellergruppe gründen." Er sah mich verständnislos an. "Aber sie täuschen sich!", sagte der Gärtner und zeigte sich sehr bestürzt.


*****

Es ist Spätherbst geworden. Frau Schindler meldete sich, um mir mitzuteilen, dass es ihrem Mann wieder schlechter ging und die Übersiedlung nach Maria Treu auf unbestimmte Zeit verschoben war. Falls ich einen Winterurlaub plane, wolle man mir das Haus gern wieder zur Verfügung stellen und nötigenfalls Ersatz für Magdalena suchen. Ich versprach, mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen.

Was mir aber tatsächlich durch den Kopf geht ist die Frage, wieviel Bestand unsere Erinnerungen haben. Es scheint, dass sie im Laufe der Jahre mehr und mehr ein ganz Eigenes werden, ihre Haftung an den Ereignissen verlieren, um am Ende als bloße Licht- und Dunkelpunkte ihr Dasein in unserem Gedächtnis zu fristen.

Sollte ich das Haus für einen Winterurlaub mieten, wird es kein Wiedersehen geben. Es wird dunkel und kalt sein, und was grün und üppig war, wird unter einer Schneedecke begraben liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:

lietzensee

Mitglied
Hallo Matula,
ich bin beeindruckt. Du hast deiner Erzählerin eine wunderbar ausdrucksvolle Stimme gegeben. Dadurch glaubt man, mehr über die Heldin zu erfahren, als die Rückblenden verraten. Hier sitzt jedes Wort. Die Handlung ist leichtfüßig und rund, ohne sich auf zu viel Dramatik stützen zu müssen. Mit der Figur Magda bringst du auch noch eine würzige Prise Humor mit rein.

Als Verbesserungsvorschlag hab ich nur, dass man das Ende noch straffen könnte. Du solltest überlegen, ob du den letzten Abschnitt wirklich brauchst. Das Treffen mit den zwei Michaels wäre doch ein naheliegender Abschluss. Ich finde den Brief auch als Brief nicht überzeugend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Worte per Post an jemanden schickt, den man so wenig kennt. Den Inhalt des Briefes fände ich natürlicher als inneren Monolog der Erzählerin.

Jedenfalls ist diese Erzählung ist das Beste, was ich auf der Leselupe in den letzten Wochen gelesen habe.

Viele Grüße
lietzensee
 

Matula

Mitglied
Guten Abend Lietzensee,
vielen Dank für Dein Lob, über das ich mich sehr gefreut habe !
Was den Brief anlangt, hast Du ganz recht. Ich habe ihn mehrmals umgeschrieben und war doch nicht zufrieden. Jetzt ist es ein innerer Monolog geworden. Ich wollte der Protagonistin am Ende ein wenig Einsicht zubilligen, nachdem sie aus dem Bannkreis ihrer erotischen Verstrickung getreten ist.

Herzliche Grüße,
Matula
 
Hallo Matula,

eine schöne Erzählung, die mich vom Stil her an Texte von Alice Munro erinnert.
Passende Stimmung, gute Charaktere (klasse: die nervige Magdalena). Teilweise wunderbare Textstellen.

"Aber sie täuschen sich !" KOMMA sagte der Gärtner
--> und: erste Anführungszeichen unten

draußen ?" KOMMA wollten
--> hast du öfter

was ich habe ?"KOMMA kicherte sie
--> kein Leerzeichen vor dem Fragezeichen
--> "kichern" passt nicht so recht. Wie kann man einen Satz kichern? :)

"Das sehe ich," sagte ich
--> Komma nach der wörtlichen Rede

"Du heißt 'Michael', nicht wahr ?" unterbrach
--> "Du heißt 'Michael', nicht wahr?", unterbrach

Wie bin ich auf "Michael" gekommen ?
--> kein Leerzeichen vor dem Fragezeichen; hast du öfter

Vielleich hatte ich den Namen tatsächlich vergessen,
--> Vielleicht

"Ich nehme an, dass sie sich an mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre," sagte ich
--> "Ich nehme an, dass Sie sich an mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre" KOMMA sagte ich

"Sie kommen mir sehr bekannt vor, aber natürlich sind sie jetzt erwachsen, haben eine andere Frisur ... und größer sind sie auch.
--> "Sie kommen mir sehr bekannt vor, aber natürlich sind Sie jetzt erwachsen, haben eine andere Frisur ... und größer sind Sie auch.

Hat mir sehr gut gefallen.

Schönen Sonntag und liebe Grüße,
Franklyn Francis
 

Matula

Mitglied
Guten Abend !

Vielen Dank für die genaue Durchsicht, Franklyn Francis. Ich habe Deine Verbesserungsvorschläge beziehungsweise Richtigstellungen berücksichtigt. Wie man die Anführungszeichen nach unten verbannt, ist mir allerdings rätselhaft, und warum das Fragezeichen am letzten Wort kleben muss, habe ich eigentlich nie verstanden. Es bezieht sich ja auf den Satz als solchen und nicht nur auf das letzte Wort. Ich habe das jahrelang so eingeübt, weil mE leserfreundlicher, aber ich werde mich bemühen, in Zukunft daran zu denken.

Vielen Dank auch für das Lob
und herzliche Grüße,
Matula
 
Hallo Matula,

danke für deine Rückmeldung.

warum das Fragezeichen am letzten Wort kleben muss, habe ich eigentlich nie verstanden. Es bezieht sich ja auf den Satz als solchen und nicht nur auf das letzte Wort. Ich habe das jahrelang so eingeübt,
Interessanter Gedanke. Aber das Fragezeichen ist halt genauso wie alle anderen Satzzeichen zu behandeln, die kleben ja auch am letzten Wort :)

Noch etwas gefunden:
Die Leute, denen das Haus gehörte, hießen Schindler".
Das Anführungszeichen kann weg.

"Eine großartige Vorstellung, Herr Brandau ! Sie und Herr Holzer sollten eine Laiendarstellergruppe gründen." Er sah mich verständnislos an. "Aber sie täuschen sich !",
Beim Ausrufezeichen gilt das gleiche wie beim Fragezeichen.

Sein Herz hing an Maria Treu, vor allem an seinem Garten und seinem Glashaus, wo er Kakteen und seltene Sukkulenten kultivierte. - "Es ist durchaus möglich, dass wir das Haus in zwei, drei Jahren verkaufen müssen," sagte Frau Schindler, "und wenn es ihnen gefällt, dann ...". "Misch dich nicht ein," schnaubte ihr Mann, "Harald wird zurückkommen und dort wohnen !" Sie schüttelte leise den Kopf und bedeutete mir, ihn nicht ernst zu nehmen.
Beim Sprecherwechsel macht man zur besseren Unterscheidung i.d.R. einen Zeilenwechsel.
Den Bindestrich braucht man nicht.
Kein Punkt nach der wörtlichen Rede.

Also: Sein Herz hing an Maria Treu, vor allem an seinem Garten und seinem Glashaus, wo er Kakteen und seltene Sukkulenten kultivierte.
"Es ist durchaus möglich, dass wir das Haus in zwei, drei Jahren verkaufen müssen," sagte Frau Schindler, "und wenn es ihnen gefällt, dann ..."
"Misch dich nicht ein", schnaubte ihr Mann, "Harald wird zurückkommen und dort wohnen !" Sie schüttelte leise den Kopf und bedeutete mir, ihn nicht ernst zu nehmen.


Schönen Abend und
liebe Grüße, Franklyn
 

Matula

Mitglied
Danke für die ergänzenden Hinweise, Franklyn Francis!
Ich habe die Korrekturen angebracht. Allerdings hadere ich schon seit längerer Zeit mit der Interpunktionslogik und habe sie klammheimlich für mich abgeändert. Aber wenn man "veröffentlicht", muss man sich natürlich an die Regeln halten.

Auch Dir einen schönen Abend
und herzliche Grüße,
Matula
 
Hallo Matula,

Eine sehr schöner Text!
Ich lese mich gerade "rückwärts" durch Deine Beiträge, mache aber normalerweise einen Bogen um längere Geschichten, weil das Bildschirmlesen nicht so toll ist. Hier bin ich froh, eine Ausnahme gemacht zu haben.
Dieses frei schwebende, merkwürdig präsente und doch so trügerische Erinnern - wer kennt das nicht, der einmal versucht hat, sich eigene, längst vergangene Erlebnisse zu vergegenwärtigen?

Vor Jahren hat mir jemand, dem ich begeistert von einem Leseerlebnis erzählt hatte, gesagt: "Da stand wohl viel von dir drin?"
Bei diesem Text hier habe ich jedenfalls einem solchen Eindruck.

Man darf wohl darüber spekulieren, warum die Haushaltshilfe sich derartige Vertraulichkeiten herausnehmen durfte und warum die Protagonistin - die ja sonst normalerweise durchaus mit beiden Beinen im Leben steht -
 
(versehentlich schon abgeschickt)
---- warum sie sich so sicher ist, dass die "Schlussenthüllung" nur eine spezielle Theatervorstellung für sie darstellt. Das betont natürlich noch die Mächtigkeit der Erinnerung, die von ihr Besitz ergriffen hat.

Und ja, der erläuternde, rückführende, zurücknehmende letzte Teil, also die letzten drei Absätze, wären auch für mich entbehrlich.

Freundliche Grüße

Binsenbrecher
 

Matula

Mitglied
Hallo Binsenbrecher,

ich freu mich, dass Dir auch diese Geschichte gefallen hat ! Sie sollte eigentlich von den Folgen einer Transferierung an einen anderen Ort und in eine andere Zeit (hier die eigene Kindheit) handeln. Die Protagonistin rutscht durch die Isolierung in einen regressiven Zustand, in dem sie sich eine Art von Elternpaar zimmert, das durch Magdalena und Martin-Michael repräsentiert, aber als nicht wohlwollend erlebt wird. Durch die letzten Absätze wollte ich klarstellen, dass die Protagonistin keine "wahnhaften" Erinnerungen hat, sondern aus der Distanz erkennen kann, dass sie sich geirrt hat.

Herzliche Grüße,
Matula
 



 
Oben Unten