Maskenland

2,00 Stern(e) 3 Bewertungen

anbas

Mitglied
Maskenland

Man gibt sich längst nicht mehr die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
und wird auch nicht so schnell erkannt
im Maskenland, im Maskenland.

Ein Freund kann jetzt gefährlich sein,
wer weiß, ob er den Virus hat.
Und Sicherheit gibt’s nur zum Schein
– auf Masken gibt's dafür Rabatt.

Dein Nachbar – längst ein Denunziant
im Maskenland, im Maskenland.
Er überwacht dich unverwandt
im Maskenland, im Maskenland.

Die Freiheit starb bereits ein Stück,
es siegt die Furcht vorm Seuchentod.
Und niemand lächelt mehr zurück.
Distanz, so heißt nun das Gebot.

Die Angst regiert jetzt den Verstand
im Maskenland, im Maskenland.
Der Aktionismus fegt rasant
durchs Maskenland, durchs Maskenland.

Experten widersprechen sich,
so dass sich mancher dann und wann
doch fragt, wem er denn eigentlich
in Zukunft noch vertrauen kann.

Verschwörungswahn und Widerstand
im Maskenland, im Maskenland.
Der Irrsinn nimmt schon überhand
im Maskenland, im Maskenland.

Die ganze Welt ist jetzt bedroht.
Der Virenwahnsinn wirkt global.
Ob Folter, Krieg, ob Hungersnot
- die and'ren Krisen sind egal.

Für das System hat man erkannt
im Maskenland, im Maskenland,
nicht jeder Mensch ist relevant
fürs Maskenland, fürs Maskenland.

Die neuen Helden, die's nun gibt,
erhalten Lob und viel Applaus.
Noch sind sie alle sehr beliebt
– was kommt zum Schluss wohl für sie raus?

Hebt man beschwichtigend die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
dann gilt man gleich als Ignorant
im Maskenland, im Maskenland.

Die Pandemie nimmt ihren Lauf
und langsam wird ganz offenbar:
Es reißen tiefe Gräben auf
– der Virus ist nicht die Gefahr.

Die einen sind längst ausgebrannt
im Maskenland, im Maskenland,
und and're werden militant
im Maskenland, im Maskenland.

So vieles fällt aus der Balance.
Man fordert Solidarität.
Und die hat wirklich noch 'ne Chance,
auch wenn sonst viel zu Grunde geht.

Ich gäbe gerne noch die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
doch das wär jetzt zu provokant
im Maskenland, im Maskenland.

Falls wir uns treffen irgendwann
und ich bei dir ein Zögern seh,
tritt gerne dichter an mich ran
– für mich wär das OK.
 

anbas

Mitglied
Moin Arno,


ich habe - ganz subjektiv - keine Angst vor dem Virus, keine Angst davor, mich anzustecken. Das kann ich nicht ändern, es ist einfach so. Ich bin aber auch kein Corona-Leugner, ich halte mich weitgehend an die Vorgaben und respektiere es selbstverständlich, wenn andere vorsichtiger sind als ich, und ich werde definitiv auch nicht auf eine von diesen üblen Demos gehen. Mir ist außerdem auch klar, dass die fehlende Angst mich hier und da unvorsichtig macht. Trotzdem halte ich manche Maßnahmen und Reaktionen auch für überzogen.

Angst habe ich vor dem, was das Virus aus uns und der Gesellschaft macht. Mit dem Zitat hast Du die einzelne Strophe aus ihrem Zusammenhang gerissen, was ich nicht ganz fair finde:
Die Pandemie nimmt ihren Lauf
und langsam wird ganz offenbar:
Es reißen tiefe Gräben auf
– der Virus ist nicht die Gefahr.
Diese Gräben machen mir persönlich mehr Angst - hier sehe ich die langfristige Gefahr. Es ist die Art, wie wir z.T. mit Krisen umgehen, in bestimmten Dingen radikal, aggressiv oder hysterisch werden. Diese Reaktion hat dann auch nichts mit Corona zu tun - sie erfolgt auch bei anderen Krisen. Sündenböcke werden gesucht und es wird polarisiert. Ich kenne inzwischen viele Menschen, die die Pandemie ernst nehmen aber sich trotzdem nach einem etwas entspannteren, gemäßigteren Umgang damit sehnen, sich aber nicht trauen, etwas zu sagen, da sie gleich als ignorant, weltfremd bezeichnet und mit Rechtsradikalen, Corona-Leugnern und anderen Spinnern in einen Topf geworfen werden.

Im letzten Sommer ist ein Buch mit Corona-Karikaturen herausgekommen. Die meisten, denen ich es gezeigt habe, fanden es klasse und haben es sich gerne angesehen. Es gab aber auch welche, für die das Thema zu ernst war, als dass man darüber lachen dürfte. Ich kann diese Haltung respektieren. Aber ich bin sehr froh, dass ich auch mal über das Thema schmunzeln oder lachen kann - und das tue ich, ohne zu vergessen, das dieser Virus gefährlich ist und wie viel Leid er auch schon gebracht hat.

Mir ist aber klar, dass ich mich mit diesem Text auch Anfeindungen aussetze (s.o. oder Vers 11). Ich würde mich aber freuen, wenn die politische Diskussion nicht hier sondern im Forum Lupanum geführt würde - wobei ich mich daran nicht beteiligen werde. Denn dieses Gedicht ist für mich eher eine Art Zwischenfazit, in dem ich verschiedene Aspekte aufgenommen habe - natürlich durch meine rein subjektive Brille betrachtet. Es geht mir hier um Gedanken und Empfindungen und nicht um ein politisches Statement.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 21900

Gast
Wenn du meinst, anbas, zu diesem Thema müsse man läppische Reime machen, dann such dir dazu ein passendes Forum. In der Leselupe bist du – so sehe ich es – falsch besetzt.
KK
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Moin,
ich hatte auch schon einige Ideen, mit denen ich mich mit dem Thema Corona auseineinandersetzen wollte.
Ne, es passt nicht. Man kann nun hysterisch, aggressiv oder radikal werden...der Virus ist da und hat uns im Griff.
Unser Landesvater Laschet plant schon wieder Lockerungen. Bei einem Index von über 200. Unser kleiner Trump.
Vielleicht kann man, wenn mal alles überstanden ist, sich lyrisch der Sache nähern.

Schönen Sonntag an alle
Oscarchen
 
Ich würde mich aber freuen, wenn die politische Diskussion nicht hier sondern im Forum Lupanum geführt würde - wobei ich mich daran nicht beteiligen werde.
anbas, deine Haltung ist zumindest inkonsequent. Du publizierst ein aktuelles politisches Gedicht und wenn auf dessen Inhalt einer mit nur einer einzigen Zeile kurz eingeht, dann antwortest du ebenfalls inhaltlich und zwar über 21 Zeilen hinweg. Du nutzt also deinen Eigenkommentar, um die politische Botschaft deines Gedichts wortreich zu unterstreichen. Gleichzeitig forderst du, man möge die Diskussion ins Forum Lupanum verlagern, und zwar ohne deine Beteiligung dort. Ja, dorthin gehört sie auch, und stell dich ihr dort dann, denn du hast sie jetzt wieder in Gang gesetzt.

Wenn du schreibst:
Es geht mir hier um Gedanken und Empfindungen und nicht um ein politisches Statement.
so ist das alles andere als überzeugend. Beides ist bei diesem Thema untrennbar verbunden. Du nutzt die lyrische Form gleichzeitig als Vehikel und als Schutzschirm. Wie fair ist denn das?

Schönen Morgengruß
Arno Abendschön
 

molly

Mitglied
Lieber Andreas,
wenn die Menschen vernünftig wären, ich meine jetzt nicht nur die Maskenverweigerer, dann hätten wir den lockdown schon hinter uns. Doch wenn ich an den Weihnachtsrummel denke und den ersten Schneefall neulich, als Hunderte den Schnee "genießen" mussten, könnte mir echt übel werden.
wenn mal alles überstanden ist, sich lyrisch der Sache nähern.
So sehe ich das auch.
Liebe Grüße
Monika
 
Unser Landesvater Laschet plant schon wieder Lockerungen
Und Söder plant schon, den Lockdown nach dem 31.01.2021 weiter zu verlängern. Wo der nächste ja erst morgen beginnt und drei Wochen dauert und kein Mensch für diese Zeit schon Zahlen haben kann. Wenn das mal nicht übers Ziel hinausgeschossen ist ...

Vielleicht kann man, wenn mal alles überstanden ist, sich lyrisch der Sache nähern.
Warum muss man damit warten, bis alles überstanden ist?
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Ich habe eine Befürchtung geäußert. Ohne dich möchte ich hier nicht mehr texten!
 
Hallo anbas,

jetzt mal eine Anmerkung zum Gedicht.
Die letzte Strophe:

Fallls wir uns treffen irgendwann
und ich bei dir ein Zögern seh,
tritt gerne dichter an mich ran
– für mich wär das OK.
enthält für mich Hoffnung - auch wenn ich sie keineswegs wörtlich nehme. Aber sie beinhaltet für mich, dass der andere - auch in diesen Zeiten - keine Angst vor mir hat - und das finde ich schön.

LG SilberneDelfine
 
Vielleicht kann man, wenn mal alles überstanden ist, sich lyrisch der Sache nähern.
Zur Beherzigung empfohlen. Penetrante, spontane Gefühlsabsonderungen neigen zur Kunstlosigkeit und werden außerdem dem jetzigen Status in keiner Weise gerecht. Angesichts von massenhaftem Elend und Sterben auf Intensivstationen ist die Zurschaustellung persönlicher Unmutsgefühle sonst gesunder Personen vor allem eins: peinlich.
 

Walther

Mitglied
Zur Beherzigung empfohlen. Penetrante, spontane Gefühlsabsonderungen neigen zur Kunstlosigkeit und werden außerdem dem jetzigen Status in keiner Weise gerecht. Angesichts von massenhaftem Elend und Sterben auf Intensivstationen ist die Zurschaustellung persönlicher Unmutsgefühle sonst gesunder Personen vor allem eins: peinlich.
Hi Arno,
das sehe ich anders. poesie ist per se "politisch". weil wir es sind. sie ist kommunikation. anbas darf sich uns also mitteilen, muß aber mit dem echo leben.
denk- und kunstverbote geziemen sich nicht. sie wären nicht nur unpolitisch (und das gibt es gar nicht). sondern auch undemokratisch, weil sie einen angriff auf die kunst-, denk- und redefreiheit darstellen. punkt.
lg W.
 
anbas darf sich uns also mitteilen, muß aber mit dem echo leben.
Walther, wo habe ich denn das Gegenteil vertreten? Hier sind wir beide sogar derselben Auffassung. Selbstverständlich kann er wie jeder andere Meinungen äußern und hier Werke präsentieren, die ich dann ebenso frei als unverantwortlich und peinlich bezeichnen darf. Du hast mich hier missverstanden und fehlinterpretiert. Gegenwind ist eben keine Zensur. In seltenen Ausnahmefällen würde ich mich direkt an die Redaktion wenden; ist bisher so gut wie nicht vorgekommen.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 

Walther

Mitglied
Walther, wo habe ich denn das Gegenteil vertreten? Hier sind wir beide sogar derselben Auffassung. Selbstverständlich kann er wie jeder andere Meinungen äußern und hier Werke präsentieren, die ich dann ebenso frei als unverantwortlich und peinlich bezeichnen darf. Du hast mich hier missverstanden und fehlinterpretiert. Gegenwind ist eben keine Zensur. In seltenen Ausnahmefällen würde ich mich direkt an die Redaktion wenden; ist bisher so gut wie nicht vorgekommen.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
Hi,
wenn ich dich falsch verstanden habe, tut mir das leid. für mich hat deine formulierung zumindest auf die falsche fährte gelockt. ich freue mich, dass du das klargestellt hast und wir uns einig sind in dieser heute so wichtigen fragestellung.
lg W.
 

Ofterdingen

Mitglied
Ich habe ganz und gar nichts dagegen, dass Leute "sich lyrisch der Sache nähern", egal ob vor, nach oder während einer Pandemie. Nur: Reimlyrik kann halt nicht jeder. Wilhelm Busch konnte: "Ach, was muss man oft von bösen / Kindern hören oder lesen! / Wie zum Beispiel hier von diesen, / Welche Max und Moritz hießen." Diese Verse sind weit über hundert Jahre alt und wirken immer noch frisch. Dasselbe kann man von vielen heutigen gereimten Gedichten leider nicht mehr sagen. Es genügt eben nicht, Zeilen gedichtgemäß anzuordnen, sich an ein Metrum zu halten und Reimwörter zu verwenden. Busch wirkt deswegen so frisch, weil er sich nicht darum schert, ob seine Reime rein oder unrein sind, Hauptsache, sie sind nicht verbraucht. Leute wie Tante Erna dagegen reimen beim Geburtstagsgedicht für die Nichte Emily sein auf Schein und Stück auf zurück, ohne Magenschmerzen zu bekommen bei solchen verbrauchten Paarungen. Ein Kritiker schrieb in Anlehnung an Arno Holz: "Der Erste, der Herz auf Schmerz und Lust auf Brust reimte, war ein Genie, jeder weitere ein Idiot." Da mittlerweile die meisten Reimpaare schon von bekannten Leuten benutzt wurden, ist das Reimen schwierig geworden. Verbrauchte Reime wirken bestenfalls freiwillig oder unfreiwillig komisch, im schlechteren Fall öde und peinlich. Wer eine ernste Aussageabsicht hat, sollte meiner Meinung nach lieber freie Rhythmen verwenden.
 

James Blond

Mitglied
Der Erste, der Herz auf Schmerz und Lust auf Brust reimte, war ein Genie, jeder weitere ein Idiot."
Hmm,
sind denn alle Reime, die bereits in anderen Gedichten benutzt wurden, dadurch verbraucht? – Ich möchte das bezweifeln.
Und welches wären in diesem Gedicht die " verbrauchten Paarungen" ? Und wo kamen sie bereits vor?

Grüße
JB
 

Ofterdingen

Mitglied
Ja, alle Reime, die bereits in anderen Gedichten benutzt wurden, sind verbraucht. Bei literarischen Kunstwerken zählt Originalität ebenso wie in der Malerei und der Musik. Neuere Bilder, die mit genau dem gleichen Material und der gleichen Technik gemalt sind wie die von Renoir oder van Gogh, werden als Kunstwerke nicht ernst genommen. Jemand, der heutzutage so reimt wie Goethe, ist ebenso peinlich oder eine Lachnummer wie einer, der so tut, als habe er das Pulver erfunden. Es sei denn, niemand weiß, dass er nicht der Erste ist. Seit es das Internet gibt, dürfte dies allerdings kaum noch vorkommen. Heute kann jeder googeln, wer welchen Reim wann bereits gebraucht hat.

Gibt es in diesem Forum Autoren, die einen künstlerischen Anspruch haben? Falls nicht, können wir uns jede Diskussion über das Thema schenken und alle schreiben einfach so, wie sie wollen, ohne sich um irgendwen und irgendwas zu kümmern.

Im Übrigen stimmt es natürlich nicht, dass jeder, der Lust auf Brust reimt, ein Idiot ist. Der erste, der diesen Reim benutzte, war meines Wissens Friedrich Schiller. Auch heute noch verwenden Komödianten sehr gern diesen und andere verbrauchte Reime und solche Leute sind meistens nicht blöd. Die wirklich guten komischen Dichter finden allerdings auch mit Reimen geniale Möglichkeiten, so z.B. Robert Gernhardt, wenn er schreibt: "Am Abend hilft die Jägerin / dem Jäger in die Negerin." Politisch korrekt ist das natürlich nicht. Es ist sein Glück, dass Gernhardt bereits seit vierzehn Jahren tot ist.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21900

Gast
Er simulierte Hüneslust
Und nahm sie an die Hühnerbrust.

Gruß KK
 



 
Oben Unten