Maskenland

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James Blond

Mitglied
Ja, alle Reime, die bereits in anderen Gedichten benutzt wurden, sind verbraucht.
Eine ebenso klare wie kühne Behauptung, der ich nicht zu folgen vermag, denn damit wären wohl 99% aller lyrischen Produktionen reiner Ausschuss, weil in ihnen Reime vorkommen, die bereits zuvor in anderen Gedichten Verwendung fanden. Ebenso halte ich den Vergleich von Reimkunst und Malerei für recht abenteuerlich. Denn Originalität beruht auch in der Malerei nicht allein auf der Wahl von Material und Technik – wie in der Lyrik kommt es vor allem darauf an, was man damit macht. Der Inhalt ist maßgeblich und der ergibt sich aus der Gesamtheit aller Komponenten. Aucgh ein Violinenquartett in C-Dur, andante, verurteilt ja auch nicht alle nachfolgenden Werke gleichen Tempos, gleicher Tonart und Besetzung zu epigonalem Schattendasein, obwohl in ihm die gleichen Töne und Intervalle vorkommen.

Selbstverständlich gibt es daneben auch "verbrauchte Reime", die aufgrund ihrer allzu auffälligen Präsenz in Gedichten sich lediglich zu ironischen oder spöttelnden Versen eignen, aber der Anspruch, für jedes Feuerwerk ein neues "Pulver" erfinden zu müssen, geht an der künstlerischen Aussage vorbei. Ich fürchte, dass es nicht nur hier schwer wird, für einen derartigen Kunstanspruch geeignete Gesprächspartner zu finden, zumal dein Beitrag sich trotz Nachfrage nicht auf eine konkrete Kritik des vorliegenden Gedichts herablässt.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 21900

Gast
Tippfehler: der Hüne / des Hünen … also Hünenlust (gerade erst bemerkt).
KK
 

Joneda

Mitglied
Maskenland

Man gibt sich längst nicht mehr die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
und wird auch nicht so schnell erkannt
im Maskenland, im Maskenland.

Ein Freund kann jetzt gefährlich sein,
wer weiß, ob er den Virus hat.
Und Sicherheit gibt’s nur zum Schein
– auf Masken gibt's dafür Rabatt.

Dein Nachbar – längst ein Denunziant
im Maskenland, im Maskenland.
Er überwacht dich unverwandt
im Maskenland, im Maskenland.

Die Freiheit starb bereits ein Stück,
es siegt die Furcht vorm Seuchentod.
Und niemand lächelt mehr zurück.
Distanz, so heißt nun das Gebot.

Die Angst regiert jetzt den Verstand
im Maskenland, im Maskenland.
Der Aktionismus fegt rasant
durchs Maskenland, durchs Maskenland.

Experten widersprechen sich,
so dass sich mancher dann und wann
doch fragt, wem er denn eigentlich
in Zukunft noch vertrauen kann.

Verschwörungswahn und Widerstand
im Maskenland, im Maskenland.
Der Irrsinn nimmt schon überhand
im Maskenland, im Maskenland.

Die ganze Welt ist jetzt bedroht.
Der Virenwahnsinn wirkt global.
Ob Folter, Krieg, ob Hungersnot
- die and'ren Krisen sind egal.

Für das System hat man erkannt
im Maskenland, im Maskenland,
nicht jeder Mensch ist relevant
fürs Maskenland, fürs Maskenland.

Die neuen Helden, die's nun gibt,
erhalten Lob und viel Applaus.
Noch sind sie alle sehr beliebt
– was kommt zum Schluss wohl für sie raus?

Hebt man beschwichtigend die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
dann gilt man gleich als Ignorant
im Maskenland, im Maskenland.

Die Pandemie nimmt ihren Lauf
und langsam wird ganz offenbar:
Es reißen tiefe Gräben auf
– der Virus ist nicht die Gefahr.

Die einen sind längst ausgebrannt
im Maskenland, im Maskenland,
und and're werden militant
im Maskenland, im Maskenland.

So vieles fällt aus der Balance.
Man fordert Solidarität.
Und die hat wirklich noch 'ne Chance,
auch wenn sonst viel zu Grunde geht.

Ich gäbe gerne noch die Hand
im Maskenland, im Maskenland,
doch das wär jetzt zu provokant
im Maskenland, im Maskenland.

Falls wir uns treffen irgendwann
und ich bei dir ein Zögern seh,
tritt gerne dichter an mich ran
– für mich wär das OK.
Lieber anbas,

die letzte Strophe hat etwas,
ich schreib' ein Minus
und dann groß,
der Dichter wartet
dann nur bloß,
bis alles bald zu Ende geht,
und mit Dir schreibt
wie's weitergeht...

bleib gesund
und danke für Deine Zwischenbilanz
Gruß
 



 
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