James Blond
Mitglied
Eine ebenso klare wie kühne Behauptung, der ich nicht zu folgen vermag, denn damit wären wohl 99% aller lyrischen Produktionen reiner Ausschuss, weil in ihnen Reime vorkommen, die bereits zuvor in anderen Gedichten Verwendung fanden. Ebenso halte ich den Vergleich von Reimkunst und Malerei für recht abenteuerlich. Denn Originalität beruht auch in der Malerei nicht allein auf der Wahl von Material und Technik – wie in der Lyrik kommt es vor allem darauf an, was man damit macht. Der Inhalt ist maßgeblich und der ergibt sich aus der Gesamtheit aller Komponenten. Aucgh ein Violinenquartett in C-Dur, andante, verurteilt ja auch nicht alle nachfolgenden Werke gleichen Tempos, gleicher Tonart und Besetzung zu epigonalem Schattendasein, obwohl in ihm die gleichen Töne und Intervalle vorkommen.Ja, alle Reime, die bereits in anderen Gedichten benutzt wurden, sind verbraucht.
Selbstverständlich gibt es daneben auch "verbrauchte Reime", die aufgrund ihrer allzu auffälligen Präsenz in Gedichten sich lediglich zu ironischen oder spöttelnden Versen eignen, aber der Anspruch, für jedes Feuerwerk ein neues "Pulver" erfinden zu müssen, geht an der künstlerischen Aussage vorbei. Ich fürchte, dass es nicht nur hier schwer wird, für einen derartigen Kunstanspruch geeignete Gesprächspartner zu finden, zumal dein Beitrag sich trotz Nachfrage nicht auf eine konkrete Kritik des vorliegenden Gedichts herablässt.
Grüße
JB