Mastbruch

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F

Frodomir

Gast
Hallo Franke,

dein Gedicht Mastbruch gefällt mir - vor allem wegen seines Beginns! Dabei hat es mir die Verbindung endliches Blau besonders angetan, welches in meiner Assoziation beinahe schon ein Oxymoron darstellt. Denn verbindet man mit deinem Gedicht die Vorstellung von Wasser und Meer, funktionieren sogleich die bekannten Phrasen endloses Meer oder ewiges Meer.

In dem du das Meer aber als Blau metaphorisierst, engst du den ansonsten riesigen Bedeutungsumfang des Meer-Begriffes ein auf einen Gehalt, der eher die schönen Aspekte des Großen Wassers betont (blaues Meer, Sonne, Wärme). So gesehen greift dein Bild einen Vanitas-Gedanken auf, da ja alles Schöne der Vergänglichkeit unterliegt.

Das Schöne aber gewinnt in deinem Gedicht ein enormes Gewicht, da es sich hier gegen die Vergänglichkeit zu behaupten scheint (Immer wieder Glück haben), ja, es entwickelt sich beinahe zur christlichen Hoffnung auf die ewige Liebe, die im Weltlichen der Welt nicht zerfließen kann. Letztlich aber bleibt es ein unbeständiges Bild derselben (und sicherlich bezogen auf eine konkrete Person), immer der Gefahr ausgesetzt, von irgendeinem bösen Wesen (Kapitän) seiner Existenz beraubt zu werden.

Dein Gedicht spricht also ein immer aktuell bleibendes Thema von Liebe, Vergehen und Festhalten am Glück an und kann dieses Problem in meinen Augen auch gut poetisch verarbeiten, auch wenn ich finde, dass dein Gedicht am Ende ein bisschen zerfließt. Schuldig dafür scheint mir der Vers treiben der Jahre zu sein. Dies liegt daran, dass dein Gedicht in meinen Augen mit einem abstrakteren und einem konkret bildlichen Teil arbeitet. So bestimmen in den ersten Zeilen die Begriffe Glück, Blau, Bild und zerflossen die Verse, danach jedoch die konkret vorstellbareren Worte Trümmer, Blick, Kajüte und Kapitän. Die treibenden Jahre wirken auf mich in diesem Arrangement etwas beliebig, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass du diesen Vers benötigst, um die zeitliche Dimension des Werkes zu verstärken. Aber vielleicht kommt diese auch so zur Geltung:

Immer wieder Glück haben
im endlichen Blau dein Bild
ist nicht zerflossen
um mich herum
noch Trümmer
und der scheue Blick zur Kajüte

als wäre da noch ein Kapitän
Letztlich aber hat mir, wie gesagt, dein Gedicht sehr gut gefallen und es machte mir Freude, mich damit auseinanderzusetzen.

Viele Grüße
Frodomir
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Frodomir,

vielen Dank für die intensive Beschäftigung mit meinem Gedicht.

Dass du auf das endliche Blau genauer eingegangen bist, freut mich besonders, weil es eine der wichtigen Stellen darstellt. Für mich hat Endlichkeit etwas tröstliches und dies gilt auch für das Blau.

Das Treiben kann man als Treiben der Trümmer bzw. als Treiben der Jahre lesen. Dies möchte ich allerdings dem Leser überlassen, ebenso ob er die Anwesenheit eines Kapitäns positiv oder negativ sehen möchte.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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