Silberstreif
Mitglied
Gregor stand schwer atmend über das Waschbecken gebeugt, in der Toilette des Restaurants, vor dem Spiegel. Seine Augen waren tränenverschleiert und aus den Mundwinkeln lief ihm der Speichel.
Wie konnte sie mir das nur antun? dachte er. Wieso? Ich habe mich anständig benommen, zuvorkommend und ihr diesen bescheuerten Valentinswunsch erfüllt. Valentinstag. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Volksverdummung, Kommerz übernommen von den kulturlosen, kitschversessenen Amis.
Gregors Gesicht glänzte grünlichgelb unter einem zähen Schweißfilm.
Restaurant, Candlelight-Dinner und als Geschenk sogar ein Gedicht, weil er das originell fand. Er wusste nicht mehr genau, wann der Abend begonnen hatte aus dem Ruder zu laufen. Vielleicht schon gleich zu Beginn, als sie, sich ungeniert umsehend, fragte: "was ist das hier eigentlich für ein Publikum? Veranstalten die einen bunten Abend für die Altersheime der Umgebung?"
Das war zynisch. Doch als er verstohlen in die Runde blickte, musste er in Gedanken ihren Kommentar bestätigen. Das Durchschnittsalter an den Tischen ringsum lag weit jenseits der 60. Lautstark versuchte eine Frau ihrer offensichtlich schwerhörigen Nebensitzerin die Wunder der Technik zu erklären: " Woisch net was des isch? En PC? Do kann mr schreibe wie en Brief, und der andere kriegt des gleich und kann dann zrückschreibe. Des nennt mr E-Mail. Mit Hildegard mach i des emmer so..." Verständnislos schüttelte die Alte den Kopf.
Ute lächelte nur. Doch die Stimmung war irgendwie verdorben. Sofern je eine Stimmung aufgekommen war. Er war sich nicht mehr sicher.
Es mussten inzwischen mindestens zehn Minuten vergangen sein, seit dem er, leise röchelnd und sich knapp entschuldigend, den Tisch verlassen hatte. Ute hatte nur genickt und gelächelt. Sie lächelte überhaupt ziemlich viel. Irgendwie überheblich. Sicher hatte sie nicht bemerkt, was passiert war. Doch nun stand er hier in einer aussichtslosen Situation und konnte ganz gewiss nicht wieder an den Tisch zurückkehren.
Was wird sie tun, wenn ich noch länger wegbleibe? Er kannte Ute noch nicht lange - im Grunde überhaupt nicht. Dies war ihre erste Verabredung. Gewesen, dachte er resigniert. Dennoch beschlich ihn das ungute Gefühl, dass sie da draußen saß und wartend lächelte.
Er brauchte Ute. Sie war ein U. Er hatte noch kein U. Gregor hatte sich vorgenommen, sich einmal durch das Alphabet zu vögeln. Die Idee fand er großartig, obwohl sie nicht auf seinem Mist gewachsen war. Er hatte das in einem Roman gelesen. Gregor klaute sich durchs Leben. So war es auch mit dieser Idee gewesen. Geklaut, doch großartig. Keine Verpflichtungen, ein klares Ziel vor Augen, ein sehr einfaches Prinzip, jedoch auch mit einigen herausfordernden Schwierigkeiten verbunden, wenn er an Q oder X dachte, ein sauberes System, denn am Ende hätte er eine Chronologie vorzuweisen. Nicht so wie alle anderen, die planlos und fremdbestimmt durchs Leben treiben und hier und dort mal Pause machen um dann an irgendjemandem endgültig hängen zu bleiben, an dem man dann doch den Rest des Lebens vorbei lebt. Er wollte die Liste vor seinem 40. Geburtstag abgehakt haben und dazu blieb ihm nur noch ein halbes Jahr Zeit. Danach könnte er sich einen anderen Masterplan ausdenken. Vielleicht den perfekten Mord. Krimis hatte er genug im Bücherschrank. Jetzt hatte er jedoch das U im Visier. Ute.
Ab und zu schlürfte er mühsam den Sabber hoch und schluckte ihn unter großer Anstrengung hinunter.
Sie war ein schwieriger Fall. Das war ihm längst klar geworden, auch wenn er sie heute zum ersten Mal gesehen hatte. Sie telefonierten schon eine Weile miteinander und sie hatte darauf bestanden, dass das erste Treffen an diesem albernen Valentinstag stattfinden sollte. Er hatte sie im Internet aufgegabelt, so wie er es immer machte. Schnell, problemlos und effizient. Er musste nur den Vornamen einer Frau herausfinden um zu wissen, ob sich ein Einsatz lohnt.
Das erste date war immer entscheidend. Alles musste passen. Heute passte gar nichts.
Die Kerze auf dem Tisch war ein müder Stummel, die Tischdecke fleckig und das Ambiente trostlos. Er hätte das vorher besser eruieren sollen. Zwar war er schon mal hier gewesen, jedoch im Sommer. Er war damals von der großen Terrasse und der bewaldeten Umgebung begeistert gewesen. Doch jetzt im Februar sah das ganz anders aus.
Gregor bekam kaum noch Luft. Sein Röcheln wurde lauter.
Er hatte schon am Telefon gemerkt, dass Ute eine harte Nuss werden könnte. Sie nahm ihn einfach nicht ernst. Deshalb hatte er sich auf die Masche mit der Lyrik eingelassen. Er las ihr Gedichte von Emily Dickinson vor die er selbst zwar nicht ganz verstand, jedoch klanglich wunderschön und dem Anlass entsprechend romantisch fand:
It's all I have to bring to-day,
This, and my heart beside,
This, and my heart, and all the fields,
And all the meadows wide.
Be sure you count, should I forget, --
Someone the sum could tell, --
This, and my heart, and all the bees
Which in the clover dwell.
Da war selbst er gerührt gewesen. Er streute witzige oder hintergründige Zitate von Heinz Erhard oder Nietzsche wohl platziert in die Unterhaltung und sie hatte angebissen, obwohl sie Nietzsche als Frauenfeind bezeichnete. Hier musste er vorsichtig sein, denn natürlich verstand er nichts von Literatur, Lyrik oder Philosophie. Doch google sei Dank, war sein Fundus unerschöpflich und Gott sei Dank sein Timbre sehr männlich. Ganz der Mann von Welt.
In den Kontaktbörsen im Internet gab es auch immer wieder diese armseligen Kreaturen, die ihre eigenen lyrischen Ergüsse der Öffentlichkeit präsentierten und als, meist wirkungslosen, Köder einsetzten. Eins davon hatte er geklaut und heute Abend Ute geschenkt. Gleich nachdem das Essen kam, weil sie nur einen kurzen, angewiderten Blick auf ihre Schweinelendchen geworfen hatte, die in viel zu viel dicklicher, brauner Soße schwammen. Gregor hatte Fisch bestellt. Ein fataler Fehler.
Ute gefiel ihm. Sie sah fabelhaft lässig aus. Eines dieser Mädchen, denen die Konventionen der Gesellschaft gleichgültig waren, sie aber trotzdem im verqueren Bewusstsein von Individualität eine beliebige, billige Kopie der J-Lo oder Britney Spears Imitatorinnen war. Lange, offene Haare, enge Hipjeans, ein Riesendekolleté und irgendwelche billigen, hohen Schuhe. Dramatisches Augen-Make-up und ein dunkel umrandeter Mund. Ein Hauch von Intellektualität, sie studierte irgendwas - wahrscheinlich Architektur oder Kunstgeschichte - und Gregor hätte darauf wetten können, dass sie ein Arschgeweih-Tatoo trug.
Wie ein kleines Kind hatte sie freudig den eleganten Umschlag geöffnet und die Karte mit dem Gedicht herausgezogen. Während sie las, probierte Gregor seinen Fisch und fand ihn gar nicht schlecht. Ihr Lächeln wurde immer breiter und Gregor gratulierte sich heimlich selbst.
Zuckersüß bedankte sie sich und fragte ob es von ihm sei. Natürlich bestätigte er, gespielt verlegen. Doch dann legte sie los. Das Metrum wäre stümperhaft, es wimmele von unreinen Reimen, der Jambus wäre nicht durchgängig, die Silbenanzahl nicht stimmig und so ging das weiter in einem fort. Sie spielte sich auf wie ein geltungsbesessener Studienrat und zerpflückte das Gedicht Zeile für Zeile. Leere Metaphern, aufgeblasene Adjektive, abgegriffene Phrasen, kitschige Bilder und ihm blieb buchstäblich der Fisch im Hals stecken. Eigentlich war es nur eine Gräte, doch sie reichte aus um dem Abend und Gregors Würde den Garaus zu machen.
Er stand in dieser Restauranttoilette und war verzweifelt. Bei dem vergeblichen Versuch die Gräte mit den Fingern aus den Tiefen seines Halses zu fischen, wo sie schmerzhaft in der Rachenmandel stak, hatte er sich unvermittelt übergeben müssen. Dabei hatte er Hemd und Jackett total verspritzt, es stank widerlich und das Waschbecken war selbstverständlich sofort verstopft. Das einlaufende Wasser verwandelte das Ganze in eine ekelerregende Brühe. Mit der rechten Hand, die sowieso vollgekotzt war, hatte er versucht den Abfluss freizuschaufeln, die Manschette war dabei völlig durchnässt worden, und das brockige Wasser war auf Hosenbeine und Schuhe geschwappt.
Eine einzige Gräte. Es kam ihm so vor, als hätte Ute diese Gräte persönlich in seinem Hals platziert. Mit ihrem nichtssagenden Lächeln auf den Lippen. Sie wollte ihn demütigen. Ihn erniedrigen, ihm seine ganze Souveränität um die Ohren hauen. Sie war bestimmt der Teufel höchstpersönlich. Niemand sonst könnte Gregor etwas anhaben. Und schon gar nicht so ein billiges Weibchen.
Er hatte keine Chance der Situation zu entkommen. Inzwischen war sein Hals fast vollständig zugeschwollen, in seiner Nase steckten ekelhafte Brocken, er sah aus wie eine aufgedunsene Wasserleiche. Sehr eindringlich manifestierte sich bei ihm der Gedanke, seine Masterpläne in der Reihenfolge auszutauschen. Zuerst der perfekte Mord und dann das Alphabet. Ein U findet sich sicher schnell wieder…
Gregor würgte.
Wie konnte sie mir das nur antun? dachte er. Wieso? Ich habe mich anständig benommen, zuvorkommend und ihr diesen bescheuerten Valentinswunsch erfüllt. Valentinstag. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Volksverdummung, Kommerz übernommen von den kulturlosen, kitschversessenen Amis.
Gregors Gesicht glänzte grünlichgelb unter einem zähen Schweißfilm.
Restaurant, Candlelight-Dinner und als Geschenk sogar ein Gedicht, weil er das originell fand. Er wusste nicht mehr genau, wann der Abend begonnen hatte aus dem Ruder zu laufen. Vielleicht schon gleich zu Beginn, als sie, sich ungeniert umsehend, fragte: "was ist das hier eigentlich für ein Publikum? Veranstalten die einen bunten Abend für die Altersheime der Umgebung?"
Das war zynisch. Doch als er verstohlen in die Runde blickte, musste er in Gedanken ihren Kommentar bestätigen. Das Durchschnittsalter an den Tischen ringsum lag weit jenseits der 60. Lautstark versuchte eine Frau ihrer offensichtlich schwerhörigen Nebensitzerin die Wunder der Technik zu erklären: " Woisch net was des isch? En PC? Do kann mr schreibe wie en Brief, und der andere kriegt des gleich und kann dann zrückschreibe. Des nennt mr E-Mail. Mit Hildegard mach i des emmer so..." Verständnislos schüttelte die Alte den Kopf.
Ute lächelte nur. Doch die Stimmung war irgendwie verdorben. Sofern je eine Stimmung aufgekommen war. Er war sich nicht mehr sicher.
Es mussten inzwischen mindestens zehn Minuten vergangen sein, seit dem er, leise röchelnd und sich knapp entschuldigend, den Tisch verlassen hatte. Ute hatte nur genickt und gelächelt. Sie lächelte überhaupt ziemlich viel. Irgendwie überheblich. Sicher hatte sie nicht bemerkt, was passiert war. Doch nun stand er hier in einer aussichtslosen Situation und konnte ganz gewiss nicht wieder an den Tisch zurückkehren.
Was wird sie tun, wenn ich noch länger wegbleibe? Er kannte Ute noch nicht lange - im Grunde überhaupt nicht. Dies war ihre erste Verabredung. Gewesen, dachte er resigniert. Dennoch beschlich ihn das ungute Gefühl, dass sie da draußen saß und wartend lächelte.
Er brauchte Ute. Sie war ein U. Er hatte noch kein U. Gregor hatte sich vorgenommen, sich einmal durch das Alphabet zu vögeln. Die Idee fand er großartig, obwohl sie nicht auf seinem Mist gewachsen war. Er hatte das in einem Roman gelesen. Gregor klaute sich durchs Leben. So war es auch mit dieser Idee gewesen. Geklaut, doch großartig. Keine Verpflichtungen, ein klares Ziel vor Augen, ein sehr einfaches Prinzip, jedoch auch mit einigen herausfordernden Schwierigkeiten verbunden, wenn er an Q oder X dachte, ein sauberes System, denn am Ende hätte er eine Chronologie vorzuweisen. Nicht so wie alle anderen, die planlos und fremdbestimmt durchs Leben treiben und hier und dort mal Pause machen um dann an irgendjemandem endgültig hängen zu bleiben, an dem man dann doch den Rest des Lebens vorbei lebt. Er wollte die Liste vor seinem 40. Geburtstag abgehakt haben und dazu blieb ihm nur noch ein halbes Jahr Zeit. Danach könnte er sich einen anderen Masterplan ausdenken. Vielleicht den perfekten Mord. Krimis hatte er genug im Bücherschrank. Jetzt hatte er jedoch das U im Visier. Ute.
Ab und zu schlürfte er mühsam den Sabber hoch und schluckte ihn unter großer Anstrengung hinunter.
Sie war ein schwieriger Fall. Das war ihm längst klar geworden, auch wenn er sie heute zum ersten Mal gesehen hatte. Sie telefonierten schon eine Weile miteinander und sie hatte darauf bestanden, dass das erste Treffen an diesem albernen Valentinstag stattfinden sollte. Er hatte sie im Internet aufgegabelt, so wie er es immer machte. Schnell, problemlos und effizient. Er musste nur den Vornamen einer Frau herausfinden um zu wissen, ob sich ein Einsatz lohnt.
Das erste date war immer entscheidend. Alles musste passen. Heute passte gar nichts.
Die Kerze auf dem Tisch war ein müder Stummel, die Tischdecke fleckig und das Ambiente trostlos. Er hätte das vorher besser eruieren sollen. Zwar war er schon mal hier gewesen, jedoch im Sommer. Er war damals von der großen Terrasse und der bewaldeten Umgebung begeistert gewesen. Doch jetzt im Februar sah das ganz anders aus.
Gregor bekam kaum noch Luft. Sein Röcheln wurde lauter.
Er hatte schon am Telefon gemerkt, dass Ute eine harte Nuss werden könnte. Sie nahm ihn einfach nicht ernst. Deshalb hatte er sich auf die Masche mit der Lyrik eingelassen. Er las ihr Gedichte von Emily Dickinson vor die er selbst zwar nicht ganz verstand, jedoch klanglich wunderschön und dem Anlass entsprechend romantisch fand:
It's all I have to bring to-day,
This, and my heart beside,
This, and my heart, and all the fields,
And all the meadows wide.
Be sure you count, should I forget, --
Someone the sum could tell, --
This, and my heart, and all the bees
Which in the clover dwell.
Da war selbst er gerührt gewesen. Er streute witzige oder hintergründige Zitate von Heinz Erhard oder Nietzsche wohl platziert in die Unterhaltung und sie hatte angebissen, obwohl sie Nietzsche als Frauenfeind bezeichnete. Hier musste er vorsichtig sein, denn natürlich verstand er nichts von Literatur, Lyrik oder Philosophie. Doch google sei Dank, war sein Fundus unerschöpflich und Gott sei Dank sein Timbre sehr männlich. Ganz der Mann von Welt.
In den Kontaktbörsen im Internet gab es auch immer wieder diese armseligen Kreaturen, die ihre eigenen lyrischen Ergüsse der Öffentlichkeit präsentierten und als, meist wirkungslosen, Köder einsetzten. Eins davon hatte er geklaut und heute Abend Ute geschenkt. Gleich nachdem das Essen kam, weil sie nur einen kurzen, angewiderten Blick auf ihre Schweinelendchen geworfen hatte, die in viel zu viel dicklicher, brauner Soße schwammen. Gregor hatte Fisch bestellt. Ein fataler Fehler.
Ute gefiel ihm. Sie sah fabelhaft lässig aus. Eines dieser Mädchen, denen die Konventionen der Gesellschaft gleichgültig waren, sie aber trotzdem im verqueren Bewusstsein von Individualität eine beliebige, billige Kopie der J-Lo oder Britney Spears Imitatorinnen war. Lange, offene Haare, enge Hipjeans, ein Riesendekolleté und irgendwelche billigen, hohen Schuhe. Dramatisches Augen-Make-up und ein dunkel umrandeter Mund. Ein Hauch von Intellektualität, sie studierte irgendwas - wahrscheinlich Architektur oder Kunstgeschichte - und Gregor hätte darauf wetten können, dass sie ein Arschgeweih-Tatoo trug.
Wie ein kleines Kind hatte sie freudig den eleganten Umschlag geöffnet und die Karte mit dem Gedicht herausgezogen. Während sie las, probierte Gregor seinen Fisch und fand ihn gar nicht schlecht. Ihr Lächeln wurde immer breiter und Gregor gratulierte sich heimlich selbst.
Zuckersüß bedankte sie sich und fragte ob es von ihm sei. Natürlich bestätigte er, gespielt verlegen. Doch dann legte sie los. Das Metrum wäre stümperhaft, es wimmele von unreinen Reimen, der Jambus wäre nicht durchgängig, die Silbenanzahl nicht stimmig und so ging das weiter in einem fort. Sie spielte sich auf wie ein geltungsbesessener Studienrat und zerpflückte das Gedicht Zeile für Zeile. Leere Metaphern, aufgeblasene Adjektive, abgegriffene Phrasen, kitschige Bilder und ihm blieb buchstäblich der Fisch im Hals stecken. Eigentlich war es nur eine Gräte, doch sie reichte aus um dem Abend und Gregors Würde den Garaus zu machen.
Er stand in dieser Restauranttoilette und war verzweifelt. Bei dem vergeblichen Versuch die Gräte mit den Fingern aus den Tiefen seines Halses zu fischen, wo sie schmerzhaft in der Rachenmandel stak, hatte er sich unvermittelt übergeben müssen. Dabei hatte er Hemd und Jackett total verspritzt, es stank widerlich und das Waschbecken war selbstverständlich sofort verstopft. Das einlaufende Wasser verwandelte das Ganze in eine ekelerregende Brühe. Mit der rechten Hand, die sowieso vollgekotzt war, hatte er versucht den Abfluss freizuschaufeln, die Manschette war dabei völlig durchnässt worden, und das brockige Wasser war auf Hosenbeine und Schuhe geschwappt.
Eine einzige Gräte. Es kam ihm so vor, als hätte Ute diese Gräte persönlich in seinem Hals platziert. Mit ihrem nichtssagenden Lächeln auf den Lippen. Sie wollte ihn demütigen. Ihn erniedrigen, ihm seine ganze Souveränität um die Ohren hauen. Sie war bestimmt der Teufel höchstpersönlich. Niemand sonst könnte Gregor etwas anhaben. Und schon gar nicht so ein billiges Weibchen.
Er hatte keine Chance der Situation zu entkommen. Inzwischen war sein Hals fast vollständig zugeschwollen, in seiner Nase steckten ekelhafte Brocken, er sah aus wie eine aufgedunsene Wasserleiche. Sehr eindringlich manifestierte sich bei ihm der Gedanke, seine Masterpläne in der Reihenfolge auszutauschen. Zuerst der perfekte Mord und dann das Alphabet. Ein U findet sich sicher schnell wieder…
Gregor würgte.