Meerjungfrau

4,80 Stern(e) 4 Bewertungen

Gleich kleinen Atempausen zirpen die Grillen im Dünengras

Geschlossen die dunklen Tiefseeaugen
Die Locken noch
meerschaumnass

Wie
nicht
an Meerjungfrauen
glauben

An deinen Hals schmiegen sich Wellengazen
Geschmeide aus schneeweißer Gischt
Wie sie mir Morgen,Gestern rauben
Und lassen mir allein
den Augenblick

Im Angesicht eine Korallenkette
und in den Wassern nur
ein Hauch von
~
 
Zuletzt bearbeitet:
ich würde die Schriftgröße verkleinern.
Oder warum schreist Du den Leser so an?
Hi Mondnein,

ich dachte hierbei vor allem an meine älteren Leserinnen und Leser bzw. solche, die wie ich, häufig am Smartphone unterwegs sind, und hatte eine möglichst barrierefreie Leseerfahrung im Sinn. Selbstverständlich will ich niemanden anschreien!

Danke für Deine Rückmeldung. Vielleicht bin ich übers Ziel hinausgeschossen und habe die Schriftgröße nun verkleinert.

mes compliments

Dionysos
 

sufnus

Mitglied
Hi Dio!
Mir scheint, Deine Zeilen zeichnen verschiedene Badehosenmodelle nach - das aber nur am erfreuten Rand!
Die Sprache ist doch wichtiger als die Umrisszeichnung - und die atmet für mich eine sehr schöne Meeresmelodie - wobei ich die Zeilen klanglich eher dem luftigen als dem feuchten Element zuordnen würde - es weht eine bewegte, kühlende Brise vom Meer landüber.
Eine kleine Leseirritation ist für mich die "Korallenkette im Angesicht" - ist hier wirklich gemeint, dass eine Kette im Gesicht (der Meerjungfrau?) baumelt? Oder ist Angesicht hier wie Ansicht gebraucht - das wäre eine etwas freie Verwendung dieses Wortes, ergäbe aber für mich mehr Lesesinn.
Sehr sehr schön aber, und das ganze Gedicht wunderbar zusammenfügend, ist für mich der Schluss. Und da sind wir dann wieder beim luftigen Element, ein Hauchen beendet die schriftliche Mitteilung, ab hier darf der Leser dann dezent außen vor bleiben.
LG!
S.
 
hi @sufnus

Badehosenmodelle - ja, stimmt. Der Text lässt wirklich offen, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt ;-)

"Korallenkette im Angesicht" - gemeint war wie bei Wikipedia beschrieben: Direkte Sichtverbindung zu etwas - hier der Korallenkette.

Ich muss gestehen, dass mir selber der Schluss eigentlich etwas zu profan, zu abgegriffen, zu deutlich ist. Mir fällt dabei immer nur ein: "James Bond XXIV - Ein Hauch von Nichts"

Aber die Assoziation zum Luftigen, zur kühlen Brise ist wunderbar !

mes compliments

Dio
 
Zuletzt bearbeitet:

Scal

Mitglied
Hallo Dio,

ich habe noch nicht nachgeforscht: Gibt's eigentlich bei den Tastaturmöglichkeiten auch das wellenförmige "Ungefähr-Zeichen" ? Das würde sich vielleicht anstelle des "Nichts" eignen, dachte ich mir. Oder auch ein Fragezeichen? Ohne "nichts" gefiele es mir der Text jedenfalls noch besser.

Lieben Gruß
Scal
 

Pennywise77

Mitglied
Moin Dionysos,

das gefällt mir ausgesprochen gut. Du beschreibst hier eine Szenerie, die Dich an Meerjungfrauen glauben lässt. Du stellst diese Frage im Text. Es geht also wahrscheinlich nicht um eine Meerjungfrau, sondern eine Angebetete, die für Dich eben diese Schönheit verkörpert? Mir jedenfalls gefällt der Text. Die Formatierung lässt einen zunächst glauben, dass es sich nicht wirklich reimt und man wähnt es in der falschen Rubrik. Aber es reimt sich eben doch, auch wenn es sich teils in der Form verliert. Einzig "Gras" und "Nass" ist nicht ganz so elegant, wie ich finde.

Gruß

Pennywise
 
Hi @Pennywise77

danke für Deinen Leseeindruck. Die Meerjungfrau ist hier tatsächlich ein Symbol, unter das unser Betrachter verschiedene Seelenthemen subsumiert, oder genauer die "übernatürliche" Projektionsebewusstseinserfahrung zusammenfasst.

Die Tiefseeaugen, die Naturgeschmeide und die "magische Kraft" Gestern und Morgen vergessen zu machen dokumentieren die Radikalität der Erfahrung, die letztlich den einzelnen Menschen in seiner Außenwirkung magisch übersteigt: Ein Hinweis auf eine sehr starke Projektionserfahrung und noch am besten bezahlt mit einer mythologischen Figur wie der Nymphe oder der Meerjungfrau.

Reime im Sinne des Lehrverständnisses sind reichlich vorhanden. Reim, verstanden als ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang, im engeren Sinne Gleichklang eines betonten Vokals und der ihm folgenden Laute, wobei dieser Laut je nach Dichtungstradition am Anfang des Wortes, in der Mitte oder am Ende stehen kann, rechtfertigt zutreffenderweise die Kategorienwahl auch nach meinem Verständnis.

Merci !

mes compliments

Dionysos
 



 
Oben Unten