Meg

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kuehen

Mitglied
Alle boten ihr Hilfe an, aber keiner fragte, ob sie Hilfe wollte. Was sollte sie auch ändern? Wohin sollte sie gehen? Der Alkohol, die kaputten Beziehungen, die Streitereien würden ihr folgen. Einmal hat jeder die Chance, sich für ein Leben zu entscheiden. Sie hatte sich das falsche herausgesucht.
Ruf mich nicht an, hatte sie ihm gesagt und dann stand er vor ihrer Tür und sie ließ ihn herein. Betraten die Bühne der Vergebung. Er als reuiger Sünder, sie als Engel der Vergebung. Gaben sich so ein Stück Würde zurück. Bis sie die Bühne verließen. Zurückkehrten in ihren Altag. In ein Leben, das an ihr klebte. Genauso dumm und stur wie sie.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ubertas

Mitglied
Hallo @kuehen ,
das gefällt mir! Teils provokativ, teils polarisierend und prägnant.
So erzählt, dass mit dem letzten Satz zwar der Text endet, aber das Nachdenken darüber erst richtig Fahrt aufnimmt.
Finde ich großartig.
Lieben Gruß ubertas.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Kuehen,

vielleicht widerspricht Dein Text dem Optimisten in mir ... aber einer Grundaussage folge ich nicht:

Einmal hat jeder die Chance, sich für ein Leben zu entscheiden.
Er hat es jeden Tag!
Aber leider nur rein theoretisch, weil man auch das Handwerkzeug dazu braucht, etwas ändern zu können, das wird gerne vergessen - als sei jeder ein Münchhausen. Ich habe schon in viele verschatteten Augen geblickt, diese Mischung aus Schuldbewusstsein und Trotz.
Vielleicht beseht dieses 'Würde lassen' darin, nicht helfen zu wollen - wenn man seinen Frieden damit machen kann, oder es nicht für sein eigenes Ego braucht.
Ja, da steckt viel dahinter, wie Ubertas schon sagte, auch mehr, als eine Paarbeziehung.

Liebe Grüße
Petra
 

Olaf Euler

Mitglied
Lieber @kuehen,
mir gefällt die Spannung der Geschichte, die genügend ausgeschmückt ist, um die Situation von Meg zu verstehen, aber vieles offen lässt, um weiter darüber nachzudenken & die dahinterstehenden Fragen zu bestaunen.

Spannend, dass dieser eine Satz im Präsens steht:
Einmal hat jeder die Chance, sich für ein Leben zu entscheiden.
Das zu erkennen gelingt doch nur retrospektiv…

Vielen Dank & liebe Grüße!
 

kuehen

Mitglied
Lieber Kuehen,

vielleicht widerspricht Dein Text dem Optimisten in mir ... aber einer Grundaussage folge ich nicht:


Er hat es jeden Tag!
Aber leider nur rein theoretisch, weil man auch das Handwerkzeug dazu braucht, etwas ändern zu können, das wird gerne vergessen - als sei jeder ein Münchhausen. Ich habe schon in viele verschatteten Augen geblickt, diese Mischung aus Schuldbewusstsein und Trotz.
Vielleicht beseht dieses 'Würde lassen' darin, nicht helfen zu wollen - wenn man seinen Frieden damit machen kann, oder es nicht für sein eigenes Ego braucht.
Ja, da steckt viel dahinter, wie Ubertas schon sagte, auch mehr, als eine Paarbeziehung.

Liebe Grüße
Petra
Ich denke nicht, dass sie eine optimistin ist. Sie hat sich abgefunden mit dem Weg, in den sie hineinlebte. Würde ist hier, das Verletzungen sein dürfen.

Ausgangspunkt war meine Kurzprosa "Tellerrand" und jemand sagte, er würde gerne wissen, wie es weitergeht. Das ist also ein Versuch einer Fortsetzung. Ausserdem habe ich mir vorgenommen, regelmäßiger etwas zu schreiben.

Danke für deine Reaktion!

Marcus

@Olaf Euler

Der Präsens ergibt sich daraus, dass sie denkt, jeder hat sie. Manche haben sie noch nicht gefällt, manche überlegen noch.
Der Satz war der Schlüssel zum Text. Er fügte ihn zusammen und bestimmte das Tempo.
Er fühlt sich so richtig an.

Auch dir danke für deine Reaktion!

Marcus

@Ubertas

Danke für deine Reaktion. Für mich hat Meg eine tiefe und viel zu erzählen und zu entdecken :) auch ich denke über sie nach.

Marcus
 



 
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