Mein bester Freund

4,80 Stern(e) 8 Bewertungen

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Idee ist wirklich gut. Leider wirkt es etwas zu verkopft, daher nur 4 Sterne, aver mir fällt gerade auch nicht ein, wie man es besser machen könnte.

Lg
Patrick
 

Dieter Gebell

Mitglied
Hallo LyrikPower herzlichen Dank für deinen zwinkernden Smiley.

Hallo Patrick. Verkopft stimmt und natürlich auch konstruiert. Die drei Zeilen entstanden aus der Überlegung heraus, dass wenn wir in den Spiegel sehen, nicht nur unser Gesicht, sondern auch das Ego dahinter erblicken. Oft zieht uns unser Ego tief runter oder bläst uns fürchterlich auf - es kann schon ein recht gefährlicher Geselle sein.

Merci und Danke
an LyrikPower und Patrick
 

petrasmiles

Mitglied
Das sehe ich auch so, lyrikPower.
Was da verkopft erscheint, ist einfach Lebenserfahrung. Da ist einer sich selbst gewiss, kennt seine Stärken und Schwächen, kann sich über seine Erfolge freuen und sich seine Mißerfolge verzeihen. Kurz, er ist im Reinen mit sich und kann sich anlächeln.
Dass der Spiegel als der Freund daher kommt, ist für meine Begriffe das poetische Moment. Man kann ja schlecht schreiben: Ich bin bei mir angekommen und kann mich im Spiegel anlächeln.
Merkt man als Jungspund vielleicht nicht gleich :D

Liebe Grüße
Petra
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nein Petra, ich meine nicht den Inhalt, der ist super. Es wirkt nur formal etwas auf biegen und brechen verkopft dargestellt. Ich suche gerade nach einer Möglichkeit, wie man es natürlicher formulieren könnte. Nur darum geht es ;)
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich würde es am ehesten als Senryu bezeichnen, eine Haiku-Ähnliche Form. Aber mir ging es viel allgemeiner um die Form, einfach allgemein um die Formulierung. Dieter hatte einen guten Gedanken und denselben aber nur gut und nicht sehr gut umgesetzt. Das ist alles. Trotzdem auch so ein toller Text!

LG
Patrick
 

petrasmiles

Mitglied
Verstehe.
Ich würde sehr wahrscheinlich schreiben: 'Seit er mich anlächelt ... ' dann wären die Verse zumindest optisch ähnlich und der Fluss weicher, und nicht so abgehackt, aber 1. wirkt es dann wegen 'mich 'in der ersten Zeile und dem 'mir' in der zweiten so 'm'-lastig und 2. habe ich da bestimmt die feste Form verhunzt.

Da ich über den Inhalt getriggert werde, bin ich rundum glücklich damit.

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr!
Vielleicht wäre einfach eine Umstellung eine Lösung für Patricks Formulierungsproblem?

Der Spiegel im Flur
ist mein bester Freund
seit er lächelt.

?

Ich find aber bereits die Originalversion großartig und hätte persönlich gar keinen Verbesserungsbedarf - war nur so eine Idee.... :)

LG!

S.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich glaube am meisten stört mich das "er" in der zweiten Zeile.

Seit er lächelt
ist mein bester Freund
der Spiegel im Flur.

Vielleicht so?

Ist aber Erbsenzählerei ;)
 

sufnus

Mitglied
Hey, Ihr Lieben! :)
Freut mich, wenn die sufnöse Rummacherei nach Eurem Dafürhalten nicht den totalen Ofenschuss produziert hat! :)
Um als Kritiker in eigener Sache aufzutreten, würde ich allerdings einwenden, dass meine Permutation ein Mü "pointenlastiger" ist als die Ursprungsoriginalfassung und die Pointe hat in der Lyrik (trotz aller Errungenschaften der komischen Lyrik) einen etwas zwielichtigen Ruf.
Wäre auch noch gespannt auf Dieters Überlegungen (aber ein Gespanntsein, das keinesfalls drängeliger Natur ist). :)
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24675

Gast
Immer noch kein Verbesserungsbedarf. Die Originalfassung lässt den Leser anfangs auf ein Geheimnis hoffen – die Verbesserung fällt mit der Tür ins Haus. Im Zweifelsfall empfiehlt sich der Live-Vortrag.
lp
 

Dieter Gebell

Mitglied
Ich komme gerade nach Hause - wir haben den 60zigsten Geburtstag meiner Frau gefeiert - und ich sehe diese Diskussion. Ich bin echt überwältigt. Das ist super, jeder Beitrag, soweit ich es im Moment beurteilen kann, hat was. Morgen, im Laufe des Tages, werde ich noch etwas über den Hintergrund des Dreizeilers schreiben, entweder vor oder nach den Nachfeierlichkeiten.
Ich wünsche allen eine wunderbare Nacht.
Dieter
 

rainer Genuss

Mitglied
Für mich die perfekte Nonchalance
So klein an Worten und dennoch spiegelt es das Wesen des Menschen famos. Es setzt auch Lebensironie frei. Eloquenter Dreizeiler, der den Vergleich mit Prosa von z.B Lorriot nicht scheuen muss.
Recht lakonisch möchte man sagen, na, es geht doch......... besser, wenn man der Last des Lebens mit einem Lächeln entgegen tritt.
Prima
Auch schönen Sonntag
Ra
 

Dieter Gebell

Mitglied
Nochmal an alle: Danke! Für euer Interesse, für die Auseinandersetzung mit dem Dreizeiler.

Ich habe ja angekündigt, dass ich noch etwas zum Hintergrund des Dreizeilers schreibe und los geht´s.

Erinnert Ihr Euch an die Frauengoldwerbung aus den frühen 60er Jahren (in fast jeder Doku über die frühen 60er kommt sie vor). Eine Frau, offensichtlich Mutter und Ehefrau, wandelt beschwingt über eine prachtvolle Blumenwiese zusammen mit ihren Kindern und ihren Mann. Dazu aus dem Off eine Stimme: Seit sie Frauengold nimmt, ist sie auch die Frau, die er wollte.
Ja, die Wirtschaftswunderjahre standen voll unter Drogen. Ich erinnere mich sehr lebhafte daran, wie ungehemmt Alkohol in der Öffentlichkeit konsumiert wurde. Als die Promillegrenze für Autofahrer von 1,5 auf 1,3 gesenkt werden sollte, kam es damals fast zum Volksaufstand.

Seit er lächelt – ist er mein bester Freund. Der Satz könnte auch von zwei Teenies aus der Mittelstufe stammen, die sich über den tollen Typen aus der 11ten unterhalten – der sie noch vor zwei Jahren an den Zöpfen gezogen hat, aber jetzt ist er der absolute Schwarm. Ohne zu ahnen, dass er sich bestimmt nicht für Mädchen aus der Mittelstufe interessiert.

Spieglein, Spieglein an der Wand wer ist der Coolste im ganzen Land.
Ich erinnere mich, wie ich in der Pubertät vor dem Spiegel stand und den Gesichtsausdruck von James Dean übte. Was wäre unser Ego ohne Spiegel?

Diese Stereotypen, Erinnerungen und Assoziationen waren also meine Zutaten und daraus wurde ein Dreizeiler.
Kleine Form, aufwendige Erstellung. Die erste Fassung wurde so lange umgeschrieben, bis wenigstens zwei oder drei Silben herausfielen. Dann folgte als nächster Schritt die Umstellungen der Zeilen: 1 wird zu 3 und muss 2 auch 2 bleiben oder kann hier auch mit 1 oder 3 getauscht werden? Dann, meist auf einem Blatt zusammengetragen, ruhen alle Variationen und Versuche – manchmal bis zu drei, vier Wochen. Wenn ich dann die Aufzeichnungen in die Hand nehme, springt mich sofort eine Fassung an, die für mich die ultimative Fassung ist.

Viele liebe Grüße an alle
 



 
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