Mein Bratkartoffel-Dilemma

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Martinte

Mitglied
Bratkartoffeln könnten mich
Tag für Tag ernähren.
Wenn ich Bratkartoffeln riech,
kann mich nicht mehr wehren.

Hilflos steh ich vor der Pfanne,
seh den goldnen Schimmer.
Rettungslos in ihrem Bann
wird die Lust nur schlimmer.

Her mit euch, ein Spiegelei,
Zwiebelwürfel, Räucherspeck!
Auch du, Gürkchen, sei dabei!
Die Kontrolle ist längst weg.

War mein Tag bis hier ein trister,
war ich matt und ausgelutscht,
stimuliert nun das Geknister.
Fühle mich schon aufgeputscht.

Ah, es lockt der erste Bissen,
Herz schlägt hoch, ich bin nervös.
Bratkartoffel killt Gewissen.
Wann gibt' euch intravenös?

Rettet mich, ich bin verloren,
Bratkartoffelsucht ist Qual.
Mama, wär ich nie geboren
Doch das ist jetzt auch egal.

Her mit euch, rasch in mich rein!
Ohne euch ich elend lebe,
ohne euch kann ich nicht sein.
Ein Bissen noch – o Gott, ich schwebe!
 

petrasmiles

Mitglied
Schade, dass hier noch keiner vorbeikam und was daließ.

Denn Deinem Loblied wohnt eine Lust am Menschsein inne, die anders kaum darzustellen ist.
Sollte es sich um den alten Antagonismus handeln, der Intellektuelle von Genussmenschen trennt, wonach wenn es um schnöde, nicht-sexuelle Leibesfreuden geht, kein kultureller Nährwert ( :D ) entstehen kann?

Dabei ist es oft der letzte Trost: Die Menschen sind schlecht, der Weltuntergang naht, aber die Bratkartofeln schmecken! Das ist keine tumbe Beschränkung, es ist eine Gnade! Ich würde sie jedem gönnen.

Liebe Grüße
Petra
 

Martinte

Mitglied
Hallo Petra, der im weitesten Sinne kulturelle Nährwert von Bratkartoffeln, und Du deutest es in deinem letzten Gedanken ja auch an, könnte darin bestehen, dem letzten Akt der Verzweiflung vorzubeugen, um anschließend etwas zu zu können, das dann wieder vielleicht der Allgemeinheit nützt. Aber, ehrlich, mit so hochtrabenden Gedanken habe ich mich wirklich nicht abgegeben, als sich dieses Gedicht wie von allein entwickelte.

Grüße, M.
 



 
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