Mein kleinlicher Nachbar

Splitternackt ist sie schon wieder,
die Frau im Hause gegenüber.
Verbirgt keck sich hinterm Fensterkreuz,
und wirft mir heiße Blicke rüber.

Verzückt steh ich am Fenster
und trinke viel Bier,
denn ich bin sehr schüchtern.
Doch ganz tief drinnen in mir,
und auch nicht mehr nüchtern,
regt sich unstillbar die Gier.

Allmählich kocht mir das Blut;
drum fasse ich Mut,
und winke sie zu mir herüber,
die schöne Frau vom Hause gegenüber.

Weil sie sich viel zu lange ziert,
zeige ich – nun meinerseits ganz ungeniert –
ihr etwas, das sie brennend interessiert,
als sie es erblickt.
Nun lacht sie und nickt,
und wirft sich einen Mantel über,
und springt geschwind zu mir herüber.

Wir haben viel Spaß,
und das immer wieder,
ich und die Frau von gegenüber.

Doch wie es so ist im Leben, leider,
gibt es immer einen Neider.
Drum sprintet jetzt zu uns herüber,
der Mann der Frau von gegenüber.

Mich dünkt, der Spaß ist nun vorüber,
erwischt er mich, der Mann der Frau von gegenüber.
Rasch springe ich in meine Kleider,
und zum Hinterausgang raus.
Mag sein, er macht statt meiner weiter,
mag sein, er führt sie nur nach Haus,
und redet ihr die Flausen aus.
 



 
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