Mein Krieg

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klaatu

Mitglied
I.

Der Wecker klingelt,
doch ich glaube ihm nicht
und schlafe weiter.

Später stehe ich
mit zwei Millionen
chinesischen Regierungsangestellten
unter der Dusche
und lasse mich von ihnen
für meine schamlose Nacktheit verurteilen.

Der Propagandapapagei
auf meiner Schulter
legt mir ein Frühstücksei.

Der Kaffee duftet verdächtig.


II.

Meinem Fernseher
entsteigen seltsame Gestalten
und schmieren Graffiti
an die Zimmerwände.

Die Couchgarnitur führt
politische Diskussionen
mit dem Wohnzimmertisch.

Aus dem Volksempfänger
plärrt die Göttin Eris
mit mechanischer Stimme:
Das ist dein Krieg.
DAS IST DEIN KRIEG!


III.

Ein Chor aus Sockenpuppen
singt mich in den Schlaf
und mein Bett
lügt mir mal wieder vor,
dass alles in Ordnung sei.

"Du weißt es besser...",

zischen die Steckdosen,
während ich langsam eindöse,
um von Werbeclips zu träumen.

 

Perry

Mitglied
Hallo klatuu,

ich pflichte Tula bei, ein wirklich guter Text, der den Menschen in den Klauen der Mediengesellschaft zeigt.
Konstruktiv könnte ich auf den Part mit der chinesischen Massenduscherei und der griechischen Göttin der Zwietracht im Volksempfänger allerdings gern verzichten, das hat der Text gar nicht nötig. :)
LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred

Du willst dich den Chinesen entziehen? - Dazu ist es längst zu spät :D

Bei Eris hast du aber noch eine Chance ...

LG
Tula
 

klaatu

Mitglied
Hallo zusammen!

Ich hatte es schon öfter erwähnt: Mit Kürzungen habe ich es nicht so, das fällt mir meistens schwer. Deshalb würde ich mich auch niemals als "Dichter" bezeichnen, eher als "Schwätzer" :D

Aber schön, dass es euch trotzdem gefallen hat!

LG
k
 



 
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