Mein neues Pferd

TobyTerrific

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Mein Leben war das einer typischen 13-Jährigen, naja dies gilt wohl nur für einige Gleichaltrige. Ich lebte mit meinen Eltern in einer kleinen Stadt, wir hatten ein großes Haus und ich konnte so viel Spielzeug mein Eigen nennen, alles für die kleine Prinzessin. Allerdings ließen mich diese Dinge kalt, das wichtigste in meinem Leben war das Reiten. Ganz in meiner Nähe befand sich ein Reitstall, bereits in frühen Jahren durfte ich dort reiten, ich kannte alle Pferde und wusste welche gut für Wettbewerbe waren und welche nicht. Alle unterstützen mich bei meiner Leidenschaft, naja alle außer meinem Bruder, er ist 16 und Mama meinte immer: „Merk dir Lisa, in diesem Alter sind Jungs ganz besonders schwierig.“ Dabei war ich selbst ein Teenager und durchlebte jeden Tag die Launen der Biologie. Aber wohlmöglich eilte mir hier der Titel als Drama Queen voraus. Für die perfekte Prinzessin durfte es auch nicht fehlen, unschlagbar intelligent zu sein. Keiner konnte mir das Wasser reichen, dennoch fühlte ich so einen Druck in mir. Den Druck immer besser zu reiten, immer mehr Medaillen und Pokale abzustauben, aber keines der Pferde im Stall war so perfekt. Ich wollte ein Siegerpferd, ein prächtiges Tier, das alle in den Schatten stellen sollte. Das war leider nur Wunschdenken.

Wie jeden Tag wachte ich in meinem typischen Teenie Zimmer auf, die Wände tapeziert mit Postern von Boybands, überall Familienfotos und Erinnerungen an Freunde. Auch lag meine alte Trompete irgendwo in meinem begehbaren Kleiderschrank, ich spielte schon lange nicht mehr, seit das Reiten mein Leben übernahm. Voller Motivation legte ich mein Outfit zurecht und begab mich ins Esszimmer. Da begrüßte mich Mama freudig: „Guten Morgen! Gut geschlafen?“ Mit einem energischen „Ja“ wurde die alltägliche Frage beantwortet, wichtiger war, das vorbereitete Frühstück. Es gab wie jeden Samstag Pancakes mit Sirup oder Haselnusscreme. Kein Snack für Spitzenreiter, aber ich musste mir auch mal was gönnen. Papa schlief länger, da er eine Nachtschicht im Krankenhaus hatte, da war er nie wirklich anzusprechen. Mama hatte vor mit ihren Freundinnen laufen zu gehen und mein Albtraum von Bruder traf sich im Skatepark. So beschloss ich zu Fuß zum Reitstall zu gehen. Innerhalb kürzester Zeit war mein Essen verschlungen und ich warf mich in Schale. Ich verabschiedete mich von allen und ging in die Welt hinaus. Auf dem Weg zum Stall war alles wie gewohnt, allerdings bemerkte ich einen Mann der immer wieder wirkte, als würde er mich verfolgen. Er hatte langes, graues Haar, dies wuchs aber nur stellenweise auf seinem Kopf, der Rest seiner freien Stellen wirkte vernarbt. Er war absonderlich klein, hatte extreme Hasenzähne, die von der ferne faul wirkten. Ein Pädophiler, ganz klar, aber ich wusste wie man mit solchen umgeht, so beschloss ich einfach weiterzugehen und mein Tempo anzupassen. Allerdings verschwand er, so schnell wie er aufgetaucht war. Bei dem Reitstall angekommen spielte sich die gleiche Routine wie immer ab. Die anderen Jungen und Mädchen waren bereits da, ich entschied mich mit Montana zu reiten, sie fand ich schon immer am besten, allerdings war sie schon ziemlich alt, was sie für Wettbewerbe nicht sonderlich attraktiv machte. Die Stunden verflogen, als wir eine Pause einlegten. Da beschloss ich meiner Lehrerin Betty von dem Typen zu erzählen: „Heute auf dem Weg hierher, da war so ein komischer Typ, der hatte einen braunen Mantel mit Blut darauf und er hat mich definitiv verfolgt. Ich hatte total Angst, der ist bestimmt so ein psychopathischer Serienkiller.“ Betty wirkte total entsetzt und fragte: „Hat er dir etwas getan? Ich hasse diesen Ort hier, es gibt so viele Spinner! Soll ich die Polizei oder deine Eltern anrufen?“ Ich überlegte kurz und fand die Idee mit der Polizei am plausibelsten. Doch vorher beschloss ich auf die Toilette zu gehen. Ich befand mich gerade in der Kabine, als laute Schritte die Tür hereinkamen. Ein bestialischer Gestank füllte den Raum, sodass ich würgen musste. Ich hörte nur ein lautes Schnaufen. Danach Stille. Ruckartig wurden alle Klokabinentüren aufgeschlagen. Nun befanden sich die braunen Lederstiefel vor meiner Kabine, da klopfte er laut und aggressiv an. Wimmernd und schluchzend hob ich meine Beine an, ich wollte, dass man nichts von mir sehen konnte. Da sprach der Mann in einer tiefen seelenlosen Stimme: „Ich habe gehört du suchst ein Pferd das besser als alle anderen ist. Ich kann dir da helfen.“ Natürlich wusste ich, dass das ein Trick war, so begannen alle Geschichten von verschwundenen Mädchen. Entschlossen schwieg ich weiter, als er hinzufügte: „Wenn du interessiert bist, das Pferd steht heute Nacht hier im Stall, überleg es dir.“ Die Schritte entfernten sich langsam, allerdings wurde nie die Tür geöffnet. Mit Vorsicht blickte ich aus der Kabine durch die Toilette, es war keine Menschenseele mehr anwesend, ich wusch mir darauf Gesicht und Hände, als ich eine Visitenkarte am Boden vorfand. Prüfend nahm ich sie vom Boden auf und darauf stand: „Pferdeverkauf bei Interesse hier melden:…“ Verwirrt drehte ich sie in meiner Hand herum, keine Adresse oder Telefonnummer, nichts. Wahrscheinlich würden mich alle für verrückt halten, aber im Handumdrehen beschloss ich, länger zu bleiben, nur um das Pferd zu sehen. Wahrscheinlich war es nur ein verrückter Spinner, aber die Chance einen Champion zu bekommen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Betty sagte ich, dass es sich wahrscheinlich um keinen gefährlichen Mann handelte und da meine Familie sich sowieso anderswertig beschäftigte, versteckte ich mich nach den Reitstunden hinter Heuballen. Felsenfest entschlossen versuchte ich wach zu bleiben, nickte aber kurzerhand ein. Geweckt wurde ich von den unruhigen Pferden. Der anfängliche Mut verschwand schnell, denn der Stall war nun viel gruseliger. Bei Tag wirkte alles so schön, aber jetzt. Ich ging alle Stallungen durch, konnte aber das besagte Pferd nicht finden, es waren immer noch die gleichen. Da hörte ich ein Wiehern im Auslauf. Es klang aber nicht normal, sondern schmerzverzerrt und fast menschlich. Zwischendurch glaubte ich Schreie von eben jenem Pferd zu hören. Die Pferde drehten durch, sie schnaubten und traten gegen ihre Käfige. Ich versuchte sie zu beruhigen, mit dem Rücken zum Tor stand ich vor den Stallungen. Plötzlich schwang die Tür auf und ein Wiehern folgte dem anderen, allerdings kam es vom Pferd im Auslauf. Ich erblickte es und konnte nur erkennen, dass es unter Schmerzen leiden musste. Die Beine zitterten und es bewegte sich stolpernd voran. Tierliebend wie ich war lief ich direkt auf das Ding zu. Je näher ich kam desto entsetzter wurde ich. Das Pferd hatte menschliche Haut und wirkte wie zusammengeflickt, auch das Gesicht war aus menschlicher Haut, jedoch hatte der Schädel die Form eines Pferdes. Die Hufe waren blutig an menschlichen Füßen, auch war die Mähne schütter und von blutigen Stellen umgeben, dazu kamen die Adern die am ganzen Körper pulsierten. Mittlerweile wieherte und schrie es nur ununterbrochen. Ich konnte nur weinen und ließ mich auf die Knie nieder. Die Augen des Monstrums wirbelten umher, da erfasste es mich. Schwerfällig drehte es sich zu mir. Schockierender Weise brüllte das Ding nur und lief auf mich zu. Ich wollte rennen, flog aber immer wieder um, beziehungsweise hielt ich Ausschau nach dem Biest. Ich schrie um Hilfe und nach meinen Eltern. Da erfasste das Pferd mich von Hinten und trampelte einmal über mich, der Schmerz war so stark, ich spürte es überall und bemerkte bereits Probleme beim Atmen. Mit einem Arm richtete ich mich auf und bat vergebens: „Bitte, bitte lass mich in Ruhe. Ich will dir nichts tun, lass mich doch gehen.“ Erneut stürmte es los, ich dachte es wäre mein Ende, da brach ein anderes Pferd aus der Stallung und das menschliche Pferdewesen stürzte sich auf meine Montana. Für sie war es ab dann zu spät, das Monster warf sich mit voller Wucht gegen sie und riss ihr Fleisch mit seinen abnormalen Zähnen vom Körper. Das Schmatzen vermischte sich mit höllischen Schreien meines geliebten Pferdes. Wäre ich doch nur zufrieden gewesen, dann müsste Montana nicht leiden, müsste ich nicht leiden. Jedoch musste ich die Chance nutzen und rappelte mich auf. Humpelnd erreichte ich das Tor, da stand der unheimliche Mann direkt vor mir. „Gefällt dir mein Pferd denn nicht?“, fragte er, wobei ich erkannte, dass seine Hasenzähne aus einer blutigen Wucherung in seinem Mund kamen. Nun hatte er fleischige Hasenohren auf seiner Stirn und war komplett nackt, allerdings war er von einer Schicht von abgestorbener Haut umhüllt und konnte sich nur schwer bewegen. Sein Blick durchbohrte mich, als er sich schreiend auf mich stürzen wollte. Aufgrund seiner Schwerfälligkeit konnte ich ausweichen, was ihn zum Umsturz brachte. Schnell wie nie sprintete ich nach Hause, meine Eltern mussten bereits krank vor Sorge sein. Der Weg war nicht weit, ich musste nur mehr ein bisschen durchhalten und mich nicht umdrehen, sonst… Nein so durfte ich nicht denken. Fast geschafft nur mehr ein bisschen. Da verspürte ich einen so starken Schmerz von hinten auf mich einwirken. Das Fleischpferd stürzte sich auf mich, schlug mein Gesicht blutig und sorgte für innere Blutungen. Meine Eingeweide zogen sich zusammen und ich konnte bereits das klischeehafte weiße Licht am Horizont erkennen, da erklang ein lauter Schuss. Das Monster lag nun leblos neben mir, ich konnte nicht dankbarer sein, da entpuppte sich meine Retterin als Betty. Sie beugte sich über mich und hielt meine Hand, dabei beruhigte sie mich: „Keine Sorge, Hilfe ist unterwegs, halte durch, halte….“ Alles wurde schwarz, für eine lange Zeit herrschte Dunkelheit.

Als ich nach einigen Wochen aus dem Tiefschlaf erwachte, erklärte man mir: „Du hattest verdammt Glück. Wäre deine Reitlehrerin nicht länger geblieben, hätte sie dich gar nicht bemerkt.“ Betty war bereits im Zimmer, sie lächelte mir zu und saß sich an mein Bett. Als man sie und mich allein ließ prüfte sie das gesamte Zimmer und fügte hinzu: „Nachdem ich dich hierhergebracht habe, fehlte auf der Straße jede Spur von dem Pferd, auch im Stall war nichts mehr zu erkennen. Außer natürlich die tote Montana!“ Panisch fragte ich: „Was war, das bitte?“ Sie schüttelte nur den Kopf und umarmte mich so lange. Ich weinte und weinte, bis keine Tränen mehr übrig waren. Ich konnte nach diesem Vorfall nie wieder in den Stall, ich fand eine neue Leidenschaft, leide aber seitdem an Panikattacken. Aber seitdem habe ich diese Kreaturen nie wieder gesehen.
 
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Hallo Toby,

Mein Leben war das einer typischen 13-Jährigen, naja (KOMMA) dies gilt wohl nur für einige Gleichaltrige.
Eine Horror-/Psycho-Geschichte, die so beginnt (typisches Leben), zieht mich nicht unbedingt in den Bann. Klingt nach Alltag, nicht nach Spannung.
Ich finde gerade die ersten Sätze einer Geschichte sehr wichtig, sollen sie mich doch locken.

Allerdings ließen mich diese Dinge kalt, das wichtigste in meinem Leben war das Reiten.
das Wichtigste

naja alle außer meinem Bruder, er ist 16 und Mama meinte immer: „Merk dir Lisa,
naja, alle
Merk dir, Lisa,

Du könntest noch Absätze einbauen, das erleichtert die Lesbarkeit.
Bei Sprecherwechsel, neuer Perspektive und Zeit z.B..

Frohe Ostern und
LG, Franklyn Francis
 

TobyTerrific

Mitglied
Hallo Franklyn,

danke für dein Feedback. Bei der nächsten Geschichte achte ich auf die genannten Punkte. Vor allem die Lesbarkeit ist bei der Geschichte ein großes Manko.

Danke nochmals und verspätet Frohe Ostern
LG, Toby Terrific
 



 
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