Meinem liebsten Geliebten III

Nomadin

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Meinem liebsten Geliebten III


Heute habe ich mich ganz in Schwarz gekleidet.
Ich weiß – Du hättest mich viel lieber nackt gesehn -
allein – es war zu kalt, um so zum Friedhof hinzugehn
und den andern hätt‘s die Trauerfeier wohl verleidet.

Doch mein rotes Spitzenhöschen und sonst nichts darunter,
frisch geduscht und fein rasiert – das hätte Dir gefallen.
Gelbe Blätter trieb der Herbstwind um die Backsteinhallen
und dann - sah ich das erste Mal auf Dich herunter.

Die letzte weiße Rose hab‘ ich Dir gebracht,
wie in meinem ersten Text versprochen.
Leider hat sie nicht nach Deiner Haut gerochen -
darüber hättest Du ganz sicher laut gelacht.

In einer Schachtel, die ich aus Papier gefaltet
und mit den zwei Gedichten eng beschrieben habe,
bracht‘ ich Dir heimlich meine letzte Gabe -
so, wie sich unsre Zweisamkeit die ganze Zeit gestaltet….

Die Erdbeere – mit einem irren Duft nach Liebe,
die Weintraube – so weich und saftig, doch mit fester Haut,
die Dattel – süße Sinnlichkeit, die Dir und mir vertraut.
Wer will da sagen, daß mir nichts von Dir mehr bliebe
 



 
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