Meisleins Weihnachten

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Gerd Geiser

Mitglied
Der Birnbaum hatte sein Laub verlor´n
vor ungefähr sechs Wochen
und zeigte nun von hint´ und vorn
nur Sehnen noch und Knochen.

Im Birnbaum drin, auf nacktem Halt,
in eisig kalter Zone,
ein Meislein saß. Das fiel schon bald
kopfüber aus der Krone.

Ein Wintersturm aus Norden blies
ins Tal hinab vom Gipfel.
Der Tod der Meise hinterließ
ein kleines Loch im Wipfel.

Für sie mit ihren drei Lenzen
hielt Weihnachten sich in Grenzen.
 
N

nachtlichter

Gast
Requiem für eine kleine Meise

Ein Sturzfluch löschte dein kleines Leben unaufhaltsam aus.
Wenn ein kleiner Vogel stirbt, wirkt die Lücke, die er hinterlässt, für Menschenaugen winzig.

Und doch – mit ihm stirbt ein Stück Freiheit, Leichtigkeit, Unbefangenheit, Mut, als Winzling dieser Welt zu trotzen - und die Liebe.

Wenn die anderen feiern, besingen sie ihren entwurzelten Baum im warmen Wohnzimmer.
Der kahle Birnbaum im eisigen Wind, der dich wegen seiner Nacktheit nicht beschützen konnte, wird im nächsten Frühling deinen Gesang vermissen.


nachtlichter
 

Gerd Geiser

Mitglied
Liebe nachtlichter,
machmal denke ich, ich schreib nur Quatsch.
Dein Kommentar berührt mich. Er sagt mir, dass in dem blöden Gedicht vielleicht etwas mehr steckt als nur: Ein toter Vogel fällt aus dem Baum.
Danke
GG
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gerd

Zwischen den Zeilen offenbaren wir immer ein Stücken unserer Seele. Im vorliegenden Fall zeigst Du uns etwas sehr schönes....

LG

Jürgen
 
N

nachtlichter

Gast
Hallo Gerd Geiser,

ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Du schreibst nicht nur Quatsch, auch wenn Deine Verse oft lustig klingen. Sie enthalten sehr viel Tiefgang, wie z. B. auch in dem Gedicht über den kleinen Hamster, der unbedingt mit dem Fahrrad Amsterdam erreichen wollte. Darum - stell Dein Licht nicht so unter den Scheffel, Mann.

nachtlichter
 



 
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