Mensch und mehr

Mensch und mehr

weiß der Atlas
weiß der Dra
wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

gelb voll stolz
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als nur schrottreifer Haufen
Teile meiner selbst
denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln
kann sein sie
zeigten mir den
vielleicht heißesten aller Tänze

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde


© elke nachtigall
Mai 2012

Ach, schön, irgendwann muss man doch wieder draußen sein können aus den ganzen Verwicklungen des Lebens, die es fertigbringen, dass wir uns selbst fremd werden können.

Schön hast Du diesen Kontrast beschrieben vom Mittendrin und dem Ende der schier endlosen Straße.

Hübsch der Einfall mit den Sandteufeln, der Deiner Geschichte noch einen winzigen märchenhaften Touch verleiht, obgleich sie doch todernst gemeint ist.(schrottreifer Haufen)

Liebe Elke, hier ist Dir wieder etwas sehr Originelles gelungen, das Du uns auf ganz einfache Weise erzählst.

Mir gefällt es sehr gut.

Liebe Grüße
Vera-Lena

Liebwerte Elke,
ich habe ein völlig andere Lesart des Gedichts und werde deshalb bestimmt gleich wieder als Überinterpreteuse "beschimpft."
Ich sehe ein süchtiges Lyri, das seinen Dämon vorerst besiegt hat, seine Medusa.

weiß der Atlas
weiß der Dra
wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

Zum Vergrößern anklicken....

Heller ist nun sein Tag und klarer
gelb voll [blue]stolz[/blue] / Tippfehlerli
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als nur schrottreifer Haufen
Teile meiner selbst
denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln

Zum Vergrößern anklicken....

Blick-dicht, nach innen und außen war es.

kann sein sie
zeigten mir den
vielleicht heißesten aller Tänze

Zum Vergrößern anklicken....

Hier gefällt mir, dass Sucht nicht als etwas von vornherein Negatives dargestellt wird. Denn wäre dies von Anfang an so, würde sich der Süchtling nicht hineinbegeben.

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde

Zum Vergrößern anklicken....

Treffender kann man es kaum sagen.
Heidrun

Hübsch der Einfall mit den Sandteufeln, der Deiner Geschichte noch einen winzigen märchenhaften Touch verleiht, obgleich sie doch todernst gemeint ist.(schrottreifer Haufen)

Zum Vergrößern anklicken....

Danke, Vera-Lena, für Deine Reflektionen zu diesem Gedicht!
Vor allem die zitierte Passage gibt mir Aufschluss darüber, wo ich zu dick aufgetragen habe. Das "schrottreif" passt zwar ins Straßenbild, dominiert mir aber - weil zu krass - ungewollt die beschriebene Szene.
Ich sehe jetzt, dass ich es nicht brauche, denn es geht nur darum, zu zeigen, dass wieder ganz wurde, was im Zerfallsprozess war. Das braucht nicht solche Dramatik.

Ich habe hier "Erfahrenes" versucht, zusammenzufassen, in Einklang zu bringen; dass es mehr sei, als die Summe der Erinnerungen.

Das Erleben der Sandteufel, die es ja tatsächlich gibt, war ein "Geschenk der Erde" von wahrlich hypnotischer Intensität.
Unglaublich, was Sand, Sonne und Wind imstande sind, hervorzubringen.
Es sieht sehr nach geballter Kreativität aus.

Mit herzlichen Grüßen

Elke

Ich sehe ein süchtiges Lyri, das seinen Dämon vorerst besiegt hat, seine Medusa.

Zum Vergrößern anklicken....

Hallo Heidrun,

vielleicht nicht falsch formuliert, meine liebe Interpreteuse; gibt es doch der Süchte mehr, als gemeinhin angenommen wird.
Und sei es ein angenommener Verhaltenszug, exzessiv gelebt, der sich Zweck entfremdet.
Immer wieder verlangt das Leben, alte Häute abzuwerfen, Wege zu Ende zu gehen, Neubeginne.

Abenteuer ist, wenn es keinen Weg zurück gibt.

P.S. gelb voll stolz der Mond
Da ist "stolz" bewusst gewähltes Attribut; "voll" dennoch ebenso als Adjektiv zu lesen.

Blickdicht ist ein herrlich vielseitiger Begriff, der zu Unrecht im Strumpfhosenregal vorsich hindümpelt. Hier steht er für: sichtweit nah (dicht) an etwas dran sein, (auch wenn er die konträre Bedeutung auf der Schlagseite trägt).

Grüße von Elke

Mensch und mehr

weiß der Atlas
weiß der Dra
wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

gelb voll stolz
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als Haufen Teile meiner selbst
denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln
kann sein sie
zeigten mir den
vielleicht heißesten aller Tänze

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde


© elke nachtigall
Mai 2012

Diese Meinung teile ich.
Die nicht stoffgebundenen Süchte sind (noch) schwerer zu überwinden. Oft bedingen sich beide Formen gegenseitig.
So oder so: Ein überaus spannendes und kunstvoll gefertigtes Gedicht.
Liebe Grüße
Heidrun

ich will mir die Sandteufel lieber selber imaginieren, als beige
tasmanische Teufel.

Ja, jetzt weiß ich, dass die Sandteufel ein Wetterphänomen sind. Ich selbst kann überhaupt keinen Wind vertragen, leider. Aber ich verstehe, dass diese tanzenden kleineren Wirbel eine ungeahnte Lebenslust anstacheln könnten. Auf diese Weise haben sie etwas Befreiendes und vielleicht reißen sie auch einfach Dinge mit, die einen belastet haben.

Jetzt verstehe ich Deinen Text noch besser, liebe Elke.

Liebe Grüße
Vera-Lena

Danke, fürs nochmalige Lesen und eure Gedanken dazu.

Grüße von Elke

Dass dies ein feines Gedicht ist, weiß die Welt inzwischen auch diesseits des Mittelmeers, nachdem aber der Inhalt bislang nicht gewürdigt wurde, will ich es tun. ;-)

weiß der Atlas
weiß der Dra

Zum Vergrößern anklicken....

[blue]Marokko also[/blue]

wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

Zum Vergrößern anklicken....

[blue]Das ist sehr schön formuliert und die Kunstfertigkeit der Scharnierzeile der Wüstenschöße eine, die selten geworden ist.
Die Poetin fährt also am Atlasgebirge entlang, womöglich auf den verwehten Spuren eremitierender französischer Berbermissionare, und nicht im Mond - sondern im sonnenerhitzten Kopf verwischen Auge und Objekt:die Schlangenstraße demarkiert den Absprungspunkt. [/blue]

gelb voll stolz
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als Haufen Teile meiner selbst

Zum Vergrößern anklicken....

[blue]Noctürne, lunatische Aussöhnung eines reparaturbedürftigen Ichs. Absichtlich fantastisch und gebrochen formuliert.[/blue]

denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln

Zum Vergrößern anklicken....

[blue]"blickdicht" hast Du selbst erklärt,
und Schleier - Sand - Wind klingt hier natürlich auch noch mit,[/blue]

kann sein sie
zeigten mir den
vielleicht heißesten aller Tänze

Zum Vergrößern anklicken....

[blue]Das irritierende "vielleicht" verweist für mich am Ehesten aufs Ende, das ich nicht kommentiere(n will).[/blue]

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde

Zum Vergrößern anklicken....

Meinen Respekt und Dank, lieber serge, für Deinen sensiblen Fingerzeig auf die eigentlich unverschlüsselte Essenz des Textes - und auch für die Enthaltsamkeit einer Deutung des letzten Endes.

cheers compadre

Mitgenommen

;-) bin sehr gerne dort hin gereist. C'était bien.
War aber nicht als déchiffrement gedacht. Wie auch?

hallo serge,

was für eine formidable wortreise,
durch ein schönes gedicht:

"Noctürne, lunatische Aussöhnung eines reparaturbedürftigen Ichs."
dank dafür.

hallo elke,

noch fühle ich hier nur stimmungen
werde aber - was zeit braucht - den weg deiner sprache
"nachdenken"

ralf

MENSCH

mehr
MEER
Mensch mehr

davon

ich habe es einfach aufgesaugt.
Danke
mm

Stimmungen

Hallo Ralf,

vielleicht ist es manchmal wichtig, eine Stimmung festzuhalten, z.B. in einem geschriebenen Bild, um zu verstehen.

Danke für Deinen Besuch dieser Zeilen.

Grüße von Elke

Milko

ich habe es einfach aufgesaugt.

Zum Vergrößern anklicken....

Gut so!
Ich mag die hinterlassene Wortspur.

Danke dafür,

Elke

liebe Elke,

die schöne bilder und die Melancholie, Ärger sind sehr sehr schön formuliert.

gefällt mir gut. danke..

liebe Grüsse.

Mensch und mehr

weiß der Atlas
weiß der Dra
wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

gelb voll stolz
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als Haufen Teile meiner selbst
denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln
kann sein sie
zeigten mir den
vielleicht heißesten der Tänze

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde


© elke nachtigall
Mai 2012

Mensch und mehr

weiß der Atlas
weiß der Dra
wie lange sie mich anstarrte
die schwarze Schlange Straße
eh sie mich schluckte
verschleppte und dann doch ausspie
bei den Schößen der Wüste
steckte sie den Kopf in den Sand
und fand ein jähes Ende

gelb voll stolz
schien der Mond ein lichtes Lied
geschrieben in den Tintenhimmel

kann sein ich
habe es gesummt
wieder Mensch und mehr
als Haufen Teile meiner selbst
denn ich war blickdicht
bei den Sandteufeln
kann sein sie
zeigten mir den
heißesten der Tänze

am Ende der Straße
sind die Biester
immer deine Freunde


© elke nachtigall
Mai 2012