Hallo Jutta,
erst einmal herzlich willkommen. Ich freue mich immer wie närrisch, wenn neue gute und erfahrene Lyriker/Lyrikerinnen in die Leselupe finden. - Und jetzt gibt es diese Freude gleich zwiefach!
Zunächst eine kleine Anregung.
Trotz und gerade wegen deines Antwortkommentars an M. könntest du m. E. die ersten beiden Verse nahtlos streichen, denn die Schwerkraft ist bereits in der zweiten Versgruppe enthalten und ebenso das Gewicht.
Gegen meinen Vorschlag spricht, dass bei dir die geistige Schwerkraft in der Angst aufgehoben ist, eigentlich eine schöne Formulierung. - Dennoch, mir sind diese Verse ein wenig zu erklärend.
was fällt ins gewicht
wenn die freiheit schwerelos ist
der untertan hält sich fest
am bild des freien vogels
wie das sandkorn im weiten strand
unter unserem tritt dem abdruck weicht
unter tausenden unerkannt
durch die finger rieselt
fremd ist der schrei
der dem menschen gewicht gibt
Bis auf diese denkbare Kürzung finde ich das Gedicht ganz wunderbar: den Vogel der Freiheit, kurzlebige Spuren, die dem Stiefel weichen sollen und den Schrei der Möwe, der so menschlich klingt.
["Warum sie schreit? Wer weiß das schon ..." kam mal in einem Song vor.]
Was du selber bereits gesagt hast (Gewicht vs. Schwerelosigkeit) lasse ich hier mal weg.
Du bleibst professionell im Bild, zeigst eine schöne und genaue Sprache, hast folglich ein "politisches" Gedicht gemacht, das Herz und Verstand gleichermaßen trifft. Jedenfalls bei mir.
orlando