Menschen. Leben. - Sonett sechshebig

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Walther

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Menschen. Leben.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Nein, er muss handeln,
Muss Gutes schaffen und dem Bösen wehren. Doch:
Was immer er auch tut, er endet tief im Loch,
Muss schließlich sich in jenen Lehm zurückverwandeln,

Aus dem er einst gebacken durch sein Leben kroch.
Er wird sich irgendwann mit irgendwem Verbandeln
Und liegt in Betten, fläzt in Ecken, schläft in Kandeln,
Versprüht den Geist, den Witz und riecht, was niemand roch,

Bevor die Regen aller Sorten auf ihn fallen.
Da liegt er nun und ist die Frage aller Fragen.
Die Antwort bleibt er schuldig. Nicht einmal das Lallen

Vermag er mehr, erst recht nicht dieses Dauerklagen
Will aus dem offnen Mund mehr nervig schallen:
Das Leben ist’s gewesen. Es brach ihm den Kragen.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hi Walther!

Das ist ein sehr schönes, klassisch anmutendes und doch behutsam modernsprachlich gefügtes Sonett! Solche langzeiligen Verse komponieren sich gar nicht so leicht, wenn zugleich ein Abreißen des Melodiebogens verhindert werden soll. Super gelungen! :)
Die Kandel als Schlafplatz ist offensichtlich ein kleines bisschen Reimgeschuldet, aber auf eine höchst vergnügliche Weise und immerhin führt sie dann im Fortgang zum wunderbaren Bild der "Regen aller Sorten".
Die letzte Zeile kommt dann, dem zervikal dislozierenden Ausgang geschuldet, metrisch durchaus stimmigerweise etwas brüchig daher. Mir würde ja auch gefallen: "Das Leben ist's gewesen: Brach ihm Mut und Kragen." - Geschmackssache natürlich. :)

Hingegen ist die vorletzte Zeile, wie auch immer ich die Akzente verteile, mit nur 5 Hebungen gesegnet - hier wäre vielleicht um der Formdurchgängigkeit willen eine Hebungsergänzung indiziert?
Und beim "das Lallen / vermag er mehr" ist, denke ich, eine grammatisch recht kühne Fügung gewählt worden. Das Verb "vermögen" ist für mich eher intransitiv, so dass eine Ergänzung mit einem Akkusativobjekt ("das Lallen"), sofern es keine Infinitiverweiterung ist (ich vermag zu lallen) mir grenzlastig vorkommt. Eine Wendung wie "das Lallen / gelingt ihm mehr" wäre etwas geschmeidiger nach meinem Dafürhalten.
Und dann nur noch ein kleiner Typo: "und ist die Fragen aller Fragen" - zumindest wäre m. E. "die Frage aller Fragen" sprachlogischer.
Naja... Kinkerlitzchen. :)

LG!

S.
 

Walther

Mitglied
Hi Walther!

Das ist ein sehr schönes, klassisch anmutendes und doch behutsam modernsprachlich gefügtes Sonett! Solche langzeiligen Verse komponieren sich gar nicht so leicht, wenn zugleich ein Abreißen des Melodiebogens verhindert werden soll. Super gelungen! :)
Die Kandel als Schlafplatz ist offensichtlich ein kleines bisschen Reimgeschuldet, aber auf eine höchst vergnügliche Weise und immerhin führt sie dann im Fortgang zum wunderbaren Bild der "Regen aller Sorten".
Die letzte Zeile kommt dann, dem zervikal dislozierenden Ausgang geschuldet, metrisch durchaus stimmigerweise etwas brüchig daher. Mir würde ja auch gefallen: "Das Leben ist's gewesen: Brach ihm Mut und Kragen." - Geschmackssache natürlich. :)

Hingegen ist die vorletzte Zeile, wie auch immer ich die Akzente verteile, mit nur 5 Hebungen gesegnet - hier wäre vielleicht um der Formdurchgängigkeit willen eine Hebungsergänzung indiziert?
Und beim "das Lallen / vermag er mehr" ist, denke ich, eine grammatisch recht kühne Fügung gewählt worden. Das Verb "vermögen" ist für mich eher intransitiv, so dass eine Ergänzung mit einem Akkusativobjekt ("das Lallen"), sofern es keine Infinitiverweiterung ist (ich vermag zu lallen) mir grenzlastig vorkommt. Eine Wendung wie "das Lallen / gelingt ihm mehr" wäre etwas geschmeidiger nach meinem Dafürhalten.
Und dann nur noch ein kleiner Typo: "und ist die Fragen aller Fragen" - zumindest wäre m. E. "die Frage aller Fragen" sprachlogischer.
Naja... Kinkerlitzchen. :)

LG!

S.
Hi sufnus,
das recylcing - auch verfremdet - von sprichwörtern, bekannten zitaten, liedzeilen und werbesprüchen ist programm. das collagen-hafte schafft für den, der's merkt, die gewünschten assoziationsräume.
danke fürs lesen und den hinweis auf den fehler, der ausgebaut ist!
lg W.

der dichter dankt @sufnus für die leseempfehlung!
 



 
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