Metamorphose 2

5,00 Stern(e) 1 Stimme

revilo

Mitglied
Hier treffen sich
der Schreibtisch
und der alte Mann

denken an die Zeit
[red]als sie Baum
und Junge waren[/red]

lachen noch einmal [red]kräftig[/red]
in den Wind


Lg revilo
 

revilo

Mitglied
Hier treffen sich
der Schreibtisch
und der alte Mann

denken an die Zeit
als sie Baum waren
und Junge

lachen noch einmal
in den Wind

Version revilo (spontan)

restroom

hier trifft
der Schreibtisch
den alten Mann
beide
denken an die Zeit
als sie Baum
und Junge waren

die Zweige wiegen sich im Wind
der alte Mann
schreibt noch immer
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi revilo!

Jetzt bin ich aber fertig. Ausgerechnet du schlägst ein Adjektiv vor (kräftig), wo du doch dies bei anderen Gedichten immer strikt bemängelst? :D

Spaß beiseite! Dies würde hier auch nicht passen, weil es das Gedicht zu sehr in eine Richtung lenkt. Vielleicht ist das Lachen ja leise und wehmütig? Dies überlasse ich aber gerne dem Leser.
Deine Umstellung in der zweiten Strophe ist vom Satzaufbau sicher richtiger, zerstört dann aber den Leserhythmus. Diese lyrische Freiheit nehme ich mir.

Deine Version habe ich mit Interesse gelesen, allerdings hat das Gedicht dann überhaupt kein Geheimnis mehr. Ob der alte Mann weiterschreibt, überlasse ich hier wieder gerne dem Leser. Dies kann er in das Lachen in den Wind interpretieren.

Insgesamt muss ich sagen, dass die Neufassung des Gedichtes für mich eine Gratwanderung war. Ich selbst mag keine Gedichte, die zuviel erklären und mir selbst keine Freiheit mehr lassen.
Allerdings ist es nötig über ein Gedicht neu nachzudenken, wenn es bei den Lesern auf Unverständnis stößt. Das ist auch kein Problem für mich, deswegen sind wir hier. Mit dem Ergebnis bin ich selbst nun zufrieden. Ich denke, dass die Aussage nun klarer ist, der Leser aber trotzdem seine Freiheiten behält.

Andererseits möchte ich noch anmerken, dass ich Nachrichten von anderen Usern bekommen habe, die es schade finden, dass ich die erste Version gelöscht habe. Ich kann mit beiden Versionen sehr gut leben. Persönlich gefällt mir die kryptische Variante besser. Ist aber logisch, da ich der Verfasser bin und meine Intention am besten kenne.

Insgesamt hat es Spaß gemacht über den Text neu nachzudenken.

Dir und allen anderen vielen Dank und liebe Grüße

MAnfred
 
S

shoshin

Gast
Ja, gefällt mir nicht so schlecht, was daraus geworden ist, ich habe inzwischen auch nachgedacht, über diese Metamorphose, die mich fasziniert hat und das ist das Ergebenis, danke für deine Inspiration.

Hier sitze ich
am Schreibtisch aus Kirschholz
lacht das kleine Mädchen
am Baum
in den Wind und
ritzt seinen Namen in die Rinde.

LG
shoshin
 

revilo

Mitglied
Moin, wie Du sicherlich weißt, geht es mir überhaupt nicht darum, ob jemand meine Vorschläge animmt oder nicht....ich möchte nur zum Nachdenken anregen......ich finde die 2. Version um Längen besser als die erste, weil sie nicht verständlich war....mich wundert es aber, dass sich diejenigen, die M besser fanden sich nicht zu Wort gemeldet haben......in diesem Sinne LG von revilo
 
L

lupusleo

Gast
Guten Morgen —

das ursprüngliche Gedicht war wundervoll.

Nicht jedem Menschen wird sich ein Gedicht gleich offenbaren. Bisweilen
dauert dies sehr lange. Manchmal geschieht es nie . . .

Ich habe dies Manfred persönlich geschrieben, nur um ihn wissen zu lassen,
wie traumhaft schön ich seine Zeilen finde.
Aendert man nur ein Wort, zerstört man sie —

Leider führte der äussere Druck zu einer " Zwangs-Metamorphose " .


Liebe Grüsse
lupusleo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ihr!

Ja, so gehen die Meinungen oft auseinander.

Manchmal denke ich, dass ich hier so eine Art Dinosaurier bin, der dem Leser viel abverlangt und ihn bewusst fordert. In einer Zeit der allgemeinen Vereinfachung hat sich dies leider auch auf die Lyrik ausgebreitet. Wenn möglich soll sich ein Gedicht dem Leser sofort erschließen und ihm auch nicht wehtun.

Ich muss aber sagen, dass mir die Diskussion um mein Gedicht unheimlich guttut. Ist es doch wieder einmal die alte Leselupe, in der um Texte gestritten wird, ohne eigene Befindlichkeiten und dass jemand beleidigt die Diskussion verlässt.

Mir persönlich gefällt die Urversion auch besser, weil sie nichts verrät und dem Leser alle Freiheiten lässt. Aber wie gesagt, mit der Überarbeitung kann ich leben, sonst hätte ich sie hier nicht eingestellt.

Hier noch einmal die Urversion, der Leser mag für sich entscheiden:

[blue]Auf diesem Schreibtisch
saß einmal
ein Junge
und lachte
in den Wind

als er
noch Baum war
[/blue]

Euch allen liebe Grüße und auf weitere fruchtbare Diskussionen

Manfred
 

revilo

Mitglied
Leider führte der äussere Druck zu einer " Zwangs-Metamorphose " Sorry, bei allem Respekt : Diese Aussage ist - mit Verlaub gesagt - wenig zielführend...Die LL ist nicht ein Jubel-, sondern unter anderem ein Arbeitsforum....hier wird im Gegensatz zu vielen anderen Lühriksaiten, wo jeder noch so kleine poetische Furz beklatscht wird, an Gedichten gearbeitet....es gibt hier auch keinen Druck....ein Jeder kann selbst entscheiden, ob er Veränderungen vornimmt....Franke ist ein arrvierter Autor, der sich einen Dreck um die üblichen lyrischen Konventionen schert....und gerade das macht ihn aus.....

....einige kommen mit der LL nicht klar, weil sie Kritik als Majestätsbeleidigung ansehen und jeden weiterführenden Hinweis persönlich nehmen...

Franke tut das nicht, sondern setzt sich mit Kritik auseinander....

ich persönlich habe hier durch teilweise auch sehr harsche Kritik viel gelernt....

beschäftige Dich doch erst einmal gründlich mit der LL, bevor Du so ein allgemeines Urteil fällst.....LG revilo
 

klaatu

Mitglied
Hallo Franke!

Auch mir hat die Originalversion besser gefallen. Das hatte etwas magisches. Man kann es dem Publikum leider nicht immer recht machen :D

LG
k
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo klaatu,

Ja, so schauts leider aus.
Allerdings möchten wir Dichter ja auch, dass wir verstanden werden. Wenn dann ein Text auf Unverständnis stößt, sollte man noch einmal darüber nachdenken.
Das habe ich getan, allerdings war es keine Zwangsmetamorphose. Da hätte ich mich geweigert.

Liebe Grüße
Manfred
 
L

lupusleo

Gast
Nun gut, revilo —

Du unterstellst hier allen Schreibenden, nicht in der Lage zu sein, ein Gedicht zu verfassen,
an welchem es nichts zu kritisieren gibt. Und ebenso ein solches für die eigene Person als
wunderschön zu empfinden.

Damit verbindet sich implizit die Forderung, ein Werk, von welchem dies ein Autor glauben
könnte, erst gar nicht einzustellen.

Diese Aussage ist, ganz abgesehen davon, dass sie einer Frechheit gleichkommt —
( « was erlaube revilo ? » ) — einfach nur gedankenlos.
Textarbeit setzt ebenso voraus, andere Meinungen und Menschen zu akzeptieren ;
und nicht nur sich selbst.

Das ist einmal das eine . . .

Ein Gedicht, welches man nicht versteht, zu kritisieren und auch noch zu verbessern, obwohl
man selber einräumt, dieses nicht zu begreifen, kann ich aber in keiner Weise nachvollziehen.


Ich habe Texte von Dir gelesen — Du schreibst gut. Aber gut schreiben reicht meiner Ansicht
nach nicht aus für eine solch anmassende Haltung.



Deinen Vorschlag, die Leselupe wieder zu verlassen . . . hingegen, akzeptiere ich.

Ich habe hier letzthin einige gute Gedichte gelesen, und auch ein, zwei wunderschöne.
Aber eben auch gewisse kleingeistige Kritiken und Kommentare. Die Leselupe in ihrem
vollen Umfang kennen zu lernen, bewog mich, selbst Mitglied zu werden, damit ich auch
die einem Gast verborgenen Nuancen sehen darf. Und da hat mir Vieles nicht gefallen —


Ich leide seit langem an einer unheilbaren Krankheit, welche mein gesamtes Leben und
insbesondere die Zeit, die ich an einem Bildschirm verbringen kann, sehr beschwerlich
machen und auch stark einschränken.

Ich denke, ich bin als Gast in der Tat besser aufgehoben und werde meine so knapp
bemessene Zeit woanders zubringen.


Dir, Manfred, danke ich ganz besonders für Dein wundervolles Gedicht.
Es vermochte eine alte Wunde etwas zu lindern . . .


Liebe Grüsse und alles Gute
lupusleo
 
T

Trainee

Gast
Hallo Manfred,

in gewisser Weise stimme ich Lupos Kommentar zu,
Die Erstfassung wirkte dichter, doch gab es aus meiner Sicht durchaus Überarbeitungsbedarf, was du ja gemacht hast.

Ich kann mir (auch) vorstellen, dass du die beiden letzten Verse in den Titel hineinnimmst:

In den Wind gelacht

Hier treffen sich
der Schreibtisch
und ein alter Mann

denken an die Zeit
als sie Baum waren

und Junge
Oder auf diese Weise mit der Urversion verwurstest ...

Liebe Grüße
Trainee

*Und Lupo, bleib, bitte, hier! Du hast ein feines Gespür für Lyrik und leistest mit deinen Komentaren schon jetzt wertvolle Hilfe.
 

revilo

Mitglied
was schreibst du eigentlich für einen Quark, lupus? ich fordere hier keinen auf zu gehen....am wenigsten dich.....aber wenn du hier auf Drama- Queen machen willst : nur zu....es tut mir leid, dass du krank bist....woran du leidest, meine ich an deinem Namen zu erkennen....ich bin auch nicht anmaßend, sondern ehrlich.....
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Trainee,

estaunlich, welche Reaktionen meine Metamorphosen auslösen.
Ich danke dir für die Beschäftigung mit meinem Gedicht. Du wirst es aber bestimmt verstehen, wenn ich jetzt keine weiteren Änderungen mehr vornehmen möchte.
Es ist hier etwas sehr seltenes passiert. Wenn ich ein Gedicht überarbeite, ist der Grund meistens, dass mir die Urversion nicht (mehr) gefallen hat. Dies ist hier ganz anders. Ich habe jetzt zwei Versionen eines Gedichtes und bin mit beiden äußerst zufrieden.
Das habe ich den vielen Kommentarne zu verdanken. So stelle ich mir lyrische Arbeit vor.



Lieber lupusleo,

erst eine Bitte an dich, dass du das Forum nicht wieder verlässt. Man merkt bei dir, dass du für Lyrik brennst und ein kritischer und kämpferischer Geist bist. Das haben wir hier dringend nötig, zumal man gerade beobachten kann, dass immer mehr langjährige und gute Lyriker sich vom Forum abwenden.

Es ist bei einem Gedicht auch absolut nicht nötig, dass es jedem gefällt und dass man viele Leser hat.
Wenn es diesen einen Menschen gibt, den ein Gedicht im Herzen oder der Seele berührt, dann hat es seinen Zweck erfüllt.
Du kannst deshalb die Urfassung von Metamorphose als dein Gedicht betrachten. Nur schade, dass mein neuer Lyrikband schon in der Druckerei ist, sonst hätte ich noch eine entsprechende Widmung angefügt.

Ich hoffe weiterhin von dir zu lesen!!


Lieber revilo,

wir "alten" Lyriker hier wissen dich einzuschätzen und wissen auch, dass du es nicht böse meinst.
Allerdings kann bei einem neuen Mitglied schon mal der Eindruck entstehen, dass du hier der Lektor im Forum bist und über die Qualität eines Textes entscheidest.
Bitte nicht falsch verstehen. Du sollst hier niemandem den Bauch pinseln, aber ein wenig mehr Feingefühl wäre vielleicht manchmal angebracht. Lyrik führt sowieso ein Schattendasein und da freue ich mich jedes Mal, wenn hier jemand neues auftaucht, der sich noch dafür interessiert.
Okay?

Liebe Grüße an alle
Manfred
 
T

Trainee

Gast
Es ist hier etwas sehr seltenes passiert. Wenn ich ein Gedicht überarbeite, ist der Grund meistens, dass mir die Urversion nicht (mehr) gefallen hat. Dies ist hier ganz anders. Ich habe jetzt zwei Versionen eines Gedichtes und bin mit beiden äußerst zufrieden.
Das habe ich den vielen Kommentarne zu verdanken. So stelle ich mir lyrische Arbeit vor.
Da stimme ich dir von Herzen zu, Manfred.
Von vielen Dichtern sind bis heute mehrere Versionen einzelner Werke erhalten - beispielsweise von Hesse - die mir als wichtige Zeitdokumente gelten und den Weg eines Dichters ebenso verdeutlichen können wie etwa erhaltene Kritiken, wenn sie denn veröffentlicht worden sind.

Liebe Grüße
Trainee
 

revilo

Mitglied
Hallo Franke.....alles gut...ich bin aber wie ich bin und lasse mir nur ungerne vorwerfen, ich übte hier Zwang aus....da werde ich sauer und das muss raus.....ich begrüße neue Mitglieder gewöhnlich freundlich...aber ich gelobe natürlich Besserung....

....ansonsten ist das hier wieder ein Beispiel für wirklich gelungene und respektvolle Textarbeit....und wenn Du mit beiden Versionen zufrieden bist: um so besser....

LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das mit den verschiedenen Versionen, dear Franke,

ist schon gut, und auch wichtig.

Es ist schon bemerkenswert, daß die Disparität von Holz und Junge sich fortfrißt, weiterreißt: Jetzt lacht der Schreibtisch?

Meiner hat nicht so viel zu lachen, weil ich grundsätzlich humorlos bin.
Allerdings liebe ich Disparitäten: Wenn sie keine Witze sind, geben sie zu denken.

grusz, hansz
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Hansz,

wobei es schon bei der ersten Fassung dem Leser überlassen wird, ob er den Schreibtisch mitlachen lässt. In meiner Intention war dies mit vorgesehen.

Vielen Dank für deine Überlegungen und deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Manfred
 
S

shoshin

Gast
Ich denke, du als erfahrener Schreiber - was auch ich als Neuling hier mittlerweile mitbekommen habe :) - solltest an diesem Thema dranbleiben, bis die Umsetzung wirklich dieser genialen Idee ebenbürtig ist.
LG
shoshin
 



 
Oben Unten