MICHAIL SOKOLOW – MÖRDERISCHE GEFAHR
FOLGE 03 – ALTE FEINDE (AT)
VON MITRI SUCHOI
(Bearbeitung: Thorsten Wirth)
Prolog
Der Mann legte den Telefonhörer auf die Gabel und schloss die Augen. Trotz der geschlossenen Fenster hörte er den starken Verkehr, dessen unentwegtes Brummen scheinbar ruhelos von morgens bis abends herauf bis an seine Fenster im vierten Stock brandete.
Der Anruf hatte ihn verstimmt. Warum konnte sich dieser vertrottelte Alte nicht an die Absprachen halten, die sie zu ihrer eigenen Sicherheit getroffen hatten und rief hier an? Nicht genug, dass er sich dadurch auch gezwungen sah, zu handeln.
Der Mann öffnete die Augen wieder. Er wusste, was zu tun war und zog ein nicht registriertes Mobiltelefon aus der Tasche. Er drückte auf eine Nummer des Kurzwahlspeichers und lauschte dem Rufton. Als sich am anderen Ende jemand meldete, sagte der Mann nur: „ Adler? Heute Abend um acht in der Bar“ und legte gleich wieder auf. Auf den „Adler“ war Verlass, dass wusste er.
Sein Blick glitt durch das Fenster hinaus über den vielbefahrenen Platz. Gegenüber lag das Gebäude des Sportklubs „Dynamo“, in dessen Fenster sich die Mittagssonne spiegelte. Vielleicht sollte ich wieder mal zu einem Spiel gehen, überlegte er. Das letzte Spiel hatte er gesehen, als sie mit Beskow den russischen Pokal holten. Irgendwo hatte er auch die Gedenkmünze aufbewahrt, die nach dem Tod des alten Mannes ausgegeben worden war. Ein sentimentales Lächeln legte sich auf sein ansonsten hartes Gesicht.
Er richtete sich in seinem Sessel auf und schloss die Schublade ab. Dann verließ er sein Büro, ohne der Sekretärin Bescheid zu geben, wo er zu erreichen war.
1. Kapitel
Die Leiche war übel zugerichtet und hatte bereits ein paar Tage im Wald gelegen. Der kleine Mann im weißen Schutzanzug verstaute seine Utensilien in der Arzttasche und drehte sich zu Michail Sokolow um, der schweigend auf das sah, was von der Frau übrig geblieben war. „Der Leichnam weist zu viele Verletzungen auf, um schon jetzt eine mögliche Todesursache zu benennen“, erklärte Dr. Taras „Bulba“ Polian schließlich und strich sich über die Glatze. „Zahlreiche Schnitte und von Schlägen herrührende Wunden sind am ganzen Körper zu finden.“
„Schon was zum Todeszeitpunkt, Bulba?“, hakte der Hauptmann nach.
Der Kosake wog den kahlen Schädel hin und her. „Ich vermute, der Tod dürfte so vor etwa zwei oder drei Tagen eingetreten sein. Erst danach wurde sie hier wohl abgelegt. Mehr nach der Untersuchung.“ Der Mediziner, in Anbetracht der wirklich übel zugerichteten Frauenleiche einsilbiger als sonst, wandte sich ab und verließ die kleine Lichtung in Richtung seines Autos.
Hauptmann Sokolow trat einen Schritt zur Seite, um die Männer mit der Trage vorbei zu lassen. Schweigsam verfolgte er, wie das, was bis vor wenigen Tagen eine wunderschöne, junge Frau gewesen war, in den Sarg gehoben wurde.
„Die Tote kommt mir irgendwie bekannt vor“, raunte ihm sein Kollege Wladimir Koroljow zu. Der fünfundzwanzig jährige Ermittler im Rang eines Leutnants stellte sich neben seinen Kollegen Sokolow und betrachtete nachdenklich den Abtransport der Leiche.
„Die Birkenwälder rund um Moskau kommen mir immer mehr vor wie ein Friedhof“, sinnierte Michail Sokolow und wandte sich seinem Kollegen zu *. „Veranlasse alles Nötige, Befragungen in der Umgebung, Auswertung der Spuren und so weiter. Wir sehen uns nachher in der Petrowka.“ Er stapfte durch das Gras zum blauen Moskwitsch der Abteilung und öffnete den quietschenden Schlag.
Etwa zwei Stunden später saß das Kollektiv der Abteilung für schwere Gewaltkriminalität im Konferenzraum beisammen. Wera Belajewa hatte für Tee und Kaffee gesorgt und einen Papierstapel vor sich abgelegt. Die Auswerterin im Rang eines Oberleutnants, das „Gedächtnis“ der Abteilung, schaute in die kleine Runde. Neben Mischa Sokolow, genannt „der Falke“, waren Wladimir Koroljow und Hauptmann Pjotr Denissow anwesend.
Wera verteilte die Kopien und schenkte die Getränke ein, als die Tür ohne Klopfen geöffnet wurde und eine massige Gestalt mit knappem Gruß eintrat. Der „Alte“, wie der Abteilungsleiter Oberst Boris Kusnezow in seiner Abwesenheit tituliert wurde, nahm am Stirnende des Tisches Platz und schaute in die Runde.
„Ich habe die zuständige Untersuchungsführerin, die verehrte Tatjana Antonowna, hergebeten.“ Er starrte demonstrativ auf seine klobige Wostock-Armbanduhr und anschließend zur Tür. Wie auf Befehl wurde diese geöffnet und Tatjana Schirajewa, bekleidet mit einem schicken roten Kostüm, trat lächelnd ein.
„Da wir nun vollzählig sind, Genossen, können wir beginnen: Das weibliche Opfer, welches wir bei Lipki gefunden haben, konnte identifiziert werden. Es handelt sich um das anscheinend bekannte Model Swetlana Popowa, 23 Jahre alt.“
„Wußt´ ich’s doch!“, zischte Koroljow. „Sie kam mir gleich bekannt vor.“
„Setzen Sie uns ins Bild“, forderte Kusnezow den jungen Ermittler auf. „Wir sind mit diesen Dingen nicht so vertraut.“ Wie selbstverständlich bezog er alle anderen Anwesenden in diese Behauptung ein.
Wolodja Koroljow lehnte sich etwas zurück und referierte: „Die Popowa ist seit etwa drei Jahren ein Star im Model-Geschäft. Sie begann mit dem Modeln für ein paar Nachwuchsdesigner. Danach kamen wohl rasch Engegements für Chakurin und Salzew. Sie ist oft auf den Covern von Vogue, Po Svetu, Elle und so weiter. Und ein gern gesehener Gast auf allen Schicki-Micki-Partys der Stadt natürlich. Größere Skandale gab es allerdings nicht.“
Tatjana Schirajewa musterte den jungen Mann erstaunt. „Sie kennen sich ja gut aus in der Moskauer Modewelt.“
Der Leutnant errötete und murmelte etwas von wegen Schwester und Fernsehen.
Die Untersuchungsführerin schaute die übrigen Anwesenden der Reihe nach an und begann: „Kollege Koroljow hat Recht. Das dürfte in etwa das Wichtigste sein, was zur Popowa zu sagen wäre. Mit einer Ausnahme ...“ Sie schaute erneut in die Runde. Dann ergänzte sie: „Es heißt, sie habe ein Verhältnis mit Viktor Rjabow.“
„Der Falke“ hatte die Tragweite dieser Nachricht als erster verdaut. „Sie meinen DEN Viktor Rjabow? Den sogenannten businessman, Mafia-Paten und rechte Hand von „Onkel Tjoma“, dem Moskauer Oligarchen?“
Pjotr Denissow atmete hörbar aus, die Belajewa rückte ihren Spitzenkragen zurecht und Obert Kusnezow starrte in die Runde.
„Genossen, das wird eine schwierige Ermittlung. Einerseits habe ich nichts dagegen, diesen Halunken für einige Jahre ins Gefängnis zu stecken. Andererseits hat er ein paar sehr gute Freunde, von denen wir nur ahnen können, wie weit ihr Einfluss reicht. Schon Ermittlungen in die Richtung von Rjabow könnten sich als fast unmöglich herausstellen. Wir müssen hier sehr sorgfältig und mit Fingerspitzengefühl vorgehen, bis wir handfeste Beweise gegen ihn oder seine Handlanger haben. Wir ermitteln natürlich in alle Richtungen und befragen Rjabow zunächst als Zeugen! Alles klar?“
Die Anwesenden nickten, der „Alte“ erhob sich, drückte der Schirajewa die Hand und verschwand wortlos durch die Tür. Die Untersuchungsführerin, bereits im Gehen begriffen, drehte sich noch einmal um und meinte ruhig: „Die Staatsanwaltschaft steht hinter Ihnen, soweit ich das überblicken kann. Ich werde versuchen, Ihnen den Rücken frei zu halten, soweit möglich. Aber bitte alles streng nach Vorschrift, keine Verhöre ohne mich. Sonst dreht uns ein gerissener Anwalt noch einen Strick daraus, ehe wir uns versehen.“ Sie lächelte den Polizisten aufmunternd zu. Eine lange Sekunde spürte Mischa ihren Blick auf sich gerichtet und hoffte, dass Tanja heute Abend Zeit haben würde, vorbei zu kommen. Soweit er wusste, befand sich ihr Mann gerade in Wladiwostock und wurde nicht vor Ende der Woche zurück erwartet. Schweigend stand er noch am Tisch, als die anderen den Konferenzraum bereits verlassen hatten.
2. Kapitel
Das Anwesen lag abseits der Straße und war durch eine hohe Mauer vor Blicken und Eindringlingen geschützt. Bei Ussowo an der Rubljowka ließ sich nieder, wer über genügend Geld und Einfluss verfügte, sich hier niederlassen zu können. Die gut ausgebaute und gesicherte Ausfallstraße hatten sie in einer halben Stunde passiert und Pjotr Denissow steuerte den blauen Moskwitsch auf eine durch ein schweres Stahltor versperrte Einfahrt zu. Die Polizisten nahmen die Kameras war, die per Funksteuerung in Richtung ihres Autos schwenkten. Das Grundstück Viktor Rjabows lag am Ende einer Stichstraße und wurde auf der anderen Seite – für den Betrachter nicht sichtbar - durch das Ufer der Moskwa begrenzt.
Aus einem massiven Pförtnerhaus trat ein schwer bewaffneter Mann mit Schutzweste.
„Kriminalpolizei. Wir haben einen Termin mit Ihrem Chef“, ließ sich Michail Sokolow vernehmen.
Der Wachmann trat näher an das klapprige Gefährt, warf einen abschätzigen Blick in das Wageninnere und bedeutete den Ermittlern, auszusteigen. Selbst neben den stehenden Beamten wirkte er wie der stolze Recke Nikanor neben zwei Bauernsöhnen. „Ihre Waffen, bitte!“
Die Hauptleute sahen sich an, dann zogen beide ihre Dienstpistolen aus dem Holster und überließen sie dem Wachmann. Nach einer kurzen Inspektion des Kofferraumes durften sie passieren. Das Stahltor hinter ihnen schloss sich fast geräuschlos.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war beeindruckend: Vor ihnen erhob sich ein runder Springbrunnen, dessen Fontäne in Intervallen mehrere Meter in die Höhe schoss. Links und rechts davon begrenzten kunstvoll gestutzte Hecken einen sauber gepflasterten Weg. Hinter dem Brunnen begann das Haupthaus. Die Vorderfront wurde von einem riesigen Portal und zwei symmetrisch angeordneten Terrassen dominiert, die den Blick auf das eigentliche Gebäude allerdings nicht verbergen konnten. Ein weißer Palast – so musste man die etwa achtzig Meter breite Villa wohl nennen – erhob sich drei Stockwerke hoch.
Die Polizisten konnten ihr Erstaunen nur schwer verbergen, in all ihren Lebensjahren hatten sie ein solches Anwesen noch nicht gesehen. Pjotr Denissow stellte das Auto neben der rechten Veranda ab. Dann erklommen sie die Stufen zum Portal, dessen meisterhaft verzierte Holztür geöffnet wurde. Ein Zwillingsbruder des Torwächters nahm die Beamten in Empfang und führte sie durch die mit Marmor verkleidete Halle in einen weiteren großen Raum, an dessen Ende eine weiße Couch- und Sessellandschaft loungeartig angeordnet war. Bemüht, keine der zahlreichen Vasen oder Skulpturen zu berühren, die ringsum wie Beutestücke drapiert waren, durchquerten die Polizisten das Zimmer.
„Ich glaub, ich bin im falschen Film“, ließ sich Pjotr leise vernehmen. „Ist ja abgefahren, das alles hier.“ Sein Blick streifte über ein paar moderne Gemälde, die ihm irgendwie vertraut vorkamen.
Ehe Michail Sokolow antworten konnte, raschelte seitlich etwas und eine junge Frau im weißen Bademantel kam langsam auf sie zu. Mischa fielen als erstes die schwarzen Augen mit den seltsam kleinen Pupillen auf. Die Frau trug das blonde, feuchte Haar offen, durch den Schlitz des leicht geöffneten Mantels hindurch ahnte „Der Falke“, dass dessen Trägerin darunter nackt war.
Mit abwesendem Blick betrachtete die Frau die Polizisten und verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. „Hallo“, sagte sie dann. „Ihr seid von der Polizei?“ Ihrer fragenden Stimme nach schien sie dies kaum glauben zu können? „Ich bin Annuschka.“ Langsam schaute sie einem nach dem anderen ins Gesicht, dann hob sie die Arme leicht in die Höhe und streckte die Hände aus. „Wollt Ihr mich verhaften?“ Ihr Blick lief irgendwo ins Unendliche und schien dort zu verweilen.
„Warum sollten wir?“, fragte Sokolow erstaunt.
„Wer weiß? Vielleicht bin ich ein böses Mädchen?“ Sie kicherte, bis laut die Tür geöffnet wurde und ein mittelgroßer Mann in schwarzem Anzug eintrat.
„Anna!“, rief er und trat zu der Schönheit mit dem bleichen Gesicht. Er schüttelte sie. Hinter dem Mann hatte ein kräftiger Glatzkopf den Raum betreten. „Rustam, nimm Anna mit nach oben!“, befahl er dem Kahlkopf. Dann wandte er sich an die Polizisten und meinte entschuldigend: „Es tut mir Leid, meine Herren, Anna ist im Moment etwas neben sich. Die viele Arbeit, der Stress, die Partys ... Wenn Sie verstehen?“ Der Mann streckte die rechte Hand vor und wies auf die Ledersessel. „Bitte nehmen Sie Platz. Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Viktor Rjabow. Aber das haben Sie sich bestimmt gedacht.“ Er nahm lächelnd Platz.
„Der Falke“ begann das Gespräch. „Vielen Dank für den raschen Empfang. Ich bin sicher, wir können das Problem schnell lösen.“
Rjabow nickte ungeduldig. „Ja, ich stehe der Staatsmacht zu Diensten, wenn ich helfen kann.“ Er schien sich über seine Worte selber zu amüsieren, denn ein leises Lächeln überzog sein scharf geschnittenes Gesicht.
„In welcher Beziehung standen Sie zu Swetlana Popowa?“
„Sie ist, sie war eines der Models, die gelegentlich für Anna arbeiten. Anna Poljakowa, sie haben sie eben kennen gelernt. Annuschka ist eine gefragte Modedesignerin.“ Rjabow lehnte sich zurück und musterte die beiden Polizisten.
Hauptmann Denissow schaute dem Hausherrn ins Gesicht, als er fragte: „Wie standen Sie zur Popowa? Wie gut kannten Sie sie?“
Rjabow verzog das Gesicht. „Sie haben es sowieso schon herausgefunden. Ich hatte mal was mit ihr. Das ist allerdings schon einige Zeit her!“ Er griff zu einer auf dem Marmortisch stehenden Karaffe, zog sich ein Glas heran und hob fragend die Brauen. Die Ermittler lehnten ab, während der Gastgeber sich einen großen Whisky genehmigte.
„Was sagt Ihre Lebensgefährtin Anna Poljakowa dazu? Sie ist doch Ihre Lebensgefährtin?“, schaltete Michail sich wieder in das Gespräch ein.
Der Geschäftsmann winkte ab. „Frauen“, meinte er nur. „Sie kriegt sich immer wieder ein. Sie weiß, was sie an mir hat.“ Er wies mit der Hand auf die Einrichtung. „Ich biete ihr Luxus, ich finanziere ihre Entwürfe. Gewiss“, er machte eine Kunstpause, „Sie ist selber inzwischen auch erfolgreich. Aber einen solchen Lebensstil könnte sie sich nicht leisten.“ Viktor Rjabow stand abrupt auf. Das Gespräch war in seinen Augen beendet. „Fragen Sie noch, was Sie fragen wollen. Aber schnell, meine Zeit ist kostbar.“
„Wann haben Sie Swetlana Popowa zuletzt gesehen oder von ihr gehört?“ Hauptmann Denissow hatte einen Notizblock hervorgezogen und notierte Rjabows Antworten.
„Vor ein paar Tagen war sie hier. Mittwoch, denke ich. Es ging um ein paar Änderungen an Entwürfen. Unwichtig. Ich selber habe sie nicht gesehen. Ich sagte, ja, es war eine kurze Beziehung.“ Er grinste.
„Wer könnte ein Motiv haben, die Popowa zu ermorden?“
„Keine Ahnung. Sie war mal mit so ´nem Jüngelchen zusammen, nervig eifersüchtig. Fragen Sie in der Agentur. Die kannten Sie besser.“ Er zog sein Smartphon aus der Tasche und scrollte darauf herum. Dann diktierte er Denissow eine Telefonnummer. „So, meine Herren. Wenn Sie das nächste Mal herkommen wollen, bringen Sie bitte einen Durchsuchungsbefehl mit. Ich habe meine Pflicht als Staatsbürger mehr als erfüllt.“
Die Tür wurde geöffnet und der Glatzkopf, der auf den Namen Rustam hörte, begleitete die Ermittler durch die riesige Marmorhalle zurück zum Eingangsportal.
„Hast du den Tennisplatz hinter dem Haus gesehen?“, fragte Pjotr seinen Kollegen, als sie ihre Waffen verstaut hatten und im Wagen saßen.
„Der Falke“ nickte. „Und auch den Hubschrauberlandeplatz. Und den Fuhrpark mit mehreren Oberklasse-Fahrzeugen. Das Grundstück allein muss diverse Millionen Wert sein, mein Lieber.“ Sokolow starrte nachdenklich durch die staubige Seitenscheibe.
„Mittwoch war die Popowa hier. Der Leibwächter, Rustam Sadikow, gibt an, sie habe das Gelände um drei Uhr nachmittags verlassen, nachdem sie sich mit Anna Poljakowa über ein paar Details der neuen Kollektion verständigt hatte“, referierte Denissow das Gehörte. „Laut Dr. Polian ist die Popowa am Mittwoch Abend oder am frühen Donnerstag Morgen gestorben. Wir müssen also herausfinden, ob sie nach drei noch jemand gesehen hat und wo.“ Nach eine kurzen Pause meinte er: „Und was hältst du von der Poljakowa? Ganz schön durchgeknallt, oder?“
Michail Sokolow nickte. „Das Gefühl habe ich auch. Sie könnte unter Drogen stehen. Vielleicht ist auch nur unglücklich, wer weiß?“ Er winkte ab und fuhr dann fort: “Du fährst nachher zur Agentur und hörst dich um. Versuch auch etwas über diesen Freund heraus zu finden. Ich werde mit Koroljow die Wohnung der Toten durchsuchen und dann bei Polian und der Kriminaltechnik nach ersten Ergebnissen fragen.“
Hinweis: Es handelt sich bei dem eingestellten Text um die ersten 2 Kapitel. Geplant sind etwa 8 Kapitel.
Für Rückmeldungen bin ich jederzeit dankbar.
Mehr von Michail Sokolow und seinen Kollegen gibt es z.B. bei
http://www.roegelsnap.de/unsereserien/michailsokolow/index.php
FOLGE 03 – ALTE FEINDE (AT)
VON MITRI SUCHOI
(Bearbeitung: Thorsten Wirth)
Prolog
Der Mann legte den Telefonhörer auf die Gabel und schloss die Augen. Trotz der geschlossenen Fenster hörte er den starken Verkehr, dessen unentwegtes Brummen scheinbar ruhelos von morgens bis abends herauf bis an seine Fenster im vierten Stock brandete.
Der Anruf hatte ihn verstimmt. Warum konnte sich dieser vertrottelte Alte nicht an die Absprachen halten, die sie zu ihrer eigenen Sicherheit getroffen hatten und rief hier an? Nicht genug, dass er sich dadurch auch gezwungen sah, zu handeln.
Der Mann öffnete die Augen wieder. Er wusste, was zu tun war und zog ein nicht registriertes Mobiltelefon aus der Tasche. Er drückte auf eine Nummer des Kurzwahlspeichers und lauschte dem Rufton. Als sich am anderen Ende jemand meldete, sagte der Mann nur: „ Adler? Heute Abend um acht in der Bar“ und legte gleich wieder auf. Auf den „Adler“ war Verlass, dass wusste er.
Sein Blick glitt durch das Fenster hinaus über den vielbefahrenen Platz. Gegenüber lag das Gebäude des Sportklubs „Dynamo“, in dessen Fenster sich die Mittagssonne spiegelte. Vielleicht sollte ich wieder mal zu einem Spiel gehen, überlegte er. Das letzte Spiel hatte er gesehen, als sie mit Beskow den russischen Pokal holten. Irgendwo hatte er auch die Gedenkmünze aufbewahrt, die nach dem Tod des alten Mannes ausgegeben worden war. Ein sentimentales Lächeln legte sich auf sein ansonsten hartes Gesicht.
Er richtete sich in seinem Sessel auf und schloss die Schublade ab. Dann verließ er sein Büro, ohne der Sekretärin Bescheid zu geben, wo er zu erreichen war.
1. Kapitel
Die Leiche war übel zugerichtet und hatte bereits ein paar Tage im Wald gelegen. Der kleine Mann im weißen Schutzanzug verstaute seine Utensilien in der Arzttasche und drehte sich zu Michail Sokolow um, der schweigend auf das sah, was von der Frau übrig geblieben war. „Der Leichnam weist zu viele Verletzungen auf, um schon jetzt eine mögliche Todesursache zu benennen“, erklärte Dr. Taras „Bulba“ Polian schließlich und strich sich über die Glatze. „Zahlreiche Schnitte und von Schlägen herrührende Wunden sind am ganzen Körper zu finden.“
„Schon was zum Todeszeitpunkt, Bulba?“, hakte der Hauptmann nach.
Der Kosake wog den kahlen Schädel hin und her. „Ich vermute, der Tod dürfte so vor etwa zwei oder drei Tagen eingetreten sein. Erst danach wurde sie hier wohl abgelegt. Mehr nach der Untersuchung.“ Der Mediziner, in Anbetracht der wirklich übel zugerichteten Frauenleiche einsilbiger als sonst, wandte sich ab und verließ die kleine Lichtung in Richtung seines Autos.
Hauptmann Sokolow trat einen Schritt zur Seite, um die Männer mit der Trage vorbei zu lassen. Schweigsam verfolgte er, wie das, was bis vor wenigen Tagen eine wunderschöne, junge Frau gewesen war, in den Sarg gehoben wurde.
„Die Tote kommt mir irgendwie bekannt vor“, raunte ihm sein Kollege Wladimir Koroljow zu. Der fünfundzwanzig jährige Ermittler im Rang eines Leutnants stellte sich neben seinen Kollegen Sokolow und betrachtete nachdenklich den Abtransport der Leiche.
„Die Birkenwälder rund um Moskau kommen mir immer mehr vor wie ein Friedhof“, sinnierte Michail Sokolow und wandte sich seinem Kollegen zu *. „Veranlasse alles Nötige, Befragungen in der Umgebung, Auswertung der Spuren und so weiter. Wir sehen uns nachher in der Petrowka.“ Er stapfte durch das Gras zum blauen Moskwitsch der Abteilung und öffnete den quietschenden Schlag.
Etwa zwei Stunden später saß das Kollektiv der Abteilung für schwere Gewaltkriminalität im Konferenzraum beisammen. Wera Belajewa hatte für Tee und Kaffee gesorgt und einen Papierstapel vor sich abgelegt. Die Auswerterin im Rang eines Oberleutnants, das „Gedächtnis“ der Abteilung, schaute in die kleine Runde. Neben Mischa Sokolow, genannt „der Falke“, waren Wladimir Koroljow und Hauptmann Pjotr Denissow anwesend.
Wera verteilte die Kopien und schenkte die Getränke ein, als die Tür ohne Klopfen geöffnet wurde und eine massige Gestalt mit knappem Gruß eintrat. Der „Alte“, wie der Abteilungsleiter Oberst Boris Kusnezow in seiner Abwesenheit tituliert wurde, nahm am Stirnende des Tisches Platz und schaute in die Runde.
„Ich habe die zuständige Untersuchungsführerin, die verehrte Tatjana Antonowna, hergebeten.“ Er starrte demonstrativ auf seine klobige Wostock-Armbanduhr und anschließend zur Tür. Wie auf Befehl wurde diese geöffnet und Tatjana Schirajewa, bekleidet mit einem schicken roten Kostüm, trat lächelnd ein.
„Da wir nun vollzählig sind, Genossen, können wir beginnen: Das weibliche Opfer, welches wir bei Lipki gefunden haben, konnte identifiziert werden. Es handelt sich um das anscheinend bekannte Model Swetlana Popowa, 23 Jahre alt.“
„Wußt´ ich’s doch!“, zischte Koroljow. „Sie kam mir gleich bekannt vor.“
„Setzen Sie uns ins Bild“, forderte Kusnezow den jungen Ermittler auf. „Wir sind mit diesen Dingen nicht so vertraut.“ Wie selbstverständlich bezog er alle anderen Anwesenden in diese Behauptung ein.
Wolodja Koroljow lehnte sich etwas zurück und referierte: „Die Popowa ist seit etwa drei Jahren ein Star im Model-Geschäft. Sie begann mit dem Modeln für ein paar Nachwuchsdesigner. Danach kamen wohl rasch Engegements für Chakurin und Salzew. Sie ist oft auf den Covern von Vogue, Po Svetu, Elle und so weiter. Und ein gern gesehener Gast auf allen Schicki-Micki-Partys der Stadt natürlich. Größere Skandale gab es allerdings nicht.“
Tatjana Schirajewa musterte den jungen Mann erstaunt. „Sie kennen sich ja gut aus in der Moskauer Modewelt.“
Der Leutnant errötete und murmelte etwas von wegen Schwester und Fernsehen.
Die Untersuchungsführerin schaute die übrigen Anwesenden der Reihe nach an und begann: „Kollege Koroljow hat Recht. Das dürfte in etwa das Wichtigste sein, was zur Popowa zu sagen wäre. Mit einer Ausnahme ...“ Sie schaute erneut in die Runde. Dann ergänzte sie: „Es heißt, sie habe ein Verhältnis mit Viktor Rjabow.“
„Der Falke“ hatte die Tragweite dieser Nachricht als erster verdaut. „Sie meinen DEN Viktor Rjabow? Den sogenannten businessman, Mafia-Paten und rechte Hand von „Onkel Tjoma“, dem Moskauer Oligarchen?“
Pjotr Denissow atmete hörbar aus, die Belajewa rückte ihren Spitzenkragen zurecht und Obert Kusnezow starrte in die Runde.
„Genossen, das wird eine schwierige Ermittlung. Einerseits habe ich nichts dagegen, diesen Halunken für einige Jahre ins Gefängnis zu stecken. Andererseits hat er ein paar sehr gute Freunde, von denen wir nur ahnen können, wie weit ihr Einfluss reicht. Schon Ermittlungen in die Richtung von Rjabow könnten sich als fast unmöglich herausstellen. Wir müssen hier sehr sorgfältig und mit Fingerspitzengefühl vorgehen, bis wir handfeste Beweise gegen ihn oder seine Handlanger haben. Wir ermitteln natürlich in alle Richtungen und befragen Rjabow zunächst als Zeugen! Alles klar?“
Die Anwesenden nickten, der „Alte“ erhob sich, drückte der Schirajewa die Hand und verschwand wortlos durch die Tür. Die Untersuchungsführerin, bereits im Gehen begriffen, drehte sich noch einmal um und meinte ruhig: „Die Staatsanwaltschaft steht hinter Ihnen, soweit ich das überblicken kann. Ich werde versuchen, Ihnen den Rücken frei zu halten, soweit möglich. Aber bitte alles streng nach Vorschrift, keine Verhöre ohne mich. Sonst dreht uns ein gerissener Anwalt noch einen Strick daraus, ehe wir uns versehen.“ Sie lächelte den Polizisten aufmunternd zu. Eine lange Sekunde spürte Mischa ihren Blick auf sich gerichtet und hoffte, dass Tanja heute Abend Zeit haben würde, vorbei zu kommen. Soweit er wusste, befand sich ihr Mann gerade in Wladiwostock und wurde nicht vor Ende der Woche zurück erwartet. Schweigend stand er noch am Tisch, als die anderen den Konferenzraum bereits verlassen hatten.
2. Kapitel
Das Anwesen lag abseits der Straße und war durch eine hohe Mauer vor Blicken und Eindringlingen geschützt. Bei Ussowo an der Rubljowka ließ sich nieder, wer über genügend Geld und Einfluss verfügte, sich hier niederlassen zu können. Die gut ausgebaute und gesicherte Ausfallstraße hatten sie in einer halben Stunde passiert und Pjotr Denissow steuerte den blauen Moskwitsch auf eine durch ein schweres Stahltor versperrte Einfahrt zu. Die Polizisten nahmen die Kameras war, die per Funksteuerung in Richtung ihres Autos schwenkten. Das Grundstück Viktor Rjabows lag am Ende einer Stichstraße und wurde auf der anderen Seite – für den Betrachter nicht sichtbar - durch das Ufer der Moskwa begrenzt.
Aus einem massiven Pförtnerhaus trat ein schwer bewaffneter Mann mit Schutzweste.
„Kriminalpolizei. Wir haben einen Termin mit Ihrem Chef“, ließ sich Michail Sokolow vernehmen.
Der Wachmann trat näher an das klapprige Gefährt, warf einen abschätzigen Blick in das Wageninnere und bedeutete den Ermittlern, auszusteigen. Selbst neben den stehenden Beamten wirkte er wie der stolze Recke Nikanor neben zwei Bauernsöhnen. „Ihre Waffen, bitte!“
Die Hauptleute sahen sich an, dann zogen beide ihre Dienstpistolen aus dem Holster und überließen sie dem Wachmann. Nach einer kurzen Inspektion des Kofferraumes durften sie passieren. Das Stahltor hinter ihnen schloss sich fast geräuschlos.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war beeindruckend: Vor ihnen erhob sich ein runder Springbrunnen, dessen Fontäne in Intervallen mehrere Meter in die Höhe schoss. Links und rechts davon begrenzten kunstvoll gestutzte Hecken einen sauber gepflasterten Weg. Hinter dem Brunnen begann das Haupthaus. Die Vorderfront wurde von einem riesigen Portal und zwei symmetrisch angeordneten Terrassen dominiert, die den Blick auf das eigentliche Gebäude allerdings nicht verbergen konnten. Ein weißer Palast – so musste man die etwa achtzig Meter breite Villa wohl nennen – erhob sich drei Stockwerke hoch.
Die Polizisten konnten ihr Erstaunen nur schwer verbergen, in all ihren Lebensjahren hatten sie ein solches Anwesen noch nicht gesehen. Pjotr Denissow stellte das Auto neben der rechten Veranda ab. Dann erklommen sie die Stufen zum Portal, dessen meisterhaft verzierte Holztür geöffnet wurde. Ein Zwillingsbruder des Torwächters nahm die Beamten in Empfang und führte sie durch die mit Marmor verkleidete Halle in einen weiteren großen Raum, an dessen Ende eine weiße Couch- und Sessellandschaft loungeartig angeordnet war. Bemüht, keine der zahlreichen Vasen oder Skulpturen zu berühren, die ringsum wie Beutestücke drapiert waren, durchquerten die Polizisten das Zimmer.
„Ich glaub, ich bin im falschen Film“, ließ sich Pjotr leise vernehmen. „Ist ja abgefahren, das alles hier.“ Sein Blick streifte über ein paar moderne Gemälde, die ihm irgendwie vertraut vorkamen.
Ehe Michail Sokolow antworten konnte, raschelte seitlich etwas und eine junge Frau im weißen Bademantel kam langsam auf sie zu. Mischa fielen als erstes die schwarzen Augen mit den seltsam kleinen Pupillen auf. Die Frau trug das blonde, feuchte Haar offen, durch den Schlitz des leicht geöffneten Mantels hindurch ahnte „Der Falke“, dass dessen Trägerin darunter nackt war.
Mit abwesendem Blick betrachtete die Frau die Polizisten und verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. „Hallo“, sagte sie dann. „Ihr seid von der Polizei?“ Ihrer fragenden Stimme nach schien sie dies kaum glauben zu können? „Ich bin Annuschka.“ Langsam schaute sie einem nach dem anderen ins Gesicht, dann hob sie die Arme leicht in die Höhe und streckte die Hände aus. „Wollt Ihr mich verhaften?“ Ihr Blick lief irgendwo ins Unendliche und schien dort zu verweilen.
„Warum sollten wir?“, fragte Sokolow erstaunt.
„Wer weiß? Vielleicht bin ich ein böses Mädchen?“ Sie kicherte, bis laut die Tür geöffnet wurde und ein mittelgroßer Mann in schwarzem Anzug eintrat.
„Anna!“, rief er und trat zu der Schönheit mit dem bleichen Gesicht. Er schüttelte sie. Hinter dem Mann hatte ein kräftiger Glatzkopf den Raum betreten. „Rustam, nimm Anna mit nach oben!“, befahl er dem Kahlkopf. Dann wandte er sich an die Polizisten und meinte entschuldigend: „Es tut mir Leid, meine Herren, Anna ist im Moment etwas neben sich. Die viele Arbeit, der Stress, die Partys ... Wenn Sie verstehen?“ Der Mann streckte die rechte Hand vor und wies auf die Ledersessel. „Bitte nehmen Sie Platz. Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Viktor Rjabow. Aber das haben Sie sich bestimmt gedacht.“ Er nahm lächelnd Platz.
„Der Falke“ begann das Gespräch. „Vielen Dank für den raschen Empfang. Ich bin sicher, wir können das Problem schnell lösen.“
Rjabow nickte ungeduldig. „Ja, ich stehe der Staatsmacht zu Diensten, wenn ich helfen kann.“ Er schien sich über seine Worte selber zu amüsieren, denn ein leises Lächeln überzog sein scharf geschnittenes Gesicht.
„In welcher Beziehung standen Sie zu Swetlana Popowa?“
„Sie ist, sie war eines der Models, die gelegentlich für Anna arbeiten. Anna Poljakowa, sie haben sie eben kennen gelernt. Annuschka ist eine gefragte Modedesignerin.“ Rjabow lehnte sich zurück und musterte die beiden Polizisten.
Hauptmann Denissow schaute dem Hausherrn ins Gesicht, als er fragte: „Wie standen Sie zur Popowa? Wie gut kannten Sie sie?“
Rjabow verzog das Gesicht. „Sie haben es sowieso schon herausgefunden. Ich hatte mal was mit ihr. Das ist allerdings schon einige Zeit her!“ Er griff zu einer auf dem Marmortisch stehenden Karaffe, zog sich ein Glas heran und hob fragend die Brauen. Die Ermittler lehnten ab, während der Gastgeber sich einen großen Whisky genehmigte.
„Was sagt Ihre Lebensgefährtin Anna Poljakowa dazu? Sie ist doch Ihre Lebensgefährtin?“, schaltete Michail sich wieder in das Gespräch ein.
Der Geschäftsmann winkte ab. „Frauen“, meinte er nur. „Sie kriegt sich immer wieder ein. Sie weiß, was sie an mir hat.“ Er wies mit der Hand auf die Einrichtung. „Ich biete ihr Luxus, ich finanziere ihre Entwürfe. Gewiss“, er machte eine Kunstpause, „Sie ist selber inzwischen auch erfolgreich. Aber einen solchen Lebensstil könnte sie sich nicht leisten.“ Viktor Rjabow stand abrupt auf. Das Gespräch war in seinen Augen beendet. „Fragen Sie noch, was Sie fragen wollen. Aber schnell, meine Zeit ist kostbar.“
„Wann haben Sie Swetlana Popowa zuletzt gesehen oder von ihr gehört?“ Hauptmann Denissow hatte einen Notizblock hervorgezogen und notierte Rjabows Antworten.
„Vor ein paar Tagen war sie hier. Mittwoch, denke ich. Es ging um ein paar Änderungen an Entwürfen. Unwichtig. Ich selber habe sie nicht gesehen. Ich sagte, ja, es war eine kurze Beziehung.“ Er grinste.
„Wer könnte ein Motiv haben, die Popowa zu ermorden?“
„Keine Ahnung. Sie war mal mit so ´nem Jüngelchen zusammen, nervig eifersüchtig. Fragen Sie in der Agentur. Die kannten Sie besser.“ Er zog sein Smartphon aus der Tasche und scrollte darauf herum. Dann diktierte er Denissow eine Telefonnummer. „So, meine Herren. Wenn Sie das nächste Mal herkommen wollen, bringen Sie bitte einen Durchsuchungsbefehl mit. Ich habe meine Pflicht als Staatsbürger mehr als erfüllt.“
Die Tür wurde geöffnet und der Glatzkopf, der auf den Namen Rustam hörte, begleitete die Ermittler durch die riesige Marmorhalle zurück zum Eingangsportal.
„Hast du den Tennisplatz hinter dem Haus gesehen?“, fragte Pjotr seinen Kollegen, als sie ihre Waffen verstaut hatten und im Wagen saßen.
„Der Falke“ nickte. „Und auch den Hubschrauberlandeplatz. Und den Fuhrpark mit mehreren Oberklasse-Fahrzeugen. Das Grundstück allein muss diverse Millionen Wert sein, mein Lieber.“ Sokolow starrte nachdenklich durch die staubige Seitenscheibe.
„Mittwoch war die Popowa hier. Der Leibwächter, Rustam Sadikow, gibt an, sie habe das Gelände um drei Uhr nachmittags verlassen, nachdem sie sich mit Anna Poljakowa über ein paar Details der neuen Kollektion verständigt hatte“, referierte Denissow das Gehörte. „Laut Dr. Polian ist die Popowa am Mittwoch Abend oder am frühen Donnerstag Morgen gestorben. Wir müssen also herausfinden, ob sie nach drei noch jemand gesehen hat und wo.“ Nach eine kurzen Pause meinte er: „Und was hältst du von der Poljakowa? Ganz schön durchgeknallt, oder?“
Michail Sokolow nickte. „Das Gefühl habe ich auch. Sie könnte unter Drogen stehen. Vielleicht ist auch nur unglücklich, wer weiß?“ Er winkte ab und fuhr dann fort: “Du fährst nachher zur Agentur und hörst dich um. Versuch auch etwas über diesen Freund heraus zu finden. Ich werde mit Koroljow die Wohnung der Toten durchsuchen und dann bei Polian und der Kriminaltechnik nach ersten Ergebnissen fragen.“
Hinweis: Es handelt sich bei dem eingestellten Text um die ersten 2 Kapitel. Geplant sind etwa 8 Kapitel.
Für Rückmeldungen bin ich jederzeit dankbar.
Mehr von Michail Sokolow und seinen Kollegen gibt es z.B. bei
http://www.roegelsnap.de/unsereserien/michailsokolow/index.php