Mir war

4,50 Stern(e) 11 Bewertungen

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Otto!

Im ersten Moment ist man versucht zu sagen, dass in diesem Gedicht doch etwas zu dick aufgetragen wurde.
Aber dann spürt man genau diese Stille, von der du sprichst und es passt einfach alles!

Danke dafür und liebe Grüße
Manfred
 
H

hebauf

Gast
Schön geschrieben und sehr traurig, eine einzige Einheit, in der Form und auch inhaltlich, wo die Grenzen zur Welt aufgehen, um in ihr die größte Nähe wiederentstehen zu lassen, sich fallen zu lassen, heftig.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo otto,
frei assoziiert zum wort "felder".

ich sehe die "felder" als "äcker".
(wäre für mich das treffendere wort)

"äcker" bzw. "acker" hat etymologisch eine lehnverwandschaft
mit gr. "agora", was nur schwerlich zu überstzen ist.
im lateinischen entspricht es dem "forum", was aber nicht
das richtige wort ist.

eigentlich ist es der versammlungsplatz, oder auch der ort
wo gesammelt wird.
im altgermanischen die "dingstätte".

im altgriechischen leitet sich von "agora" auch
"agonie" ab, der ort des kampfes, im neudeutschen des todeskampfes.
aber eben aus "agonie" ist auch das deutsche wort "acker"
entlehnt.

jener ort wo der überlebenskampf seine stätte hat

so ist der acker auch ein ort der ersten und der letzten dinge.

hier schlösse sich der kreis des todes. und inhalt und wortbedeutung des stückes träfen aufeinander...

soweit mein kleiner ausflug zu einem stück, das mich
sprachlich, melodisch stark berührt.

lg
ralf
 
[ich sag mal nein, Ralf. agros und agonie gehören eher nicht zusammen. Wurzelmäßig, aber ich bin ganz be (nicht ent-)geistert, dass du jetzt etymologische Wörterbücher sammelst.

AGROS ist H2eg-ro-s
Agonia ist H2eg-eH3n-i-eH2
das i-Motionssuffix weist agonia als jung aus und agros ist wahrscheinlich ein Lehnwort. Pokorny konnte das noch nicht wissen.]
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Ralf,

Deine Gedankenverbindung leuchtet mir ein, aber klanglich wäre es ein Unglück, die sanfte "Stille" gegen das harte "Äcker" einzutauschen. Inhaltlich beutet das Feld doch ohnehin dasselbe wie der Acker.

Dann gibt es auch noch anstelle von "Friedhof" das Wort "Totenacker". Das finde ich auch ganz schrecklich, obgleich es wahrscheinlich biblischen Ursprungs ist, da der Mensch wie ein Same in die Erde gelegt wird.

Nimm es mir bitte nicht übel,aber bei Klängen bin ich übermäßig empfindlich.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Das "mir war" finde ich spitzenmäßig, lieber Otto, weil es von vornherein eine neue Dimension öffnet.

Jetzt liegt der Tod des gliebten Menschen schon einige Zeit zurück und doch kommt das Erlebnis des Sterbens immer wieder, wenn auch, wie der Text es hier ausweist, in abgemilderter Form.

Und diese Überzeugung, dass alles, was ist, den Hauch des geliebten Menschen bei sich haben wolle, das ist eine Liebeserklärung, wie ich sie noch nie gelesen habe.

Bei allem Respekt für Dein persönliches Erleben, kann ich doch nicht umhin, den Text ein bisschen zu zerpflücken, weil ich ihn so übermäßig gut finde.

Verzeih mir bitte.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Lieber Otto,

deine Gedanken, deine Worte klingen wie nicht von dieser Welt.

Schon immer habe ich die Klänge des Windes im hohen Gras, sein Raunen, Flüstern und Rauschen in wogenden Kornfeldern geliebt. Nun weiß ich, was es bedeutet.

Ich danke dir herzlich.

Regina
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke euch. Für eure guten Gedanken und dir, lieber Ralf, für deine überaus interessanten Ackergedanken. Allerdings möchte ich bei den Feldern bleiben, Acker klingt mir in diesem Zusammenhang (wie auch schon von Vera-Lena erwähnt) zu hart und außerdem suggerieren mir die Felder eine Weite, die mir im Zusammenhang mit meinen Gedanken sehr wichtig ist.

Schön, dass es euch gibt.
 

HerbertH

Mitglied
mir war - мир war

мир ist frieden
war is krieg

wonach war mir?

--

Lieber Otto,
eine ganz wilde assoziation zur ersten zeile, die ich aber nicht aus dem kopf bekomme...

dein gedicht hat mich mitgenommen.

liebe grüße

herbert
 



 
Oben Unten