MitLeid

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trivial

Mitglied
Ich stehe im Türrahmen und beobachte eine kleine Person,
eines Kindes nicht unähnlich.
Seltsam abwesend und distanziert quält es ein Tier,
eines Hamsters nicht unähnlich.
Zerrt daran und drückt es zusammen.
Ich schimpfe und verurteile.
Worauf der Griff um das Tier noch fester wird
und es fast zu Tode quetscht.

Etwas später taten mir die harschen Worte leid
und ich wollte mich erklären.
Nun hängt ein kleiner Schwanz aus dem Mund des Kindes.
Erschrockene über mein entsetzen,
spuckt es das tote Tier auf den Boden.
Hilflos wecke ich, mit lauten rufen, meinen Bruder
und nehme die kleine Person in Gewahrsam.

Den Arm um ihren Hals verschränkt,
die Handfläche auf dem Hinterkopf platziert.
Es gibt mir das Gefühl,
als könnte ich es, mit einer fließenden Bewegung
beenden.

Mein Bruder eilt herbei und erfasst die Situation
sekundenschnell.
Mit einem Gürtel saurer Kristalle,
gepeitscht durch den Garten,
muss die Strafe sein.
Nötigenfalls bis zum Tod.

Ich schiebe mich, des Verstehens bemüht,
zwischen das Urteil und der kleinen Person
und frage: "Warum quältest und tötetest du?"
Es sprach: "Du tatest es doch auch."
 

petrasmiles

Mitglied
Ein Alptraum, ein alttestamentarisch anmutender, vermischt mit Bildern der Jetztzeit, und vielleicht noch ein bisschen Psychoanalyse wie im letzten Vers anklingt - oder im Bild des strafenden Bruders. Stark!
eines Kindes nicht unähnlich.
Hier klingt mir 'einem Kind' nicht unähnlich besser, und hier:
eines Hamsters nicht unähnlich.
meine ich, 'einem Hamster'.

und der kleinen Person
müsste es hier nicht 'die kleine Person' heißen?

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Petra,
in der Tat war es ein Traum, der sich so sehr einbrannte, dass ich ihn irgendwie loswerden musste, trotz des Schamgefühls...

Mit "einem Hamster" und "einem Kind" hast Du wohl Recht, "...der kleinen Person" klingt für mich in diesem Fall irgendwie passender. Aber grammatikalisch, ob Dativ, Akkusativ... jetzt zwingend wäre

Liebe Grüße
R
 



 
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