Friedrichshainerin
Mitglied
... ist es, als ich mich der Sparkasse nähere. Auf den Stufen davor sitzt eine Punkerclique. Freundlich stehen sie auf und machen mir Platz. Gesprächsfetzen, die an mein Ohr dringen, entnehme ich, dass sie aus Polen kommen. Vielleicht auch aus der Tschechei. Ein hübsches Mädchen fällt mir auf. Sie passt da irgendwie nicht so richtig rein, wirkt mehr wie eine Studentin.
Aber sie ist verliebt. Für so was habe ich ein Gespür. Wahrscheinlich würde sie sonst nicht hier um Mitternacht bei Minustemperaturen auf den Stufen der Treppe sitzen. Es pfeift auch ein scharfer Wind. Derjenige, dem ihre Zuneigung gilt, was man den zärtlichen Blicken entnehmen kann, mit denen sie ihn ansieht, lehnt am Geländer, das sich an der Treppe befindet.
Er scheint wohl eine Art Anführer zu sein und führt das große Wort. Was macht man nicht alles, wenn man verliebt ist. „Wenn sie ihn haben will“, muss sie alles mitmachen“, denke ich. Da bleibt ihr nichts anderes übrig.
Aber wo fühlt man sich wohler, wo geht es einem besser als in der Nähe des einen. Da ist einem doch Regen, Schnee und Kälte scheißegal. „Hoffentlich schießt er sie nicht einfach in den Wind irgendwann“, denke ich. Wenn man was hat, um das man nicht kämpfen braucht, wird einem das leicht gleichgültig. Da habe ich schon Erfahrungen mit.
Ich denke bei dem Anblick der wetterfesten Truppe an früher, wo wir auch ständig auf Achse waren, ich meist im Schlepptau eines wilden Mannes wie ihm. Nicht immer derselbe. Ständig übernachteten wir und die Anderen in Wartesälen und eng aneinandergeschmiegt in Hauseingängen, fuhren ohne Fahrkarte in Zügen. Ich saß einmal treusorgend neben ihm, als er betrunken im Bahnhofsklo schlief und verscheuchte die Fliegen, die ihm um die Nase flogen.
Er, der siebzehn war, als wir zusammenkamen, war voll in der Phase drin, wo man über Tische und Bänke geht. Gerade das zog mich an ihm am meisten an.
Wenn ich mich mit zu ihnen auf die Treppe vor der Sparkasse setzen würde, was ich am liebsten täte, bekäme ich vielleicht ein: „Geh ins Heim“, zu hören. Glaub ich zwar nicht, aber sie würden es zu mindestens denken. Die Flucht in die Gegenkultur steht mir heute nicht mehr offen. Früher hat man sich bei irgendwelchen Frustrationen einfach wild an den Haaren rumgeschnippelt. Damit würde ich heute lächerlich wirken.
Wem man jung ist und merkt, dass man nicht so reingehört, bleibt einem wenigstens noch als Ausweg, sich aufzulehnen. Da findet man genug Gleichgesinnte. Wenn man älter wird, und immer noch nicht richtig reingehört, ist das schon schwieriger.
Jetzt werde ich hier das, was ich nie werden wollte. Sentimental. „Wie es den Leuten hier wohl mal ergehen wird?“, denke ich.
Aber sie ist verliebt. Für so was habe ich ein Gespür. Wahrscheinlich würde sie sonst nicht hier um Mitternacht bei Minustemperaturen auf den Stufen der Treppe sitzen. Es pfeift auch ein scharfer Wind. Derjenige, dem ihre Zuneigung gilt, was man den zärtlichen Blicken entnehmen kann, mit denen sie ihn ansieht, lehnt am Geländer, das sich an der Treppe befindet.
Er scheint wohl eine Art Anführer zu sein und führt das große Wort. Was macht man nicht alles, wenn man verliebt ist. „Wenn sie ihn haben will“, muss sie alles mitmachen“, denke ich. Da bleibt ihr nichts anderes übrig.
Aber wo fühlt man sich wohler, wo geht es einem besser als in der Nähe des einen. Da ist einem doch Regen, Schnee und Kälte scheißegal. „Hoffentlich schießt er sie nicht einfach in den Wind irgendwann“, denke ich. Wenn man was hat, um das man nicht kämpfen braucht, wird einem das leicht gleichgültig. Da habe ich schon Erfahrungen mit.
Ich denke bei dem Anblick der wetterfesten Truppe an früher, wo wir auch ständig auf Achse waren, ich meist im Schlepptau eines wilden Mannes wie ihm. Nicht immer derselbe. Ständig übernachteten wir und die Anderen in Wartesälen und eng aneinandergeschmiegt in Hauseingängen, fuhren ohne Fahrkarte in Zügen. Ich saß einmal treusorgend neben ihm, als er betrunken im Bahnhofsklo schlief und verscheuchte die Fliegen, die ihm um die Nase flogen.
Er, der siebzehn war, als wir zusammenkamen, war voll in der Phase drin, wo man über Tische und Bänke geht. Gerade das zog mich an ihm am meisten an.
Wenn ich mich mit zu ihnen auf die Treppe vor der Sparkasse setzen würde, was ich am liebsten täte, bekäme ich vielleicht ein: „Geh ins Heim“, zu hören. Glaub ich zwar nicht, aber sie würden es zu mindestens denken. Die Flucht in die Gegenkultur steht mir heute nicht mehr offen. Früher hat man sich bei irgendwelchen Frustrationen einfach wild an den Haaren rumgeschnippelt. Damit würde ich heute lächerlich wirken.
Wem man jung ist und merkt, dass man nicht so reingehört, bleibt einem wenigstens noch als Ausweg, sich aufzulehnen. Da findet man genug Gleichgesinnte. Wenn man älter wird, und immer noch nicht richtig reingehört, ist das schon schwieriger.
Jetzt werde ich hier das, was ich nie werden wollte. Sentimental. „Wie es den Leuten hier wohl mal ergehen wird?“, denke ich.
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