Mögen sie eigentlich Kinder? (gelöscht)

Hallo toll.er

zuerst lag noch ein Lächeln auf meinem Gesicht bei der Vorstellung des kleinen Jungen, der ein wenig scheu über die Mauer klettert. Doch am Ende dominierte Gänsehaut.
Im Grunde eine schreckliche Erzählung, die Du wirklich gut erzählst.

Ein paar Anmerkungen:
Die Verwaltung hat fast die ganze Fläche asphaltieren lassen. Die Mülltonnen lassen sich dann besser schieben und es wird nicht so viel Dreck in den Hausflur getragen. Sagt jedenfalls die Hausverwaltung.
[blue]hier würde ich die letzten beiden Sätze verbinden, denn den selben Satzbau hast Du bereits kurz vorher verwendet. Somit könntest Du ein wenig Abwechlsung in den Schreibstil bringen.[/blue]

Ich beuge mich ein wenig vor und schaue durch das Balkongitter
[blue]hier würde ich noch ein "überrascht" einfügen, denn das "Hoppla" könnte man noch ausbauen.[/blue]

Von oben herab sehe ich die Jungen vor der etwa zwei Meter hohen Mauer stehen. Etwas ratlos.
Hier ist (grammatikalisch gesehen) gemeint, dass das Lyrische Ich ratlos wäre. Vielleicht verbindest Du die Ellipse mit dem Satz zuvor?[/blue]

an der Mauer hoch. Er kniet auf der Mauer
[blue]die Wiederholung von "Mauer" könnte man hier vermeiden: "Er kniet oben angekommen..." etc. Auch später im Text kommt Mauer noch sehr oft vor.[/blue]

beide schauen gespannt auf den Jungen. Der Junge sieht
[blue]wieder eine deutliche Wiederholung. Wie wäre es mit "dieser" beim 2. Jungen?[/blue]

Ich kann es nicht verstehen. Mutter B.s "Wage dich!" kann allerdings die ganze Nachbarschaft hören.
[blue]sehr schöne Gegenüberstellung von "verstehen" und hören"[/blue]

und knallt ungebremst auf den Hofbo
[blue]hm, ungebremst stimmt nicht ganz, er wurde ja von der Mülltonne "gebremst. Ausserdem klingt "Hofboden" ein wenig umgangssprachlich. Wie wäre es mit "Asphalt"(von dem Du ja vorhin geschrieben hast)[/blue]

Exzellenter Stil, flüssige Sprache und gut umgesetzte Idee.

hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, versteh die Anmerkungen nur als Vorschläge.

viele Grüße
vom
Klabautermann
 

toll.er

Mitglied
Hoppla, das ging aber schnell!
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Ich gehe mal kurz darauf ein: (Blau kann ich es nicht ... ;) )

1. Verbindung der Sätze.
Kein Problem.

Die Mülltonnen lassen sich dann besser schieben und es wird nicht so viel Dreck in den Hausflur getragen, sagt jedenfalls die Hausverwaltung.

2. Hoppla und überrascht

Hm, die Überraschung folgt ja erst. Im Grunde ist es zu dem zeitpunkt einfach Neugier. Das Ich will erfahren, weshalb da unten plötzlich Ruhe ist.

3. Etwas ratlos.

Grundsätzlich sollte sich der Leser an dieser Stelle fragen, wer denn nun ratlos ist. Die grammatikalische Kosntruktion gibt beides her: Das Ich ... und aber auch die Jungen. (Der Doppelbezug ist beabsichtigt. Eine weiterer Bezug wäre ja auch noch der ratlose Leser. Der weiß ja auch nicht, was los ist.) Es ist aber kein Problem, den Bezug eindeutig herzustellen.


4./5. Wiederholungen (Mauer u.a.)

Da muß ich noch ein wenig feilen. Du hast vollkommen Recht.


6. verstehen und hören]/b]

Es freut mich, dass du das bemerkt hat. An vielen Lesern rauscht das vorbei. ;)

7. knallte ungebremst

... "ungebremst" kann weg, "Asphalt" ist viel besser als der Hofboden.

Vielen dank für deine blitzschnelle und konstruktive Kritik. Ich werde mich in den nächsten Tagen ans Überarbeiten setzen. Der Text ist es nämlich m.E. Wert.
Grüße
Toll.er
 

Evchen13

Mitglied
Hallöchen toll.er,

am Anfang deiner Geschichte war ich ja fast schon sauer auf dich, dachte, na das kann ja eine doofe Geschichte sein. Aber der Text hielt mich gefangen und ich las weiter und war sehr erstaunt.

Gut und auch sehr nachdenklich erzählt.

Liebe Grüße

Ev
 

toll.er

Mitglied
Hallo Evchen13,

ich hoffe du bist nicht sauer auf mich, wenn ich dir sage, dass ich es gerne gehört habe, dass du am Anfang der Geschichte glaubtest, es geht uninteressant oder "doof" weiter.

Ich gebe es offen zu, dass viele meiner Texte "verkleidet" daher kommen. Sie scheinen zu Beginn etwas anderes darzustellen, als sie es dann tatsächlich verkörpern.

Ich spiele gern mit den Erwartungen der Leser. Das gelingt natürlich nicht immer, aber in diesem fall hat es ja funktioniert.

Danke für deinen lieben Kommentar.
Grüße
Toll.er
 

Evchen13

Mitglied
Hallöchen toll.er,

und ich und sauer, ne ne. Ganz im Gegenteil, denn du hast es sehr gut hinbekommen und die Geschichte ist sehr interessant geschrieben, doch das schrieb ich ja bereits. Da war was, was einen einfach festhielt und zum Weiterlesen anhielt.

Also warten wir auf weitere, am Anfang irreführende Werke von dir, lächle.

Gruß

Ev
 
S

Stoffel

Gast
Moin toll.er,

ja, "verkleidet" ist ein guter Ausdruck für solche Geschichten..
die ich übrigens sehr gern mag..wie es auch solche Filme gibt.
*lach* Ich war genauso "sauer" am Anfang auf Dich..
natürlich hat man dabei den TITEL der Geschichte vor Augen..dann "Dich" den Spiegel-lesenden ,genervten Mann....

Ich hab selbst Kinder und es gab Momente, da nervten mich Kinder auch mal..
aber es gibt eben auch Leute wie Familie B.

Es könnte noch es noch etwas "runder" geschrieben sein..das würde dann den Effekt verstärken..(?)

lG
Stoffel
 

Zefira

Mitglied
Hallo Toll.er,

das ist allerdings eine Geschichte, die in die Eingeweide geht... Der beliebte Topos "Das Grauen kommt um die Ecke" paßt hier genau.

Der Klabautermann hat schon gute Vorschläge gemacht; ich setze hier noch mal ein, was mir aufgefallen ist:

>Mutter B. etwa Ende fünfzig, die Tochter so etwa Ende zwanzig. Beide schauen gebannt auf den Ball, der über die Mauer geflogen war.<

Im ersten Satz fehlt ein Verb - oder soll es eine Ellipse sein? Ich würde jedenfalls "Mutter B. ist etwa Ende fünfzig..." setzen.
Im zweiten Satz scheint mir das Tempus nicht zu stimmen. Müßte es nicht "über die Mauer geflogen ist" heißen? Der Hauptsatz steht doch im Präsens.

Dann noch diese Passage:
>Es knallt fürchterlich und ich sehe, wie sich das Blut schnell über den Boden ausbreitet. Ich stürze zum Telefon. Dann springe ich die Treppen herunter, laufe auf die Straße, schlage gegen die geschlossene Haustür des Nachbarhauses, drücke auf alle Klingeln<

Es ist jetzt schon schön dramatisch, aber man kann es noch dramatischer machen. Das ausbreitende Blut in Hauptsatzform bringen - "ich sehe" ist unnötig, also "Es knallt fürchterlich. Auf dem Boden breitet sich eine Blutlache aus" oder so. Bei "ich schlage gegen die Haustür" hatte ich einen Moment den Prot. vor Augen, wie er gegen die Tür fällt. Wenn das nicht beabsichtigt ist, wäre "ich hämmere mit den Fäusten" oder so m.E. besser.

Lieben Gruß,
Zefira
 



 
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