möwen haben einen langen atem

möwen haben einen langen atem

verlassen wir am ende des herbstes das haus in den dünen
spülen wir noch die gläser tragen den müll zur tonne ein
letzter blick zurück ins heimelige glück und die tür fällt zu

das auto wartet und der hund hüpft in seine box von jetzt
an gehört das grundstück wieder den möwen sie sind
schon begierig darauf die brösel unserer liebe aufzupicken

bald wird sich der himmel verdunkeln und das meer branden
die dünen werden unter einer frostdecke winterschlaf halten
bis wir im frühling den schlüssel wieder ins schloss stecken

Hallo Manfred,

mit diesen Zeilen zauberst Du wunderbare Bilder und eine "schöne" Stimmung der Melancholie.

Lediglich die Überschrift überzeugt mich noch nicht so ganz. Doch das ist vermutlich eher eine Frage des Geschmacks. Wenn, wie hier, in der Überschrift Möwen benannt werden, so empfinde ich das wie eine Vorschau auf eines der Bilder in dem Gedicht. Solche "Vorschauen" gefallen mir nicht so sehr. Ich möchte mich überraschen lassen und nicht schon im Vorfeld denken "Aha, da werden auch Möwen auftauchen".
Hier könnte ich mir einen Titel wie "Abreise" oder "Am Ende des Sommers" oder etwas in diese Richtung vorstellen.

Ich will übrigens nicht ausschließen, dass ich selber auch hin und wieder solche Überschriften wähle, versuche es aber zu vermeiden .

Insgesamt aber ein wirklich schöner Text.

Liebe Grüße

Andreas

Hallo Andreas,
danke für deine Sicht auf den Titel, die mir als "Titelfeteschist" sehr wichtig ist.
Für mich darf sich der Titel ruhig auf die reale Bildebene beziehen, denn letztlich sind die Möwen ja nur als Metapher für die Endlichkeit des Lebens bzw. der Liebe gedacht.
LG
Manfred