Moloch II - "sonnet noir" - Sonett

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Walther

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Moloch II – „sonnet noir“

Wer trocken Brot isst, muss nicht leiden, oder?
Nein, muss er nicht. Er könnte ja auch hungern
Und in den Straßeneckenschatten lungern,
Dort wo’s nach Pisse stinkt, nach Alt und Moder.

Erzähl mir nicht, dir fehlte der Decoder.
Du siehst, was ist. Es geht nicht weiter runter.
Hier wird der schönste Traum auf Droge bunter,
Und auf Entzug schreit’s: Sterbe ich, ich loder,

Hilft mir denn keiner! Doch, ein armer Hund,
Der meine Nase schleckt, wenn ich verrecke.
Der Fusel und das trocken Brot sind nicht gesund,

Die Nadel bringt sie um. In dieser Ecke
Ist nichts gerade und wird nichts mehr rund:
Auch ich nicht, der ich mich davor verstecke.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hi Walther!
Den Moloch I fand ich schon richtig klasse und der Teil II setzt für mich nochmal einen drauf!
Cool find ich schon die strenge Doppel-ABBA-Form unter Benutzung von unausgelutschten Reimendigungen (mit sagen-klagen-fragen-plagen und geht-steht-dreht-weht kanns ja jeder! :) ).
Und ich mag die sehr feine Sprachdurchmischung mit gehobeneren Elementen plus derberen Tönen plus Würzwörtern, die in Traditions-verbundener Lyrik sonst (zu) häufig als "unlyrisch" vermieden werden.
Sehr effektvoll auch, sowohl rhythmisch also auch vom Perspektivwechsel her, ist die Antwort, die in Z2 aus dem Off ertönt.
Lauter schöne Spracheffekte, wohin man blickt. Somit wieder ein Beweis für die These, dass der Lyrik häufig eine gewisse Tendenz zum "Schönen" innewohnt, gerade auch da, wo sie von sehr Hässlichem redet.
LG!
S.
 

Walther

Mitglied
Der Malerdichter als Passant (E. Munch + Rembrandt).

Lieben Gruß
Scal
hi Scal,
der dichter ist immer beobachter - wie wahr. und manchmal malt er mit worten szenerien. das gelingt leider nicht immer.
danke und lg W.
Hi Walther!
Den Moloch I fand ich schon richtig klasse und der Teil II setzt für mich nochmal einen drauf!
Cool find ich schon die strenge Doppel-ABBA-Form unter Benutzung von unausgelutschten Reimendigungen (mit sagen-klagen-fragen-plagen und geht-steht-dreht-weht kanns ja jeder! :) ).
Und ich mag die sehr feine Sprachdurchmischung mit gehobeneren Elementen plus derberen Tönen plus Würzwörtern, die in Traditions-verbundener Lyrik sonst (zu) häufig als "unlyrisch" vermieden werden.
Sehr effektvoll auch, sowohl rhythmisch also auch vom Perspektivwechsel her, ist die Antwort, die in Z2 aus dem Off ertönt.
Lauter schöne Spracheffekte, wohin man blickt. Somit wieder ein Beweis für die These, dass der Lyrik häufig eine gewisse Tendenz zum "Schönen" innewohnt, gerade auch da, wo sie von sehr Hässlichem redet.
LG!
S.
hi sufnus,
danke - wie auch du und andere hier versuche ich in die alte form durch die aktuelle sprache nicht alt klingen zu lassen. danke, dass das gesehen wird!
lg W.

der dichter dankt @Chandrian, @Scal und @sufnus fürs leseempfehlen!
 



 
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