Morgenspaziergang

Mariaan

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Es riecht erdig und die Straßen sind nass. In der Nacht hat es endlich geregnet.
Die Regentropfen sprenkeln das Gras im Vorgarten.
Im Licht der Gaslaternen glitzern die Tropfen auf den Scheiben der Autos wie kleine Edelsteine.
Hier und da brennt Licht hinter Fenstern und wird draußen von der Dunkelheit verschluckt.
Es ist still, nur vereinzelt sind bereits Menschen und Autos unterwegs.
Das Zwitschern der Vögel schwebt durch die Dunkelheit.
An Hauswänden hinab malt sich das warme Licht der Gaslaternen bis auf den Boden
und wird vom nassen Asphalt verschluckt.
Die Scheinwerfer eines Motorrads erfassen mich
und mein Körper wirft einen meterlangen klaren Schatten auf die Straße. Ich wirke riesig.
Aus den Bäumen fallen noch Tropfen im leichten Wind und die ersten gelben Blätter liegen am Boden.
Sie sind helle Farbklekse auf dem dunklen Gehweg.
Es wird Herbst. Gestern habe ich die erste braunsattglänzende Kastanie gefunden.
Wehmut erfüllt mich. Die Helligkeit des Sommers ist vorbei.
Gleichzeitig fühle ich mich von der Dunkelheit wohlig umhüllt.
 
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