Morgenwald

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Adam Sky

Mitglied
Morgenwald


Scheinbar schlafend liegt er da,
feiner dünner Nebel steigt,
nimmt's Gemüt so wunderbar,
trägt die Sinne mir so weit.

Hat mich wohlig eingehüllt,
durch die ganze lange Nacht,
mir den Morgen eingefüllt,
erster Strahl der Sonne lacht.

Erst kann man sie nur erahnen,
milchig weißer Nebel flieht,
bis durch weiße dünne Fahnen,
man die glitzernd Strahlen sieht.

Fast wie dampfend ist die Erde,
drückt sich leise lächelnd aus,
bringt das es das Beste werde,
viel Schönes in die Welt hinaus.

Ich schau' noch eine kleine Weile,
dann pack' ich meine Sachen ein,
bedanke mich - ganz ohne Eile,
möcht' bald wieder ein Gast hier sein.


Adam Sky​
 

James Blond

Mitglied
Lieber Adam, herzlich willkommen in der Leselupe!

Doch hier unter den festen Formen? Welche Form wäre das? Vielleicht die Festtagsform? ;)

Von der ist dein Gedicht leider noch etwas entfernt. Da sind zum einen die zahlreichen Elisionen, zum anderen auch die ausgelassenen Artikel und Pronomen, die einen stenografischen Stil transportieren, aber auch das unruhige Metrum, das hier alles andere als "ebenmäßig" ist. Hinzu kommen noch orthografische Komplikationen, wie "bringt das es das Beste werde," die den Eindruck von Flüchtigkeit vertiefen. So löst sich die Ruhe eines Nebelmorgens schon beim Lesen auf.

Auch bei den Reimen wurde mehr gepfuscht als getuscht: Von abgegriffen (Eile/Weile) über redudant (eingehüllt/eingefüllt) bis unrein (steigt/weit) ist alles dabei. Natürlich wurde ich gleich zu Beginn an das bekannteste Abendlied der Deutschen erinnert. Dort heißt es:
Matthias Claudius schrieb:
...
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Der Schlichtheit des Bildes ist eine so einfache Sprache angemessener. Du erklärst zu viel, anstatt mit treffenden Worten die bildlichen Beschreibung zu suchen.

Lieber Adam, nicht gerade ein Festtagsschmaus, dein Gedicht.

Grüße
JB
 

Silentius

Mitglied
Lieber James Blond,

dein rau(h)er Ton
klang holder schon... :(

Hinsichtlich der ersten drei Strophen, schön in Trochäen gehalten, fließen die Zeilen zumindest sanft vor sich hin.
Ob allerdings der Jambus eine bessere Wahl gewesen wäre, kann ich nicht einschätzen.

Grüße von
Silentius
 

James Blond

Mitglied
Lieber Silentius,
schön, dass du deinem Nick nicht gerecht wirst!

Mein holder Ton klang rauer schon - möchte ich entgegnen. Ich schreibe hier keinen Verriss, sondern weise zunächst nur auf die Schwächen hin, die es - allein im handwerklichen Sinne - noch zu verbessern gilt.

Wenn Du von schönen Trochäen schreibst, so möchte ich dem nicht widersprechen, denn auch ich mag Trochäen zu sehr, um nicht darauf hinzuweisen, dass
ab der 4. Strophe sich eben diese "Ebenmäßigkeit" abzulösen beginnt:

...
bringt das es das Beste werde,
viel Schönes in die Welt hinaus.

Ich schau' noch eine kleine Weile,
dann pack' ich meine Sachen ein,
bedanke mich - ganz ohne Eile,
möcht' bald wieder ein Gast hier sein.
Grüße
JB
 

Silentius

Mitglied
Lieber James Blond,

ja, der "Trochäen-Bruch" ist mir - wie bereits erwähnt - auch nicht entgangen.

Ob dies mit der Nebelflucht einhergeht und zumindest die einziehende Freudigkeit mit den Jamben dem Leser kundgetan wird? Keine Ahnung...
Aber der hoffnungsfrohe Wendepunkt mit metrischer "Suchbewegung" könnte man vielleicht in der vierten Strophe in den letzten beiden Zeilen verorten (?!?):

bringt das es das Beste werde,
viel Schönes in die Welt hinaus.
Grüße
Silentius
 

James Blond

Mitglied
Ich entsinne mich zunächst deines anfänglichen umfassenden Lobes ...
Silentius schrieb:
Erinnert mich stark an Eichendorff... ebenmäßiges Metrum... schöne Reimpaare
... dem ich daraufhin einige Einschränkungen entgegenstellte.
___________________________________________________________________________

Ob das Folgende tatsächlich eine Nebelflucht einleitet? Nun, eine einziehende Freudigkeit hat sich da auch mir beim Lesen kundgetan:
bringt das es das Beste werde,
viel Schönes in die Welt hinaus.
Tja, und genau hier verorte ich leider nur eine "Suchbewegung", die als lyrisches Blabla tief ins Nichtssagende blickt. Wenn "dampfende Erde" "leise lächelnd" "viel Schönes in die Welt hinaus bringt", [auf] "dass es das Beste werde," dann ist hier wohl der Zenit der Leerformel erreicht. Wohlgemerkt, es ging anfangs um ein Bild des Morgennebels, hier soll nun am dampfenden Erdenwesen bereits eine ganze Welt genesen.

Mit gutem Grund habe ich über den Inhalt bisher geschwiegen. Ich wollte dem Autor einen Verriss ersparen ...

Grüße
JB
 

Adam Sky

Mitglied
Lieber Walther, lieber Silentius, lieber James Blond,

zunächst einmal danke für eure Antworten.

Aus meiner Sicht hat ja jeder seine eigene Intention, weshalb er hier schreibt. Bei mir ist es so, dass ich aus dem Bauch heraus schreibe. Ein Wort, ein Satz oder ein Thema geht mir im Kopf herum und dann schreibe ich etwas dazu.

Es mag sogar sein, dass mit einigen Gedichten mal ein persönliches Thema bearbeitet werden kann oder dass es gerade irgend jemandem auf eine bestimmte Weise zum Innehalten bewegt, ein Stück weiter hilft oder ihn ganz einfach nur erfreut.

Ich finde, dies sind Gründe für Gedichte, die in Ordnung gehen. Mir ist klar, dass man nicht jedem gefallen kann, dazu bin ich lange genug auf der Welt. Ich schreibe auch nicht, weil ich unbedingt berühmt werden will oder mich für einen Autor halte, der mit seinen Gedichten reich werden wird.

Ich mag mir auch keine Gedanken darüber machen, in welche Form meine Gedichte gepresst werden können und ob sie irgendwelchen Regeln entsprechen. Dies würde mir das Schreiben vermiesen und den Fluss abtrennen. Ich folge hier eher meinem Gefühl, als meinem Kopf. Damit bewege ich mich vielleicht ausserhalb der Norm, aber damit komme ich klar.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass ich grundsätzlich Veränderungen in dieser Hinsicht ablehne, denn auch ich habe mich in der relativ kurzen Zeit, in denen ich Gedichte, Kurzgeschichten und Romane schreibe, auch verändert.

Über die eine oder andere Veröffentlichung habe ich mich dann auch gefreut, aber es ist nie der Grund meines Schreibens gewesen.

Ja, nun wisst ihr etwas mehr über mich.

Ich wünsche allen hier noch einen schönen Sonntag und viel Spass beim Lesen und kommentieren!

LG
Adam Sky
 

Silentius

Mitglied
Lieber James Blond,

danke für Deine Kritiken, die letztlich darauf abzielen, sein Handwerk zu verbessern und man oft von der Eigenwahrnehmung eingetrübt wird, objektiv sich auch selbst einzuschätzen. Insofern ist die Rückmeldung einer "Außenwirkung" unablässlich.

LG
Silentius
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Adam Sky, metrisch geht es in deinem Gedicht ganz schön durcheinander. Trotzdem ist es dir gelungen, deine Eindrücke von der Stimmung eines erwachenden Waldes zu vermitteln. Du bist der Ansicht, du musst nichts über das Gedicht wissen, um Gedichte schreiben zu können. Nun ja, es hat sich schon mancher geirrt. Das Gedicht scheint mir ein guter Einstieg ins Gedichteschreiben zu sein, und wenn du deine Ansicht änderst, könntest du, ohne dass du ein Dichter werden willst, vielleicht ganz brauchbare Gedichte schreiben, für die du später nicht erröten musst. Wir wollen hier alle keine professionellen Dichter werden, aber du wirst bemerkt haben, dass wir versuchen, hinter die Finessen des Dichtens zu gelangen. Tu es uns nach, dann haben wir alle mehr von deinen Gedichten. Mir jedenfalls würde es angenehm sein, wenn du dich nicht nur in Gefühligkeit ergehst, sondern bewusst mit Gefühl und Verstand schreiben würdest. Schreiben ist eben auch Handwerk.

Gruß, blackout
 
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Walther

Mitglied
Hi Adam Sky,

für das neue jahr 2020 darf ich dir und allen lupenden und lesenden kreativität wünschen - und die einsicht darin, daß der, der veröffentlicht, erwartungen auslöst, wenn er das tut. für reim- und formgedichte gilt - und dein werk für unter feste formen ausrücklich eingestellt -, daß man die regeln beherrschen sollte, wenn man publiziert. eigentlich eine selbstverständlichkeit, die dann regelmäßig negiert wird, wenn einem sein tun um die ohren fliegt.

die argumentation, man schriebe nach gefühl und wolle sich nicht durch die regeln gängeln lassen, ist eine wohlfeile ablenkungsreaktion und widerspricht dem zuvorigen eigenen handeln, nämlich dem, den text unter "Feste Formen" einzustellen. ehrlich gesagt geht mir diese art von "verteidigung" gehörig auf den senkel, weil sie völlig außer acht läßt, daß nicht nur der autor sondern auch leser und kritiker einen anspruch haben, respektiert zu werden. schließlich wurde ihnen der text mit der absicht serviert, eine - aber bitte nur positive, beifällige - rüvckopplung zu erhalten. im übrigen wird sie von nahezu jedem erhoben, diese fade einrede, dem die leser mitteilen, daß das ganze zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht ist.

ein solches feedback zu erhalten, ist normal. mir ging es genauso, als ich vor fast 20 jahren zum ersten mal ein gedicht postete. es war ein sonett und eine formale katastrophe. allerdings habe ich mich damals klugerweise der öffentlichen weinerlichkeit enthalten und mit einer großen portion autoreningrimm die hinweise aufgenommen und daran solange daran rumgebaut, bis es gepaßt hat. und weil ich das tat, hat mir einer, der es kann (er kann's immer noch besser als ich), geholfen, ein vernünftiges sonett hinzubekommen. ihm bin ich ewig dankbar für seine engelsgeduld mit mir.

vielleicht sollten alle, die zum ersten mal gedichte posten, die kritik aufnehmen, wie sie gemeint ist: als hinweis, sich selbst infrage zu stellen und am eigenen dichten zu arbeiten. nur so kommt man voran. und wenn man durch dieses feuer nicht gehen will, sollte man seinen eigenen blog aufmachen, die kommentarfunktion abschalten und in das weltweitweb hinausfunken mit der sicherheit, wahrscheinlich nie gelesen zu werden, aber auch nichts schlechtes über das eigenen schreiben zu efahren.

kurz gesagt: es ist noch kein dichter vom himmel gefallen, aber noch jeder mindestens einmal auf die nase. die meisten stehen danach wieder auf, stillen die blutung und schreiben irgendwann später brauchbare poesie.

neujahrsgrüße W.
 



 
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