Multikulturelle Würstchen
Wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an meine Eltern, an Ostfiesland und ihre gern gegessenen multikulturellen Würstchen.
Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Nach 2,5 Stunden war sie heiser und wir da.
Meine Eltern standen schon wartend am Zaum und wir schlossen einander in die Arme. Meine Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
„Nein, Mutti“, log ich dann. Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.
„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für….“
Mein Sohn nahm das Gepäck und ich die Mieze. Wir kletterten die steile, holländische Treppe hinauf in unser Domizil.
Es war Sommer und auf meinem Bett lagen drei dicke Federbetten, und ich meine: Richtige Federbetten, worin selbst ich nicht mehr gefunden werden würde.
Ich wollte eben meinen Koffer auspacken, als ich die Glocke hörte, die meine Mutter fröhlich schwang: „Kommt ihr runter? Das Essen ist fertig.“
Wir ließen alles liegen und versuchten heile die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Dafür fiel ich über den Hund. Klein und braunweiß kariert wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge streckte er mir schon entgegen, als ich mich schnell erhob. Meine Mutter kam angerannt: „Oh, Benny ist dir was passiert?“ Der Hund war heil, mein Fuß tat weh. Aber nur ein wenig. Die Katze blieb in der oberen Etage in Sicherheit.
Meine Eltern führten uns in den Garten. Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet. Auch ich fühlte mich beobachtet, aber nicht von meinem Vater, sondern von den Gartenzwergen. Wieder hatten sie sich vermehrt, seid dem letzten Besuch. Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
„Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“
Huch?!? Na gut, wir aßen erst einmal unser Bratgut hübsch brav auf.
Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet. Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Er hatte die Größe von drei Wassereimer. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Ein Storch und ein Fischreiher, sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff, bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug, und in ihr Auto ein. Meine Mutter saß am Steuer, der Hund auf dem Schoß meines Vaters, der Radiosender spielte fröhliche Volksmusik, die Heizung lief. Ich wollte heimlich ein Fenster öffnen, aber das ging nicht, der Hund könnte sich erkälten.Meine Mutter hatte mich erwischt.
Als wir ausstiegen klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf. Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Wir wurden vor Neid grün, als meine Mutter ein Glasgefäß für den Hund mit Wasser füllte. Sein Schwänzchen wedelte glücklich .Konnte ich gut verstehen.
Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
„Guck mal Tochter, hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
„Oh“, sagte ich nur. Wo war meine Freude geblieben und wo meine Spucke? Verdunstet.
Ich nahm mein Kind an die Hand und wir verschwanden im Geschäft, um uns mit einem Getränk zu versorgen.
Meine Eltern standen nun vor einem Imbisswagen, und sie hielten ein Bockwürstchen für uns parat.
Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war. Wir stiegen wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Meine Eltern wollten uns noch Combi und Haka zeigen. „Netto ist auch neu“, sagte meine Mutter begeistert.
Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“ Meine Mutter hob ihren Finger und zeigte auf Spar. Ich wusste, dass sie dort ihren leckeren Kuchen kauften.
Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund.
Genudelt zogen wir uns ein wenig später, die Treppe hinauf.
Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, bis wir die Glocke wieder hörten. Wieder ging es die Treppe hinab und wir wurden an den Tisch gesetzt. Der Hund stand in der Warteschleife. Er roch sie, die multikulturellen Würstchen die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Ich sah sie an, die Würstchen: Rotwurst, grobe und feine Leberwurst, Teewurst, Zwiebelwurst, Mettwurst, Jagdwurst, Knappwurst und Bierwurst, alle im Darm.
Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.
Natürlich liebe ich meine Eltern, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Wenn meine Mutter ihr sicher 900. Paar Socken strickt und mein Vater so gerne von längst vergangenen Wanderjahren erzählt. Wenn er seinen, mit Wandernadeln übersäten Tirolerhut stolz präsentiert, oder meine Mutter einen ausgeblichenen Gartenzwerg mit Pinsel und Farbe ein neues Gesicht schenkt.
Mein Herz wird warm und ich wünschte ich hätte Urlaub!
Wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an meine Eltern, an Ostfiesland und ihre gern gegessenen multikulturellen Würstchen.
Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Nach 2,5 Stunden war sie heiser und wir da.
Meine Eltern standen schon wartend am Zaum und wir schlossen einander in die Arme. Meine Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
„Nein, Mutti“, log ich dann. Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.
„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für….“
Mein Sohn nahm das Gepäck und ich die Mieze. Wir kletterten die steile, holländische Treppe hinauf in unser Domizil.
Es war Sommer und auf meinem Bett lagen drei dicke Federbetten, und ich meine: Richtige Federbetten, worin selbst ich nicht mehr gefunden werden würde.
Ich wollte eben meinen Koffer auspacken, als ich die Glocke hörte, die meine Mutter fröhlich schwang: „Kommt ihr runter? Das Essen ist fertig.“
Wir ließen alles liegen und versuchten heile die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Dafür fiel ich über den Hund. Klein und braunweiß kariert wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge streckte er mir schon entgegen, als ich mich schnell erhob. Meine Mutter kam angerannt: „Oh, Benny ist dir was passiert?“ Der Hund war heil, mein Fuß tat weh. Aber nur ein wenig. Die Katze blieb in der oberen Etage in Sicherheit.
Meine Eltern führten uns in den Garten. Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet. Auch ich fühlte mich beobachtet, aber nicht von meinem Vater, sondern von den Gartenzwergen. Wieder hatten sie sich vermehrt, seid dem letzten Besuch. Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
„Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“
Huch?!? Na gut, wir aßen erst einmal unser Bratgut hübsch brav auf.
Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet. Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Er hatte die Größe von drei Wassereimer. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Ein Storch und ein Fischreiher, sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff, bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug, und in ihr Auto ein. Meine Mutter saß am Steuer, der Hund auf dem Schoß meines Vaters, der Radiosender spielte fröhliche Volksmusik, die Heizung lief. Ich wollte heimlich ein Fenster öffnen, aber das ging nicht, der Hund könnte sich erkälten.Meine Mutter hatte mich erwischt.
Als wir ausstiegen klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf. Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Wir wurden vor Neid grün, als meine Mutter ein Glasgefäß für den Hund mit Wasser füllte. Sein Schwänzchen wedelte glücklich .Konnte ich gut verstehen.
Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
„Guck mal Tochter, hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
„Oh“, sagte ich nur. Wo war meine Freude geblieben und wo meine Spucke? Verdunstet.
Ich nahm mein Kind an die Hand und wir verschwanden im Geschäft, um uns mit einem Getränk zu versorgen.
Meine Eltern standen nun vor einem Imbisswagen, und sie hielten ein Bockwürstchen für uns parat.
Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war. Wir stiegen wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Meine Eltern wollten uns noch Combi und Haka zeigen. „Netto ist auch neu“, sagte meine Mutter begeistert.
Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“ Meine Mutter hob ihren Finger und zeigte auf Spar. Ich wusste, dass sie dort ihren leckeren Kuchen kauften.
Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund.
Genudelt zogen wir uns ein wenig später, die Treppe hinauf.
Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, bis wir die Glocke wieder hörten. Wieder ging es die Treppe hinab und wir wurden an den Tisch gesetzt. Der Hund stand in der Warteschleife. Er roch sie, die multikulturellen Würstchen die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Ich sah sie an, die Würstchen: Rotwurst, grobe und feine Leberwurst, Teewurst, Zwiebelwurst, Mettwurst, Jagdwurst, Knappwurst und Bierwurst, alle im Darm.
Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.
Natürlich liebe ich meine Eltern, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Wenn meine Mutter ihr sicher 900. Paar Socken strickt und mein Vater so gerne von längst vergangenen Wanderjahren erzählt. Wenn er seinen, mit Wandernadeln übersäten Tirolerhut stolz präsentiert, oder meine Mutter einen ausgeblichenen Gartenzwerg mit Pinsel und Farbe ein neues Gesicht schenkt.
Mein Herz wird warm und ich wünschte ich hätte Urlaub!