murmeltiertag

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Perry

Mitglied
murmeltiertag

diese zeilen erzählen nicht von liebe in der blauen lagune
nicht vom abschiedskuss unter blinkenden sternen und
schon gar nicht vom wiedersehen jenseits des horizonts

sie sprechen auch nicht vom kentern des schiffs im sturm
der strandung auf einer unbewohnten insel den kerben
in der baumrinde und nicht von der glücklichen rettung

es sind einfach nur zeilen über die länge meines schattens
den ich im licht der februarsonne werfe um vorherzusagen
wie lange der winter noch in meinem herzen wohnen wird
 

fee_reloaded

Mitglied
einfach nur zeilen über die länge meines schattens
den ich im licht der februarsonne werfe um vorherzusagen
wie lange der winter noch in meinem herzen wohnen wird
Da kann man dem LI nur wünschen, dass der lange, harte und entbehrungsreiche Winter einmal ein Ende findet. Oder zumindest milder wird und leicht zu apern beginnt. Stellt sich natürlich auch die Frage, was dann "freigelegt" wird, wenn es zu tauen beginnt...

Sehr schöner Text. So schön wie traurig. So leise wie intensiv. Gerne gelesen!

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 27666

Gast
...eindringlich und still, doch die Veränderung ins Licht schon ahnend...

Strophe 3 - ein genialer Schattenwurf der Worte,
ein lyrischer Genuss - danke!

VG
EL.
 

Perry

Mitglied
Hallo fee,
"apern" für "tauen" musste ich erst einmal guggeln. ;)
Danke fürs hineinspüren in die Schattenwelt des LI.
LG
Manfred

Hallo elojot,
danke fürs positive Feedback. Lyrik ist wie Blumen pflücken, die Wortbilder stehen am Wegrand, man muss sie nur ins rechte Licht rücken.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 16600

Gast
Einen solch genialen Kniff, Manfred, hab ich im lyrischen Geschehen hier noch nicht zu Gesicht bekommen.
Da beschreibt einer in immerhin 2 der drei Stophen Sehnsucht und glückliche Fügung, indem er ihr gegenwärtiges Sein verneint, aber dann mit der Verneinung sie in die Gegenwart katapultiert, um ihnen im langen Schatten zum Dasein zu verhelfen. Bilder also, die den Winter im Herzen erträglich machen können.
Ein kleines philosophisches Meisterstück.
Gruß Hans
 

Perry

Mitglied
Hallo Hans,
deine positive Einschätzung freut mich! Zeigt sie doch, dass auch eine (vermeintliche) Verneinung zu einem lebensbejahenden Ziel führen kann.
Natürlich nur, wenn man nicht wie in dem mitschwingenden Film -und täglich grüßt das Murmeltier- in einer Zeitschleife gefangen ist.
Danke und LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Das Gedicht verzichtet auf Themen von romantischer oder abenteuerlicher Natur, wie die Liebe in einer arkadischen Lagune, einen Abschiedskuss unter funkelnden Gestirnen, ein sehnsuchtsvolles Wiedersehen am fernen Horizont, das Schiffbruchleiden im tobenden Sturm, das Überdauern auf einer verlassenen Insel oder eine dramatisch inszenierte Rettung.

Stattdessen widmet es sich einer selbstreflektiven und schlichten Betrachtung: dem Schatten des Sprechers, geworfen im fahlen Februarlicht, als Sinnbild für die Dauer des Winters in seinem Herzen. Mehr muss es manchmal nicht sein.

Toll, Perry!
Lg EV
 

Perry

Mitglied
Hallo EV,
ja manchmal muss es nicht mehr sein als sich der Realität zu stellen, um wieder Licht am Horizont zu sehen.
Danke fürs positive Feedback und LG
Manfred
 



 
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