Muttertag in Z.

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Die kleine Stadt hat an Supermärkten nur zwei Discounter aufzuweisen, einen sehr billigen und einen etwas besseren – sonst nichts.

Der junge Mann geht heute in den besseren – morgen ist Muttertag und er hat noch kein Geschenk.

Lange umkreist er den Stand mit den Orchideen – Extralieferung für den großen Tag. Weiß sieht nach nichts aus, denkt er. Soll er eine violett blühende kaufen? Der Preis – ziemlich happig. Dafür bekommt er einen Haufen anderer Sachen, zum Beispiel Süßigkeiten, vielleicht sogar eine Flasche Wein. Er geht weiter und greift nach einer roten Konfektschachtel.

Das Konfekt ist sehr preisgünstig – Aktionsware. Der junge Mann kehrt zu den Orchideen zurück. Soll er nicht doch eine nehmen? Wie würde es aussehen, eine rote Konfektschachtel und eine rosaviolette Orchidee? Übertrieben. Er geht rasch weiter.

Dann hat er auf einmal zwei Flaschen in den Händen und die Schachtel unter einen Arm geklemmt – Einkaufswagen benutzt er nie. Die grünlichen Flaschen - enthalten sie Sekt oder Weißwein? Ohne zu überlegen, hat er zweimal zugegriffen. Er geht langsam zur Kasse und bezahlt die Waren. Noch zu verschmerzen der Betrag.

Nachher sitzt er im Auto und betrachtet seinen Einkauf. Wie soll das morgen übergeben werden? Noch extra verpackt oder irgendwie arrangiert – nichts da! Drei Hände müsste er also haben, zwei fürs Flüssige und eine für die Schachtel …

Er studiert ein Flaschenetikett. Lieblich, hm … Ob man das Zeug überhaupt trinken kann? Da kommt ihm eine Idee: Heute Abend wird er eine Flasche zur Probe leeren. Übersteht er es gut, bekommt Mutti morgen die andere. Und beim Händedruck wandert das Konfekt wieder kurz unter die Achsel. So wird’s gehen. Mit Kopfschmerzen aber bleibt er im Bett und ruft sie bloß an. Auch nicht schlecht.

Auf jeden Fall: Scheißmuttertag. Aber der Wein schmeckt ja vielleicht doch.
 

sonah

Mitglied
Hallo Arno,

mir gefällt Deine Muttertagsgeschichte. Trifft sicher auf einige Leute und Geschenksituationen zu.

Er macht sich die Mühe, in den besseren Supermarkt zu gehen, aber die Orchidee scheint übertrieben. Und er schafft es, das schon recht einfallslose Geschenk mit dem wahllosen Griff nach zwei Flaschen noch völlig zu ruinieren. Nur damit es nicht zu übertrieben wirkt, oder weil er völlig verunsichert ist, wie er die Beziehung zu seiner Mutter in einem Geschenk ausdrücken kann. Da trifft das verkatert im Bett liegen vielleicht doch am besten?

Das kommt in dem kurzen Text gut rüber. Und die knappe, teilweise etwas flapsige Sprache passt recht gut.

Nur das Ende gefällt mir noch nicht so ganz.

Da kommt

Auf jeden Fall: Scheißmuttertag.
direkt nach

Auch nicht schlecht.
Vorher scheint er sich fast mit seiner Lösung zu arrangieren und dann plötzlich: "Scheißmuttertag"

Das stößt mir etwas auf. Besser fände ich wohl:

Auch nicht schlecht.
ganz wegzulassen.

LG

sonah

P.S. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Muttertag für meine Mutter dieses Jahr ganz vergessen hab. Aber wenigstens musste sie keinen schlechten Wein trinken. Und von den Pralinen wird man ja bekanntlich dick.
 
Die kleine Stadt hat an Supermärkten nur zwei Discounter aufzuweisen, einen sehr billigen und einen etwas besseren – sonst nichts.

Der junge Mann geht heute in den besseren – morgen ist Muttertag und er hat noch kein Geschenk.

Lange umkreist er den Stand mit den Orchideen – Extralieferung für den großen Tag. Weiß sieht nach nichts aus, denkt er. Soll er eine violett blühende kaufen? Der Preis – ziemlich happig. Dafür bekommt er einen Haufen anderer Sachen, zum Beispiel Süßigkeiten, vielleicht sogar eine Flasche Wein. Er geht weiter und greift nach einer roten Konfektschachtel.

Das Konfekt ist sehr preisgünstig – Aktionsware. Der junge Mann kehrt zu den Orchideen zurück. Soll er nicht doch eine nehmen? Wie würde es aussehen, eine rote Konfektschachtel und eine rosaviolette Orchidee? Übertrieben. Er geht rasch weiter.

Dann hat er auf einmal zwei Flaschen in den Händen und die Schachtel unter einen Arm geklemmt – Einkaufswagen benutzt er nie. Die grünlichen Flaschen - enthalten sie Sekt oder Weißwein? Ohne zu überlegen, hat er zweimal zugegriffen. Er geht langsam zur Kasse und bezahlt die Waren. Noch zu verschmerzen der Betrag.

Nachher sitzt er im Auto und betrachtet seinen Einkauf. Wie soll das morgen übergeben werden? Noch extra verpackt oder irgendwie arrangiert – nichts da! Drei Hände müsste er also haben, zwei fürs Flüssige und eine für die Schachtel …

Er studiert ein Flaschenetikett. Lieblich, hm … Ob man das Zeug überhaupt trinken kann? Da kommt ihm eine Idee: Heute Abend wird er eine Flasche zur Probe leeren. Übersteht er es gut, bekommt Mutti morgen die andere. Und beim Händedruck wandert das Konfekt wieder kurz unter die Achsel. So wird’s gehen. Mit Kopfschmerzen aber bleibt er im Bett und ruft sie bloß an.

Auf jeden Fall: Scheißmuttertag. Aber der Wein schmeckt ja vielleicht doch.
 
Danke, sonah, für die freundliche Reaktion. Dein Verbesserungsvorschlag hat mir nach kurzer Bedenkzeit durchaus eingeleuchtet. Ich bin ihm inzwischen gern gefolgt.

Schönen Abend noch
Arno
 

sonah

Mitglied
Hallo Arno,

ich bin bestürzt, dass dieser Text nicht mehr Aufmerksamkeit bekommt. Liegt es am problematischen Thema "Muttertag", das bei jedem ein reflexartiges schlechtes Gewissen auslösen muss?

LG

sonah
 
Ach, sonah, ich glaub, ich mach es demnächst wie Stendhal und setz drunter: TO THE HAPPY FEW. - Im Ernst: Es macht gar nix. Es läuft mal so und mal so, und die Hauptsache bleibt, es hat dem Verfasser selbst Spaß gemacht.

Arno Abendschön
 
E

eisblume

Gast
Hallo Arno,

ich kann mit deinem Prota sehr gut nachfühlen, ich bin auch kein Muttertagsfan, auch nicht in der Rolle als Mutter. Für mich bräuchte es das nicht. Und ich bin mir sicher, dass es vielen so geht, daher finde ich deinen Prota sehr authentisch angelegt.

Ich hadere jetzt nur mit dem Schluss, allerdings nur sprachlich, nicht inhaltlich, vor allem, was das "Auf jeden Fall" betrifft.

Auf jeden Fall: Scheißmuttertag. Aber der Wein schmeckt ja vielleicht doch.
Vorschlag:
Wie auch immer: Scheißmuttertag. Aber vielleicht schmeckt der Wein ja doch.
(oder: Hoffentlich schmeckt wenigstens der Wein.)

Gern gelesen
eisblume
 
Die kleine Stadt hat an Supermärkten nur zwei Discounter aufzuweisen, einen sehr billigen und einen etwas besseren – sonst nichts.

Der junge Mann geht heute in den besseren – morgen ist Muttertag und er hat noch kein Geschenk.

Lange umkreist er den Stand mit den Orchideen – Extralieferung für den großen Tag. Weiß sieht nach nichts aus, denkt er. Soll er eine violett blühende kaufen? Der Preis – ziemlich happig. Dafür bekommt er einen Haufen anderer Sachen, zum Beispiel Süßigkeiten, vielleicht sogar eine Flasche Wein. Er geht weiter und greift nach einer roten Konfektschachtel.

Das Konfekt ist sehr preisgünstig – Aktionsware. Der junge Mann kehrt zu den Orchideen zurück. Soll er nicht doch eine nehmen? Wie würde es aussehen, eine rote Konfektschachtel und eine rosaviolette Orchidee? Übertrieben. Er geht rasch weiter.

Dann hat er auf einmal zwei Flaschen in den Händen und die Schachtel unter einen Arm geklemmt – Einkaufswagen benutzt er nie. Die grünlichen Flaschen - enthalten sie Sekt oder Weißwein? Ohne zu überlegen, hat er zweimal zugegriffen. Er geht langsam zur Kasse und bezahlt die Waren. Noch zu verschmerzen der Betrag.

Nachher sitzt er im Auto und betrachtet seinen Einkauf. Wie soll das morgen übergeben werden? Noch extra verpackt oder irgendwie arrangiert – nichts da! Drei Hände müsste er also haben, zwei fürs Flüssige und eine für die Schachtel …

Er studiert ein Flaschenetikett. Lieblich, hm … Ob man das Zeug überhaupt trinken kann? Da kommt ihm eine Idee: Heute Abend wird er eine Flasche zur Probe leeren. Übersteht er es gut, bekommt Mutti morgen die andere. Und beim Händedruck wandert das Konfekt wieder kurz unter die Achsel. So wird’s gehen. Mit Kopfschmerzen aber bleibt er im Bett und ruft sie bloß an.

Trotzdem - Scheißmuttertag. Hoffentlich schmeckt wenigstens der Wein.
 
Danke, Eisblume, für die konstruktive Kritik. Dein Einwand bezüglich des Schlusses hat mich überzeugt. Bei der Änderung bin ich jetzt zum Teil deinem Vorschlag gefolgt.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 
E

eisblume

Gast
Hallo Arno,

also mir gefällt es so jetzt sehr gut :)

wünsche einen sonnigen Tag
eisblume
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ganz recht, Scheißmuttertag. Hast Du gut rübergebracht - das nächste Mal geht der junge Mann einfach zur Tankstelle und kauft einen Strauß Mädchengemüse. :)

LG Doc
 
Danke, Doc, für die Anerkennung. Dein Alternativvorschlag hat allerdings einen kleinen Haken: Beim raschen Blumenkauf könnte er lange nicht so intensiv von einem zufällig anwesenden LL-Autor studiert werden ...

Arno Abendschön
 

anbas

Mitglied
Hallo Arno,

habe diesen Text gerne gelesen. Die Änderungen haben ihm gut getan.

Liebe Grüße

Andreas
 
Danke, Andreas, für die gute Meinung. Ich denke, je kürzer und klarer strukturiert ein Text bereits ist, umso leichter ist es für andere, brauchbare Vorschläge zu machen, wie hier geschehen. Umgekehrt tue ich mich regelmäßig schwer mit langen fremden Texten, die noch dazu kaum Absätze aufweisen. Mir kommen oft beim Lesen schon zwei oder drei Verbesserungsvorschläge - nur erscheinen sie mir angesichts der Textmasse dann unerheblich. Es gibt darunter durchaus Texte von Qualität, die noch gewinnen könnten. Aber es wird, wenn man es ernsthaft betreiben möchte, schnell ein Riesenaufwand an Zeit und Arbeit.

Arno Abendschön
 



 
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