Mythen aus Aramar 2

Gilmon

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Die 7 Magier des Logos

Als die Welt noch jung war und die Götter noch nicht die Kreaturen auf Aramar herniedergeworfen hatten, da. Da gebar Cantóna, die weise Göttin der Magie, sechs Söhne. Der Vater war Ly, der Herr der Winde. Die sechs Söhne waren mächtig und hatten die Macht über das Logos. Traurig darüber, daß sie keine Tochter zur Welt gebracht hatte, vereinte sich Cantóna mit dem dunklen Thal, dem Gott des Todes. Dieser hatte ihr eine Tochter versprochen. Und sie gebar Morena. Auch Morena hatte die Macht über das Logos. Ja, mächtig waren die Kinder der Cantóna und bald erzürnten sie den Götterfürsten Helion, dem sie ein Dorn im Auge waren. Helion beschloß die Kinder der Cantóna zu verbannen. Er fand bei seinem Vorhaben die Unterstützung von Ly, der durch die Vereinigung von Cantóna mit Thal verletzt war, wie den Zuspruch der immer eifersüchtigen Kabossa, der Herrin der Seefahrt. Der Rat der Götter wurde einberufen. Helion sollte siegen und warf die 7 auf eine Insel, die sie nach seinen Worten nie verlassen durften. Die Kinder der Cantóna hatten noch immer die Macht über das Logos, so sprachen sie nur ein Wort und konnten erschaffen.
Die Söhne erschufen, vorsichtig wie sie nun waren, nur heliongefällige Kreaturen, nur Morena, dunkel wie ihr Vater, erschuf Kreaturen voller Dunkelheit im Herzen. Die Kinder der Cantóna erschufen immer mehr Kreaturen durch ihr Wort und zwangen sie unter ihr Joch. Bald begann die Insel durch die Arbeit der Kreaturen zu gedeihen, es entstanden kleine Siedlungen, es wurden Straßen gebaut und die Magier des Logos sollen gar eine Residenz gehabt haben. Doch dann kam der Tag, als Morena ihren dunklen Kreaturen befahl, ein Schiff für sie zu bauen. Die Söhne der Cantóna warnten ihre Halbschwester und mahnten sie an das Verbot des Helion. Doch Morena ließ sich nicht aufhalten und bald war das Schiff fertig. Die dunkle Tochter des Thal wies einige ihrer Kreaturen auf ihr Schiff und segelte auf die See hinaus. Doch nichts entging dem goldenen Gesicht des Helion, er befahl Kabossa und Ly sie aufzuhalten.
Kabossa brachte das Wasser in wilde Wallung und Ly begann seinen Gesang, den Gesang des Sturmes, schrecklicher den je. Morena war gezwungen umzukehren. Auf der Insel angekommen, erwarteten sie bereits ihre sechs Halbbrüder. Die
dunklen Kreaturen griffen die Kreaturen der Brüder an. Morena sollte ihre Schöpfung zügeln. Doch Helion hatte ihr die Macht über das Logos genommen.
Sie rief die Kreaturen immer wieder zu Ordnung, doch alle ihre Worte waren leer. Auch den sechs Brüdern nahm Helion die Macht über das Logos, auch sie sollten für die Sünden ihrer Halbschwester büßen. Die Kreaturen gehorchten nicht mehr, es gab einen Kampf aller gegen alle. Helion gewährte den 7, da sie nicht mehr die Macht über das Logos hatten, die Insel und ihre gefallene Schöpfung zu verlassen.
Gemeinsam bestiegen sie das Schiffe, welches sie mit Mühe segeln konnten und verließen die Insel. Man sagt, sie erreichten das Festland. Dort trennte man sich. Die sechs Brüder, noch immer heliongefällig im Geiste, wurden die Stammväter von sechs Völkern. Morenas Geschichte hingegen verschwimmt im Nebel.

Marius Pieruschka
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gilmon,

gut und schnörkellos geschrieben. Ein Mythos - klar und verständlich (Ausnahme: Ich weiß nicht, was ein Logos ist) im Stil. Die gewählt Sprache gefällt mir. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, einen Prolog zu lesen. Findest Du nicht auch, daß man in diesen interessanten Mythos eine spannende Geschichte einbetten könnte? Vielleicht solltest Du doch noch deinen Roman schreiben?

Gruß Ralph
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Ralph,

danke für deine Kritik. Nun, das mit dem Logos ist ganz einfach: Logos (altgriechisch) bedeutet einfach Wort. Ich habe eigentlich gehofft, daß sich das Logos aus dem Kontext erklärt. Einmal spreche ich davon, daß die Magier die Macht über das Logos haben und dann wieder, daß sie durch ihr Wort erschaffen können, irgendwie habe ich gehofft, daß der Begriff dadurch klar wird.
Ich habe mir folgendes ausgedacht: Da sich alle meine Geschichten in meiner Fantasy-Welt abspielen, schreibe ich ganz gezielt einige Geschichten über dieses Welt. Ich schreibe die Texte so, daß sie sich alle in gewissen Punkten aufeinander beziehen. Nach und entsteht ein Netzwerk von Texten, die sich gegenseitig stützen. Ich baue auf bereits bekannten auch und präsentieren immer noch etwas Neues, so will ich meine Welt schrittweise in die Leselupe transportieren. Und eine andere Sache habe ich mir noch überlegt: In den Mythen gibt es noch Helden, jedoch jede Geschichte im Detail betrachtet (sozusagen entzaubert) verkommt zur Farce.

Grüße, Gilmon
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gilmom,

vielen Dank für Deine Erläuterungen zum Begriff "Logos".

Interessant war für mich deine geplante Vorgehensweise. Kein Roman in Fortsetzungen - sondern sich vernetzende Einzeltexte. Um dann jede neue Geschichte auch richtig verstehen bzw. nachvollziehen zu können, bedarf es dabei aber meines Erachtens einer Leserschaft, die möglichst dicht am Ball bleibt. Aber die scheinst Du ja hier gefunden zu haben. Es wäre allerdings schön, wenn hier nach und nach noch mehr hinzu stoßen würden. Ich bin wirklich neugierig, wie sich dein Vorhaben entwickelt und wie es angenommen wird.

Gruß Ralph
 



 
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