nach dem Regen

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Tula

Mitglied
nach dem Regen

schlüpfen die Erllinge
aus den Träumen und erobern
für die Spanne einer Fabel
das irdische Terrain

unter den Bäumen
ist dann ihr Wispern unverkennbar
ein Schwarm von Milliarden von Erzählern
doch jeder selbst als Teilchen der Legende
auf einem Blatt
im ewigen Buch des Waldes
erst wenn sie wieder verstummen
zieht der Wanderer weiter

im Rausch

über Feld und Wiese
dort wo ihr süßer, schwerer Atem
noch eine Weile durch die brüchigen Lippen
der Erde strömt

wer sich an dieser Blume nicht verliert
ist längst verloren

wer sich stattdessen fesseln lässt
flieht in Gedanken
heim
 

Tula

Mitglied
Moin Manfred
Erl-linge. Ich glaube, die haben auch einen König ;)
Kleine Spielerei. Genau genommen geht es beim berühmten Gedicht um den König der Elfen. Aber die wollte ich so direkt nicht nehmen. Es bleiben aber kleine Naturgeister, irgendwie muss man sich den Zauber ja erklären

LG
Tula
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Tula,

jetzt ist alles klar! Google hat mir immer den norwegischen Fußballer angezeigt. Das hat mich dann doch etwas verwirrt. :D

Ansonsten ein grandioses Gedicht!

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
zieht der Wanderer weiter

im Rausch

über Feld und Wiese
dort wo ihr süßer, schwerer Atem
noch eine Weile durch die brüchigen Lippen
der Erde strömt

wer sich an dieser Blume nicht verliert
ist längst verloren

wer sich stattdessen fesseln lässt
flieht in Gedanken
heim
Wer sich von diesen Zeilen nicht verzaubern lässt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred, Arthur und Chandrian
Mein Dankeschön in die Runde, freut mich, dass es euch gefällt.

LG
Tula
 

Scal

Mitglied
Hallo Tula,

auch die Absätze zeugen von einem sehr "ausgereiften" Gefühl für das dichterische Komponieren.

LG
Scal
 

petrasmiles

Mitglied
Wirklich wunderbar - ging heute Morgen an frischem Erdaushub vorbei und hätte mich am liebsten dort hingesetzt. Jetzt weiß ich, es wäre in Deinem Gedicht gewesen ...
Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Hey Tula!
Der allgemeinen Begeisterung kann ich mich nur anschließen! :)
Du hast hier mit den formalen Mitteln eines Prosa-artigen Parlandos etwas unzweifelhaft Lyrisches geschaffen.
Dass trotz eines Sprachflusses, der klar dem Prosa-Schreiben abgelauscht ist, am Ende ein Gedicht zustande kommt, hat wohl mit den vielen, sehr nahbaren bildhaften Wendungen zu tun (die "Spanne einer Fabel", die "Teilchen der Legende", die "brüchigen Lippen") und vielleicht auch mit dem Wechsel von beinahe dozierend wirkenden Erläuterungen zu einem geradezu hymnisch wirkenden hohen Ton. Auch der Gegenstand der Betrachtung, diese regenduftige Naturszenerie, trägt wohl zur poetischen Aufladung bei. Aber letztlich ist da noch ein nicht so recht zu fassendes Je-ne-sais-quoi am Werk. Die Lyrik ist immer irgendwie ein Zauberhandwerk und so darf das Publikum sich dem Genuss hingeben, ohne dass alles erklärt sein muss, was sich auf der Bühne abspielt. :)
LG!
S.
 

Tula

Mitglied
Hallo sufnus
Ich wünschte mir, ich könnte so fabelhafte Analysen verfassen wie du :)
Gute Frage, wie es stilistisch auch anders ginge, z.B. als Reimgedicht, um eine ähnliche Stimmung wiederzugeben. Allgemein denke ich, dass sich moderne Lyrik durchaus gern in der "twilight-Zone" zwischen Prosa und traditionelleren Formen aufhält.

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Petra, Manfred, Wiesner und alle anderen in der Runde
Freut mich sehr, dass euch das Gedicht so gefällt. Herzlichen Dank für alle Sternchen und die Empfehlung!

Mit besten Wünschen für wunderbare Regentage ;)
Mit Regenbogen danach ...

LG
Tula
 



 
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