Hallo Ivor, hallo Bernd,
ich persönlich halte die Konvention mit dem 5-7-5 nicht für ein Korsett. Es ist eine Formbeschränkung, die man sich auferlegt. Insofern ist das nicht anders als bei anderen Formen hier im Forum. Wenn diese Beschränkung zu eng scheint, sollte man wohl nicht in "Feste Formen" schreiben
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Vieles von dem, was zur Qualität von Haikus jenseits der Form genannt wurde, trifft generell auf Lyrik zu. Entweder sie (be)trifft den Leser oder nicht
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Der Streit um Form in der Lyrik ist alt bis sehr alt. In unserer derzeitigen westlichen Lyrik neigt er sich derzeit dahin, feste Formen als nicht mehr zeitgemäß abzulehnen.
Ich sehe das anders: So wie in der modernen Musik auch ist eine Form hilfreich. Darauf gänzlich verzichten zu wollen, ist ein Irrweg. Denn es bilden sich sonst automatisch neue, formartige Beurteilungskriterien heraus. Auch eine rhythmische Phrasierung eines Gedichts ist letztlich eine Form.
Die Kunst besteht also darin, zu gewünschten lyrischen Inhalten die passende Form zu wählen, die durchaus auch im verse libre bestehen kann, der - wie oben gesagt - in der Regel nicht frei von Form ist.
Ja ist denn in Fester Form noch Lyrik, ist denn das noch Haiku? Aus meiner Sicht ja, das ist auch dort möglich.
Was nicht heissen soll, dass man nicht - mit und ohne Form (!) - gute und schlechte Gedichte schreiben kann.
Eine "Alles was 5-7-5 Form hat, ist per se schon schlecht"-Haltung lehne ich daher ab.
Wir arbeiten doch letztlich alle hier daran, immer bessere Gedichte zu schreiben, die einen mit, die andern ohne strenge Form.
lG
Herbert