Nach einer Büchse, und nach Käfig

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Laiger

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Grässlich schimmernd muss es sein,
da oben im Zenit -
steht man und starrt und sieht hinein -
und wird begrüßt von einer Welt!

Geplant ist nun seit einiger Zeit
die Flucht, die mich von allem trennt,
oder besser: trennen soll,
denn wünsch‘ ich’s mir,
wer die Natur nunmal erkennt
als wahre Größe, schönste Kraft,
als ein komplexes Meisterwerk,
der muss gestehen,
dass Einsamkeit in der Idylle
(meist unbewusst schon) Einzug hält.

Bisher sah ich nämlich - in meinem Leben -
nur Liebe,
Hass, und Zorn,
Gier und Lust, Mitleid und Trauer
stets von Anfang … bis Ende
und immer wieder von vorn.

Vom Ziel dagegen erhoff‘ ich Orte
der Entmenschlichung, der Leere,
ohne Kreise, vielmehr nur Linien,
Gärten - erfüllt von absoluter Stille.

Die Sonne wird zum Licht im Tunnel,
meine Nacktheit zur Abbitte.
Ich gestehe und leg’ ab mein Menschsein, meine Maske.
Nehm‘ dann auch jedes Urteil an, und stell’ mich der Tatsache.

Vorbei zieh ich derweil an Städten,
und blick‘ nach vorn, und schau’ hinab,
bin schwerelos in meinem Starrsinn,
weich’ sehr wohl nie vom Kurse ab.

Doch schweifend wandert ab mein Blick,
als ich elliptisch Abstand nahm
von der Gewohnheit, die mich zwang
zum Ausbruch aus dem Alltagswahn.

Der dicke Ball wirkt ja ganz nett.
Also aus der Entfernung -
Vertraut, verführerisch, Ich denk …
ich könnt ja kurz mal … Warum nicht?

„Nein, nie! Verschwind‘!“, dröhnt‘s aus dem Kopfe.
„Wer braucht schon all die Laster?
Ersehnst du wohl Pandoras Büchs‘?“
Und alsbald damit unterdrück‘
ich abrupt das Paradoxe,
wandle mich um und werd‘ im Nu
zum Eunuch vorm weltlichen Gelüst‘.

Endlich angekommen auf dem Fels,
doch wag‘ noch keinen Blick.
Das Hirn verstummt, und schweigt derweil,
und steif sind auch die Glieder -
Blinzle erst ein-mal,
dann zwei, dann vier, und stelle fest -
ich seh’ ja wieder:

So blau (das Licht?), so beige (verwelkt?),
kein Moor, nur Stein, Granit im Schuh,
und karge Luft steigt um mich auf.
Weder hier am Ziel, noch dort zuhaus‘.

Was spür ich nur - Hass, Trauer, Wut?
Und dazu noch die Lust -
nach Sehnsucht, Liebe, Schmerz und Furcht -
wonach verlangt’s mich bloß?

War‘s Selbstzweck, der mich hierher trieb? Schicksalsabzweig, Fehler?
Ich knicke ein, entkleide mich,
die Tränen kullern nieder.

Wer im Himmel nicht sein Limit
vernimmt, verbrennt nunmal,
und stürzt, und stirbt.

Gelotst worden auf den luftärmsten Gipfel.
Zum Teufel mit diesem höllischen Ort.
Ich wünscht‘, es ward alles bloß ein Traum,
denn dann könnt’ ich noch behaupten:
Es war einsam dort.
 



 
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