Nach.t.fragen

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Hallo Walther,
da ich von dir noch nicht viel Ungereimtes gelesen habe, las ich dieses Gedicht besonders aufmerksam und stellte fest, dass es mit der gleichen Präzision geschrieben wurde wie deine gereimten Gedichte.
Eine Frage habe ich aber. Müsste ''Bisschen'' nich klein geschrieben werden? M.E. ist es ein Adjektiv im Sinne von wenig.
Oder meinst du ''ein kleiner Bissen Leben''?
Es grüßt dich
Marie-Luise

Ps. Ich würde statt ''betteten'' auch betten schreiben.
 

Walther

Mitglied
Nach.t.fragen


Wo sie denn landen
Wenn sie denn landen
Die Gedanken
Die fliegenden

War es nicht doch der Atem
Der da flog
Der der der Zermarterung
Der Hirnwindungen folgt

Damit der Schweiß
Auch wirklich ausbricht der kalte
Der Angst-
Gefährte

Es jagt der Herzmuskel
Stich um Stich
Und die Gedanken
Die fliegen nicht mehr

Sie falln zu Boden
Hyper-
Ventiliern
Sich um ihr bisschen Leben

Wo sie sich betten
So liegen sie
Alptraum an Alptraum
Eng an eng gekuschelt
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Louise,

danke für Deine lobende Erwähnung (und Bewertung).

Ich hebe beide Vorschläge bereits in den Text eingearbeitet.

Alles Gute und einen schönen Tag.

Grüßend der W.
 
P

penelope

Gast
lieber walther,

schon begeistert wie gut du reimen kannst, beweist du dennoch einen freien vers zu beherrschen, der aufgefüllt ist mit musik, ja, nicht nur rhythmus hat, sondern einer eingehenden melodie zu folgen vermag... ich habe dieses gedicht von dir erst jetzt entdeckt: ich gestehe: Es jagt der Herzmuskel/Stich um Stich, und der atem zeigt meine erregung beim lesen dieser verse, die in ihrer schlichten schönheit und gleichzeitig komplexen art eine vieldeutigkeit präsentieren, die ein echtes gedicht ausweisen: schon der titel: ein schmerz, ein abscheuliches konstrukt für jeden grammatiker: aber eine weide, ein leuchten, ein weites meer für jedes dichterherz: Nach.t.fragen...

gut, ich spiele damit: nacht und fragen

oder: nachfragen, ja aber auch: nachtfragen

oder nach T. fragen... T: person oder fantasie, egal: am ende: dasein: daseinsfrist: Sie falln zu Boden/Hyper-/Ventiliern/Sich um ihr bisschen Leben...

das genügt mir, genug, um atemlos in meinem stuhl zu verharren...

lg penelope
 

Walther

Mitglied
Hi Penelope,

danke für Deine intensive Beschäftigung mit meinen Versen. Das Spielen mit Wortebenen, das Ausloten von Sprachebenen, das Schauen hinter das Wort, das habe ich mir für den Vers libre "reserviert". Hier scheint der Raum dafür zu sein.

Die Überschrift selbst hat am Beginn des Gedichts gestanden. Macht/Nach/Nachtfragen - sie werden in diesem Text auf unterschiedliche Weise gestellt und auch beantwortet.

Letztlich beschreiben Träume und Erlebnisse so etwas wie die Näherung an das Sterben, das letzte große Abenteuer, das einem Menschenleben an dessen Ende bevorsteht, der Eintritt in die Nacht, die nie enden wird. Das ist auch die Hinführung dieses Textes, die Verarbeitung des Erlebten und Erzählten.

Solange diese Gedanken noch beschrieben werden können, besteht noch Hoffnung, aber keine Lidschlag länger.

Lieber Gruß W.
 



 
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