spookymulder
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Martin sah aus dem Fenster zu dem Haus gegenüber. Wie jeden Morgen öffnete sich die Türe und der Alte Mann trat heraus, einen Zigarillo in seinem Mundwinkel. Der Stock auf den er sich stützte, war so alt und knorrig wie er selbst. Er bog sich gefährlich durch, als er sich bückte und die Zeitung aufhob, die auf der grauen, fussligen Fußmatte lag. Seit Martin vor zwei Monaten eingezogen war, kam der alte Mann jeden Morgen aus seiner Haustüre und hob seine Zeitung auf. Unausweichlich den Gesetzen der Schwerkraft folgend, kippte er nach vorne. Knarrend bog sich der Stock und fing ihn auf, bevor er auf die Fußmatte fallen konnte. Und jeden Morgen seit zwei Monaten hielt Martin den Atem an in der Befürchtung, der Stock müsste unweigerlich unter der Last der Jahre zusammenbrechen und den alten Mann auf direktem Weg zu Boden führen. Aber jedesmal kam er schnaufend wieder nach oben und stand auf wackligen Beinen, die Zeitung in den Fingern, und sog heftig an dem Zigarillo, als könnte ihn dieser mit
dem nötigen Sauerstoff versorgen, den er so dringend brauchte.
Sein Kopf pendelte dabei hin und her, die Lippen fest zusammengeknifen, aus Angst, ihren wertvollen Inhalt zu verlieren. Dabei glitten seine Augen suchend über die Straße und ihre Häuser und blieben schließlich an Martins Fenster hängen.
Die Augen des Alten blinzelten und er verzog den Mund zu einem Lächeln. Dabei brachte er es fertig, den Zigarillo nicht zu verlieren. Er brachte es sogar fertig, den Arm zu heben und mit der Zeitung zu winken. Obschon ihn diese Geste das letzte bisschen seiner Kraft zu kosten schien, wartete er darauf, dass Martin seine Geste erwiederte, bevor er schlurfend und auf seinen Stock gestützt zurück in sein Haus ging.
Eines Abends saß Martin mit der Zeitung in der Hand im Wohnzimmer. Die Schlagzeile, die seit Tagen die Meldungen beherrschte, lautete: «Immer noch keine Spur des Vorstadtkillers - wann schlägt er das nächste Mal zu?»
Obwohl er Sensationsgier in jeder Weise verabscheute, konnte er ein wohliges Schaudern bei der Lektüre nicht unterdrücken. Der Killer, hinter dem die Polizei erfolglos her war, hatte sein fünftes Opfer wie seine anderen auf bestialische Weise gefoltert und nach ihrem Tode in kleine Portionen zerstückelt in einer Mülltonne entsorgt. Zu seinen Opfern gehörten ausschließlich allein lebende Männer Mitte dreißig, die außer ihrem Beruf nicht viel in ihrem Leben hatten. Außer den Menschenleben war jedoch nie etwas geraubt worden, weßhalb die Ermittler darauf schlossen, dass der Täter einzig Spaß am Töten hatte.
Mittlerweile war er so dreißt geworden und schickte der Polizei Nachrichten, in welchem Mülleimer er die Leiche versteckt hatte. Bei dem Gedanken daran, dass er zu der Zielgruppe des Killers gehörte, wurde der wohlige Schauer eine Spur kälter.
In diesem Moment klingelte es an der Türe. Martin zuckte zusammen und schimpfte sich in Gedanken einen Angsthasen, während er Aufstand und zur Türe ging.
Er öffnete und der alte Mann aus dem Haus gegenüber stand vor ihm. Im Licht der Außenbeleuchtung waren die Runzeln und Falten des Alten noch tiefer und verwinkelter als bei Tag. Sein faltiger Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, dass ein Perlweißes Gebiss offenbarte.
«Guten Abend! Bitte Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich würde Ihre Hilfe bei einem schweren Paket benötigen, dass ich alleine nicht in den Keller tragen kann. Ich würde ja warten bis mein Sohn Morgen kommt, aber es sind verderbliche Lebensmittel in dem Paktet, die dringend in die Kühltruhe müssen.»
Seine Stimme hatten einen angenehm tiefen Klang, der Martin an die Besuche bei seinem Großvater erinnerten und die Geschichten, die ihm dieser erzählt hatte. Er legte die Zeitung aus der Hand und nickte.
«Natürlich helfe ich Ihnen. Wozu hat man denn schließlich Nachbarn?»
Ihn fröstelte bei dem kurzen Gang über die Straße. Es war neblig und Feuchtigkeit und Kälte krochen durch seine Kleidung hindurch in ihn hinein. Genau die richtige Nacht für einen Mord, ging es ihm durch den Kopf. Er schüttelte unwillig den Kopf und beeilte sich, dem Alten zu folgen. Allem Anschein nach schien ihm das Wetter nichts auszumachen, denn er bewegte sich erstaunlich schnell und gewandt für sein Alter.
Im Flur des Hauses stand eine kleine Kiste mit der Aufschrift «Verderblich - Kühl Lagern». Eine steile Treppe führte hinab in den Keller. Martin griff sich die Kiste und ächzte. Sie war schwerer als sie aussah. Mit der Kiste auf dem Arm ging er langsam die Treppe hinunter, der Alte hinter ihm her. Eine einzige Glühbirne unter der Decke warf einen fahlen Lichtkreis, der kaum einen Meter weit schien.
Unten angekommen stellt er seine schwere Last auf den Boden und rieb sich den Rücken. Er war doch mehr außer Kondition, als er gedacht hatte.
«Das sind aber ganz schön schwere Lebensmittel, die Sie da haben.»
«In der Tat, äußerst schwer», erwiederte sein Nachbar und hob gemächlich eine schweren Holzknüppel, der unbemerkt am Fuß der Kellertrappe gelegen hatte. Er richtete sich auf, schwang den Knüppel und lies ihn auf Martins Hinterkopf sausen. Martin riss die Augen auf und sackte mit einem leisen «Oh!» zu Boden. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck seichter Verblüffung. Den Mund hatte er ein wenig geöffnet, als wollte er noch etwas sagen und hatte keine Gelegenheit mehr dazu gehabt.
Der Alte wartete einige Sekunden, ob Martin wirklich bewusstlos war. Als er sich sicher fühlte, zog er aus einer Ecke des weitläufigen Kellers einen OP-Tisch auf Rollen. Wie durch ein Wunder waren das Alter und die Gebrechlichkeit von ihm abgefallen. Es bereitete ihm nur wenige Mühe, Martin auf den Tisch zu heben und mit einigen starken Seilen zu fesseln. Ein Halogenstrahler und eine schwarze Ledertasche machten das Szenario perekt.
In diesem Moment erwachte Martin aus seiner Bewusstlosigkeit. Stöhnend drehte er den Kopf von einer Seite zur anderen, nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Als die bunten Schlieren vor seinen Augen und das Hämmern in seinem Kopf nachliesen, sah er sich um und blickte diretk in den Halogenstrahler. Murrend drehte er den Kopf aus dem Licht. Der Alte lachte.
«Na? Aufgewacht? Schön, dann können wir ja anfangen.»
Er öffnete die schwarze Ledertasche und entnahm ihr einige metallische Gegenstände, die er säuberlich auf einem Metallständer neben dem Tisch ablegte. Aus seiner Hosentasche zog er ein Stofftaschentuch und begann die Instrumente auf dem Tisch zu polieren. Sorgfältig prüfte er jedes einzelne und hielt es ins Licht des Strahlers, bevor er es wieder zurück legte.
Martin sah ihm zu und verstand nicht, was da vor sich ging. Der Alte, mit seiner Arbeit zufrieden, nahm eines der Instrumente zur Hand und näherte sich seinem Opfer. Das Skalpell glitt mühelos durch Martins Kleider hindurch in seinen Oberschenkel hinein. Er brüllte und warf sich in seine Fesseln. In diesem Moment begriff er, dass er den Keller nicht mehr Lebend verlassen würde.
Einige Monate nach dem das sechste Opfer gefunden worden war, bezog ein neuer Mieter das Haus, dem der Alte gegenüber wohnte. Jeden Morgen beobachtete er den Alten, wie er auf seinen Stock gestützt die Zeitung holte. Eines Abends klingelte es an der Haustüre und der neue Mieter öffnete. Vor ihm stand der Alte Mann und lächelte ihn freundlich an.
«Guten Abend. Bitte Entschuldigen Sie die späte Störung, aber könten Sie mir wohl bei einem schweren Paket behilflich sein?»
dem nötigen Sauerstoff versorgen, den er so dringend brauchte.
Sein Kopf pendelte dabei hin und her, die Lippen fest zusammengeknifen, aus Angst, ihren wertvollen Inhalt zu verlieren. Dabei glitten seine Augen suchend über die Straße und ihre Häuser und blieben schließlich an Martins Fenster hängen.
Die Augen des Alten blinzelten und er verzog den Mund zu einem Lächeln. Dabei brachte er es fertig, den Zigarillo nicht zu verlieren. Er brachte es sogar fertig, den Arm zu heben und mit der Zeitung zu winken. Obschon ihn diese Geste das letzte bisschen seiner Kraft zu kosten schien, wartete er darauf, dass Martin seine Geste erwiederte, bevor er schlurfend und auf seinen Stock gestützt zurück in sein Haus ging.
Eines Abends saß Martin mit der Zeitung in der Hand im Wohnzimmer. Die Schlagzeile, die seit Tagen die Meldungen beherrschte, lautete: «Immer noch keine Spur des Vorstadtkillers - wann schlägt er das nächste Mal zu?»
Obwohl er Sensationsgier in jeder Weise verabscheute, konnte er ein wohliges Schaudern bei der Lektüre nicht unterdrücken. Der Killer, hinter dem die Polizei erfolglos her war, hatte sein fünftes Opfer wie seine anderen auf bestialische Weise gefoltert und nach ihrem Tode in kleine Portionen zerstückelt in einer Mülltonne entsorgt. Zu seinen Opfern gehörten ausschließlich allein lebende Männer Mitte dreißig, die außer ihrem Beruf nicht viel in ihrem Leben hatten. Außer den Menschenleben war jedoch nie etwas geraubt worden, weßhalb die Ermittler darauf schlossen, dass der Täter einzig Spaß am Töten hatte.
Mittlerweile war er so dreißt geworden und schickte der Polizei Nachrichten, in welchem Mülleimer er die Leiche versteckt hatte. Bei dem Gedanken daran, dass er zu der Zielgruppe des Killers gehörte, wurde der wohlige Schauer eine Spur kälter.
In diesem Moment klingelte es an der Türe. Martin zuckte zusammen und schimpfte sich in Gedanken einen Angsthasen, während er Aufstand und zur Türe ging.
Er öffnete und der alte Mann aus dem Haus gegenüber stand vor ihm. Im Licht der Außenbeleuchtung waren die Runzeln und Falten des Alten noch tiefer und verwinkelter als bei Tag. Sein faltiger Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, dass ein Perlweißes Gebiss offenbarte.
«Guten Abend! Bitte Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich würde Ihre Hilfe bei einem schweren Paket benötigen, dass ich alleine nicht in den Keller tragen kann. Ich würde ja warten bis mein Sohn Morgen kommt, aber es sind verderbliche Lebensmittel in dem Paktet, die dringend in die Kühltruhe müssen.»
Seine Stimme hatten einen angenehm tiefen Klang, der Martin an die Besuche bei seinem Großvater erinnerten und die Geschichten, die ihm dieser erzählt hatte. Er legte die Zeitung aus der Hand und nickte.
«Natürlich helfe ich Ihnen. Wozu hat man denn schließlich Nachbarn?»
Ihn fröstelte bei dem kurzen Gang über die Straße. Es war neblig und Feuchtigkeit und Kälte krochen durch seine Kleidung hindurch in ihn hinein. Genau die richtige Nacht für einen Mord, ging es ihm durch den Kopf. Er schüttelte unwillig den Kopf und beeilte sich, dem Alten zu folgen. Allem Anschein nach schien ihm das Wetter nichts auszumachen, denn er bewegte sich erstaunlich schnell und gewandt für sein Alter.
Im Flur des Hauses stand eine kleine Kiste mit der Aufschrift «Verderblich - Kühl Lagern». Eine steile Treppe führte hinab in den Keller. Martin griff sich die Kiste und ächzte. Sie war schwerer als sie aussah. Mit der Kiste auf dem Arm ging er langsam die Treppe hinunter, der Alte hinter ihm her. Eine einzige Glühbirne unter der Decke warf einen fahlen Lichtkreis, der kaum einen Meter weit schien.
Unten angekommen stellt er seine schwere Last auf den Boden und rieb sich den Rücken. Er war doch mehr außer Kondition, als er gedacht hatte.
«Das sind aber ganz schön schwere Lebensmittel, die Sie da haben.»
«In der Tat, äußerst schwer», erwiederte sein Nachbar und hob gemächlich eine schweren Holzknüppel, der unbemerkt am Fuß der Kellertrappe gelegen hatte. Er richtete sich auf, schwang den Knüppel und lies ihn auf Martins Hinterkopf sausen. Martin riss die Augen auf und sackte mit einem leisen «Oh!» zu Boden. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck seichter Verblüffung. Den Mund hatte er ein wenig geöffnet, als wollte er noch etwas sagen und hatte keine Gelegenheit mehr dazu gehabt.
Der Alte wartete einige Sekunden, ob Martin wirklich bewusstlos war. Als er sich sicher fühlte, zog er aus einer Ecke des weitläufigen Kellers einen OP-Tisch auf Rollen. Wie durch ein Wunder waren das Alter und die Gebrechlichkeit von ihm abgefallen. Es bereitete ihm nur wenige Mühe, Martin auf den Tisch zu heben und mit einigen starken Seilen zu fesseln. Ein Halogenstrahler und eine schwarze Ledertasche machten das Szenario perekt.
In diesem Moment erwachte Martin aus seiner Bewusstlosigkeit. Stöhnend drehte er den Kopf von einer Seite zur anderen, nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Als die bunten Schlieren vor seinen Augen und das Hämmern in seinem Kopf nachliesen, sah er sich um und blickte diretk in den Halogenstrahler. Murrend drehte er den Kopf aus dem Licht. Der Alte lachte.
«Na? Aufgewacht? Schön, dann können wir ja anfangen.»
Er öffnete die schwarze Ledertasche und entnahm ihr einige metallische Gegenstände, die er säuberlich auf einem Metallständer neben dem Tisch ablegte. Aus seiner Hosentasche zog er ein Stofftaschentuch und begann die Instrumente auf dem Tisch zu polieren. Sorgfältig prüfte er jedes einzelne und hielt es ins Licht des Strahlers, bevor er es wieder zurück legte.
Martin sah ihm zu und verstand nicht, was da vor sich ging. Der Alte, mit seiner Arbeit zufrieden, nahm eines der Instrumente zur Hand und näherte sich seinem Opfer. Das Skalpell glitt mühelos durch Martins Kleider hindurch in seinen Oberschenkel hinein. Er brüllte und warf sich in seine Fesseln. In diesem Moment begriff er, dass er den Keller nicht mehr Lebend verlassen würde.
Einige Monate nach dem das sechste Opfer gefunden worden war, bezog ein neuer Mieter das Haus, dem der Alte gegenüber wohnte. Jeden Morgen beobachtete er den Alten, wie er auf seinen Stock gestützt die Zeitung holte. Eines Abends klingelte es an der Haustüre und der neue Mieter öffnete. Vor ihm stand der Alte Mann und lächelte ihn freundlich an.
«Guten Abend. Bitte Entschuldigen Sie die späte Störung, aber könten Sie mir wohl bei einem schweren Paket behilflich sein?»