Nachgedacht.

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Manche Dinge bleiben am Wegesrand liegen.
Der Vogelknochen, den mir mein Bruder als Dinoknochen verkaufte.
Die 10er Murmel, mit der ich damals den ganzen Pott kassierte.
Ewig offene Wunden.
(Sich in diesem Wissen wie Jesus fühlen).
Die Sanduhr vom Mond. Ein Geschenk des kleinen Prinzen.
(Der Sand floss darin nach oben. Man konnte mit ihr die Zeit nicht nur
anhalten, man konnte sie zurück drehen. Leider wurde sie durch die
aufsteigenden Sandkörner immer leichter und entschwand Richtung Mond.
Aber ich sah mich…dieses eine Mal).
Das erste Gespräch mit den Fischen (die Wellen übersetzten).
Kilgore Trout´s Lächeln, als er mir die Hand schüttelte.
Die letzten Stunden an Mutters Seite.
Küsse und ‚machs gut‘.
Stimmen.
Liebe und Himmel und Hölle und Hölle.
Den Tod im Arm zu halten. Zu tragen. Schwer, so schwer.
Träume…
…und irgendwo dazwischen Gott.

Ich möchte dem Nichts
alles überlassen.
Den Zufall,
mich, das Universum.
Auch Gott.

All die Abziehbilder meines Seins.
Ich am Wegesrand.
Wie ich mir zuwinke auf meinem Weg.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Otto,

gerade in Stunden des endgültigen Abschieds tauchen diese (Abzieh)bilder wieder auf.
Sehr starker Schluss!

Mit viel Wehmut und doch gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

HerbertH

Mitglied
es ist nicht Depression, eher Melancholie. Ein Sich-neben-sich-stellen, wie die Hand, die die Hand malt, die die Hand malt ...
 

Walther

Mitglied
hi otto,

ich habe überlegt, ob ich dir mein nach(t)gedacht, was ich, durch den obigen text, aber mehr durch seinen titel, inspiriert, verfaßt habe. jedenfalls macht dein gedicht sehr nachdenklich. man könnte es fast als ein fazit sehen.

lg w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lieber otto,

es ging mir schon oft in den letzten Jahren so, hier wieder und besonders intensiv: ich habe manchmal den Eindruck, dass ich den Text geschrieben habe. So nah sind mir deine Worte, diese Szenen und Gedanken, diese Gefühle, die rüberkommen ... sprachlos ...

LG
Bernd

p.s. Vielleicht greife ich in der Wertung etwas hoch, aber hier kann ich nicht anders.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo otto,
gefällt mir sehr,
vor allem dieser magische realismus, das verlieren
von dingen die nur kinder besitzen, die man nicht verliert
im eigentlichen sinne, sondern die einen verlassen.
( tolles bild mit der sanduhr vom kleinen prinzen)#

ja , abziehbilder; ist man dann endlich nackt, wenn alle
abziehbilder am weges rand liegen?
oder können es auch brotkrumen sein, die einen wie hensel und gretel wieder heim führen?

oder, sind diese dinge palimpseste, schichtungen, haut -aufgetragenes, ezählen sie uns etwas, flüstern sie abends,
vielleicht von dem nichts...
wer weiß

ralf
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
wer bin ich, dass ich irgendetwas beurteilen könnte?
ich versuche meinen spuren zu folgen. dies allein
ist aufgabe genug. danke!
 



 
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