Nachgedacht

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
...und so sitze ich auf dem Dach
und warte darauf
ein Teil des Mooses zu werden
Bis dahin denke ich
an all die Träume
von denen die Sterne erzählten
Vergleiche
Realität und
Traum
Komme zu dem Schluss
dass sich das Warten lohnt

...und ich erzähle den Sternen davon
wie es ist so zu sein
und die Bäume ringsherum beginnen bedächtig
zu lauschen
und jetzt schlängeln sich ihre Wurzeln
hinauf zu mir aufs Dach
beginnen mich zu umarmen

...und der Wind singt sein Lied dazu
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Otto,

das gefällt mir inhaltlich sehr gut. Für meinen Geschmack gibt es allerdings zu viele Zeilenumbrüche - aber was verstehe ich schon von Lyrik!

Gruß, Ciconia
 
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Lieber Otto Lenk,

dein Gedicht Nachgedacht ist ein Naturgedicht der romantischen Tradition. Ein einsamer Beobachter nutzt die Natur als Ideal einer gesellschaftsfreien Gegenwelt, in der er sich und sein Seelenerleben spiegeln kann. Gegen diese Art der Naturverklärung gab es schon im 19. Jahrhundert (z.B. bei Heine), im größeren Ausmaße aber dann im 20. Jahrhundert Stellungnahmen, zumal die zunehmende Umweltzerstörung durch den Menschen das Bild der Natur als Ort des Idealen nicht mehr aufrechterhalten konnte. Doch auch, wenn eine solche Art von Lyrik von einigen in die Ecke des Kitsches gedrängt wurde, bin ich froh, dass es auch heute noch zahlreiche Gedichte gibt, die die Natur im beschriebenen Sinne stilisieren.

Es ist nämlich in meinen Augen einer der größten Schätze unserer geistigen Erlebniswelt, uns selbst vor dem Hintergrund einer nicht von uns geschaffenen, also einer ohne unser Zutun gegebenen Welt zu reflektieren. Auch wenn diese naturgegebene Umwelt im heute oft proklamierten Zeitalter des Anthropozäns nicht mehr der Realität entsprechen dürfte, ist die Idee der unberührten Natur meiner Meinung nach auch weiterhin von immenser Wichtigkeit, um unser Menschsein auf der Erde in eine Relation zu setzen, welche nicht dem prometheischen Größenwahn verfällt, an dem unsere auf technologischen Fortschritt ausgerichtete Gesellschaft meiner Ansicht nach krankt.

In diesem Sinne empfinde ich dein Gedicht als eine wohltuende Abwechslung in diesem Getriebe. Es zeigt, wenn auch vielleicht unbewusst, was verloren ginge, würden wir die Natur nicht mehr als eine Gegebenheit erleben, sondern nur noch als Bühne menschlicher Gestaltung.

Ich habe dein Gedicht gern gelesen!

Herzliche Grüße
Frodomir
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Ein sehr inniges Gedicht. Bildstark. Mit bedächtig gewählten Zeilenumbrüchen. Die letzte Zeile stört mich. Aber es ist albern, darüber zu meckern. Solche Gedichte sind selten.
Gruß Joe
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Sehr schön, intensiv, lyrisch. Ja, die letzte Zeile könnte man...
Aber wie Joe schon sagte, darüber wäre es albern zu meckern.

LG
Cellist
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hello, Otto!

Die letzte Zeile ist nicht nur bedenkenlos kitschig, sie ist auch "zu häufig" (and the wind cries Mary ...)

Und vorher schon, diese anthropomorphen Bäume - nein, das ist nicht die Natur. Die Sterne des Gedichts sind keine Sterne, sondern Wunschpartnerprojektionen. Das Moos ist kein Moos, der Traum ist kein Traum.

Moos, Sterne, Bäume, Träume, liedersingende Winde - - wie wäre es (in der Reihenfolge der aus dem Gedicht aufgegriffenen Gemeinplätze, alternativ) mit Flechten, Radiosendern, vergessenen Freunden, Mittagschlafphantasien, frühmorgenlicher Durchlüftung des Schlafzimmers? Wenn es schon nicht die kleinen Nebensächlichkeiten des Tages sind?

grusz, hansz
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Otto,
Wie der ein schönes Gedicht von dir.
Mir gefällt immer sehr dieses “und…” Es zieht mich rein in das Geschehen.
Ja, und die letzte Zeile könnte man…(muss aber nicht)
Gruss, Ji
 



 
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