Nacht der Engel

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poetix

Mitglied
Nacht der Engel


Was ist es, das die eine Nacht
von allen so besonders macht?
Wichtig ist nicht, dass es schneit:
Die Weihnachtsnacht ist eine Zeit,
da Himmelsengel Menschen werden.
In dieser Nacht sind sie auf Erden
und wollen unsre Leiden teilen,
mit uns von Stund zu Stunde eilen.
Sie geben sich nicht zu erkennen,
die Liebe würde uns verbrennen.

Man trifft die Engel unverhofft,
und wundert sich dann später oft;
denn wenn sie durch die Lande wandeln,
dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein strömt in Bächen,
wir weinen über unsre Schwächen.
So manche Prüfung hier im Leben
wird uns auch weiter aufgegeben.
Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
und doch ist Weihnacht wunderbar.


poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo Art.Z.
Danke für die Rückmeldung. Das Thema Weihnacht birgt immer die Gefahr, ins Gewöhnliche abzugleiten. Ich hatte gehofft, das vermeiden zu können. Aber vielleicht ist das auch Geschmacksache. Über die Bezeichnung "flott" freue ich mich jedenfalls.
Viele Grüße
poetix
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo poetix,

für die LL-Lyriker ist der Text vielleicht tatsächlich etwas zu unspektakulär. In einem anderen Rahmen könnte es anders sein. Kommt wie so oft auf die Zielgruppe an.

Folgendes ist mit aufgefallen: Der Rhythmus funktioniert (bei mir) dann, wenn ich die Betonung auf folgende Silben lege:

[blue]Wich[/blue]tig [blue]ist[/blue] nicht, [blue]dass[/blue] es [blue]schneit[/blue]:
Die [blue]Weih[/blue]nachts[blue]nacht[/blue] ist [blue]ei[/blue]ne [blue]Zeit[/blue],


Ich tendiere aber beim Lesen dazu, eher das "nicht" zu betonen, und damit komme ich leicht ins Stolpern.

Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
Ja, so ist es wohl. Und trotzdem - man sollte die Hoffnung nicht aufgeben.

Viele Grüße

NDK
 

poetix

Mitglied
Nacht der Engel


Was ist es, das die eine Nacht
von allen so besonders macht?
Es ist nicht wichtig, dass es schneit:
Die Weihnachtsnacht ist eine Zeit,
da Himmelsengel Menschen werden.
In dieser Nacht sind sie auf Erden
und wollen unsre Leiden teilen,
mit uns von Stund zu Stunde eilen.
Sie geben sich nicht zu erkennen,
die Liebe würde uns verbrennen.

Man trifft die Engel unverhofft,
und wundert sich dann später oft;
denn wenn sie durch die Lande wandeln,
dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein strömt in Bächen,
wir weinen über unsre Schwächen.
So manche Prüfung hier im Leben
wird uns auch weiter aufgegeben.
Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
und doch ist Weihnacht wunderbar.


poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo NewDawnK,
vielen Dank für den nützlichen Kommentar. In Zeile 3 hatte ich mich tatsächlich vergallopiert und es nicht gemerkt. Nach der Änderung ist jetzt zwar immer noch nicht das "nicht" betont, aber die Metrik entspricht jetzt der der anderen Zeilen. Wenn man das "nicht" betonen will, muss man wahrscheinlich noch mehr umstellen. Ich werde mal drüber nachdenken. Ja, und die Welt: Ich weiß nicht, ob sie wirklich, wie die Philosophen sagen, die beste aller möglichen ist, aber solange es noch Weihnachten gibt...
Viele Grüße
poetix
 

Curd Belesos

Mitglied
moin moin poetix.


Meine Erwartungen an den Text werden von der Strophe eins
gut erfüllt.

Der Anfang der Strophe zwei entspricht noch dem Niveau.

Doch ab Zeile vier geht der Text ins Banale über. Unschöne Klischees, die der vorausgegangene Text nicht verdient hat.

In der jetzigen Form würde ich ihn unter fünf bewerten.

Aber, es ist dein Text, trotzdem warte ich gerne auf eine eventuelle Änderung.

LG
CB
 
O

orlando

Gast
Hallo Christoph,
mir scheint das Gedicht ordentlich gemacht und durchaus nicht sonderlich banal.
Die ganze Weihnachterei ist halt nicht leicht zu verdichten; dein Versuch zeigt guten Sprachfluss und die üblichen Metaphern, ohne abzugleiten.
Weihnachtsgedichte sind eh Geschmackssache - das fängt schon bei den Engeln an ...
Ich finde den Text insgesamt überdurchschnittlich gut.
LG, orlando
 

poetix

Mitglied
Hallo Curd Belesos,
vielen Dank für deinen aufrichtigen Kommentar. Ich glaube zu verstehen, was du meinst: Ab Zeile 4 der zweiten Strophe wird das engelhafte Bild zerstört. Das ist meiner Meinung nach der Realität geschuldet. Es gibt beides, das Engelhafte und das Kitschige. Beides zusammen macht Weihnachten aus und ist schwer unter einen Hut zu bringen. Ich wollte damit eigentlich niemandes Gefühle verletzen. Sollte ich es doch getan haben, tut es mit leid. Ich weiß nicht genau, ob ich dich wirklich richtig verstanden habe. Auf jeden Fall werde ich noch einmal über die Sache nachdenken, kann dir aber nicht versprechen, zu einer Lösung zu kommen, die dir gefällt.
Viele Grüße
poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo orlando,
vielen Dank für deinen ermutigenden Kommentar. Das ist wirklich wohltuend, dass du es so positiv siehst. Ich hatte fast schon angefangen, an dem Gedicht zu zweifeln.
Viele Grüße
Christoph
 

Curd Belesos

Mitglied
hi, Christoph

das Gedicht ist gut. Es gibt keinen Grund zum Zweifeln.

Deine Aussage, Weihnachten hat zwei Seiten, teile ich, nur betonst du die eine zu stark.

dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein strömt in Bächen,
Die zwei Zeilen erscheinen mir wie ein Fremdkörper in deinem Gedicht und sind mir für die Zweite Seite dann aber zu wenig beschrieben.

Es ist wie in der Liebe, entweder man ist treu, oder man lässt sich verführen.

Bleib dir treu.

Curd
 

poetix

Mitglied
Hallo Curd,
vielen Dank dir auch für diese Nachricht. Ja, die engelhafte Seite war mir das wichtigere Anliegen. Nur dachte ich, sie nicht besingen zu dürfen, ohne die andere, die kitschige, anzuprangern. Dass da ein Bruch ist, liegt in der Natur der Sache. Vielleicht habe ich es auch nicht optimal gelöst. Auf jeden Fall freue ich mich, dass du es so siehst, wie du schreibst, und dass du mich ermutigst.
Viele Grüße nochmal
Christoph
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Poetix,

falls Du die beiden Zeilen noch einmal bearbeiten möchtest, hier noch ein paar Gedanken meinerseits:

dann trieft der Zucker von den Mandeln.

Das Verb "triefen" wird oft in einem völlig anderen Zusammenhang benutzt: Fett trieft, die Nase trieft etc. Das könnte den Leser irritieren. Wie wäre es z.B. mit "schmelzen" oder "rieseln" - je nachdem, welches Bild Dir vorschwebt.

Man singt, der Glühwein strömt in Bächen,

Vielleicht: "Der Glühwein wärmt beim Zechen"? Obwohl Zechen auch schon wieder etwas unweihnachtlich grob klingt ... ;)

Viele Grüße

NDK
 

molly

Mitglied
Mir gefällt Dein Gedicht auch.

"dann trieft der Zucker von den Mandeln"
wie wäre es mit:
riecht es nach Zimt und Zuckermandeln
Gruß
molly
 

poetix

Mitglied
Hallo NDK,
vielen Dank für deine Vorschläge.
Was ich mir bei Triefen gedacht hatte, war schon ähnlich wie beim Fett, nur eben der geschmolzene Zucker von den gebrannten Mandeln, auch hatte ich gedacht an "es trieft vor Sentimentalität" eben in Verbindung mit zuckriger Süße. Mir gefiel dieses Bild eigentlich.
Mit dem Zechen hast du schon den Punkt erkannt: Es ist schon ein bisschen mehr als nur Trinken und klingt nicht wirklich weihnachtlich. Wie wäre es mit "der Glühwein fließt in Bächen"?
An der Stelle war ich mit tatsächlich nicht ganz sicher und werde noch weiter überlegen.
Vorerst nochmals Dank und viele Grüße
poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo Molly,
vielen Dank für deinen Vorschlag.
In der Tat würde er die Stelle "entschärfen", der Bruch würde verschwinden. Nur war der Bruch ja ursprünglich gewollt: Der schroffe Übergang vom Romantischen zum Zynischen, wie er sich bei der Betrachtung des Weihnachtsrummels manchmal einstellt. Erst in der letzten Zeile kommt dann die fast unlogische Versöhnung beider Positionen. Aus diesem Grunde würde ich gern, wenn ich das durchhalten kann, dabei bleiben.
Dir nochmals Dank und viele Grüße
poetix
 

poetix

Mitglied
Nacht der Engel


Was ist es, das die eine Nacht
von allen so besonders macht?
Es ist nicht wichtig, dass es schneit:
Die Weihnachtsnacht ist eine Zeit,
da Himmelsengel Menschen werden.
In dieser Nacht sind sie auf Erden
und wollen unsre Leiden teilen,
mit uns von Stund zu Stunde eilen.
Sie geben sich nicht zu erkennen,
die Liebe würde uns verbrennen.

Man trifft die Engel unverhofft,
und wundert sich dann später oft;
denn wenn sie durch die Lande wandeln,
dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein ruft zum Zechen,
wir weinen über unsre Schwächen.
So manche Prüfung hier im Leben
wird uns auch weiter aufgegeben.
Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
und doch ist Weihnacht wunderbar.


poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo NDK,
habe jetzt doch dein "Zechen" übernommen. Wahrscheinlich passt es doch, zumal wir uns ja hier im zynischen Teil des Gedichts befinden.
Nochmals vielen Dank
poetix
 

poetix

Mitglied
Nacht der Engel


Was ist es, das die eine Nacht
von allen so besonders macht?
Es ist nicht wichtig, dass es schneit:
Die Weihnachtsnacht ist eine Zeit,
da Himmelsengel Menschen werden.
In dieser Nacht sind sie auf Erden
und wollen unsre Leiden teilen,
mit uns von Stund zu Stunde eilen.
Sie geben sich nicht zu erkennen,
die Liebe würde uns verbrennen.

Man trifft die Engel unverhofft,
und wundert sich dann später oft;
denn wenn sie durch die Lande wandeln,
dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein ruft zum Zechen,
wir weinen über unsre Schwächen.
So manche Prüfung hier im Leben
wird uns auch weiter aufgegeben.
Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
und doch wird plötzlich vieles klar.

Ein Engel steht dir jetzt zur Seite,
dass er dich in Vergangnes leite:
Die Kindheit, Jugend, alte Liebe,
du wünschst vergeblich, dass sie bliebe.
Die Engel heilen unsre Seelen,
sie sagen uns, wo wir noch fehlen.
Wir können diese Plätze finden
und uns an unsre Lieben binden.
Hat nicht am Ende diese Nacht
ein bisschen Gutes noch gebracht?


poetix
 

poetix

Mitglied
Nacht der Engel


Was ist es, das die eine Nacht
von allen so besonders macht?
Es ist nicht wichtig, dass es schneit:
Die Weihnachtsnacht ist eine Zeit,
da Himmelsengel Menschen werden.
In dieser Nacht sind sie auf Erden
und wollen unsre Leiden teilen,
mit uns von Stund zu Stunde eilen.
Sie geben sich nicht zu erkennen,
die Liebe würde uns verbrennen.

Man trifft die Engel unverhofft,
und wundert sich dann später oft;
denn wenn sie durch die Lande wandeln,
dann trieft der Zucker von den Mandeln.
Man singt, der Glühwein ruft zum Zechen,
wir weinen über unsre Schwächen.
So manche Prüfung hier im Leben
wird uns auch weiter aufgegeben.
Die Welt bleibt meistens, wie sie war,
und doch wird plötzlich vieles klar.

Ein Engel steht dir jetzt zur Seite,
dass er dich in Vergangnes leite:
die Kindheit, Jugend... alte Liebe
(du wünschst vergeblich, dass sie bliebe).
Die Engel heilen unsre Seelen,
sie sagen uns, wo wir noch fehlen.
Wir können diese Plätze finden
und uns an unsre Lieben binden.
So haben wir dann selbst gewählt,
was letzten Endes für uns zählt.

poetix
 



 
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